Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. 53. Bd. Nr. 5
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Für die Zeit, zu der die Voraussage gegeben werden kann, ist zunächst der gefundene Zeitunterschied
von 8 Stunden für das H.W. und 13 Stunden für das N.W. maßgebend. Man kann aber auch für längere
Perioden, allerdings mit abnehmender Genauigkeit Vorschätzungen abgeben, wenn man unter Annahme
gleichbleibender meteorologischer Verhältnisse oder durch Benutzung von Wettervorhersagen mit der
ausführlichen Gleichung 72/73) arbeitet, in der die Einflüsse von Wind und Luftdruck weitgehend durch
die vorhergehenden Wasserstände zurückgedrängt sind. Für die letzteren wird in einem solchen Falle
bereits ein vorausberechneter Wert eingesetzt.
Bisher werden die Wasserstandsvoraussagen für das Nachthochwasser und das Vormittagshochwasser
abends an den Rundfunk ausgegeben. Die erste dieser Schätzungen könnte in Zukunft durchweg,
d. h. bei pünktlicher Übermittelung der Wettermeldungen von der Nordsee, unmittelbar berechnet werden,
die zweite auf Grund vorausberechneter vorhergehender Wasserstände. Eine Berichtigungsmöglichkeit
besteht noch am Vormittag des nächsten Tages. Allgemein hängt die Möglichkeit einer brauchbaren
langfristigen Wasserstandsvoraussage von der Genauigkeit ab, mit der die Wetterverhältnisse vorher
bestimmt werden können.
Die in der vorliegenden Arbeit für den speziellen Fall eines Tideflusses angewandten Berechnungs
verfahren und gefundenen Gesetzmäßigkeiten lassen sich ebenfalls auf die Wasserstandsverhältnisse in
den Seegaten und den Prielen des Wattenmeeres anwenden. Hier entfällt im allgemeinen nur der Ober
wasserzufluß. Die Untersuchungsmethode selbst läßt sich mittels Ersatz des Luftdruckdreieckes durch
ein räumlich erweitertes Netz von Beobachtungspunkten, durch Berücksichtigung der vorhergehenden
Wasserstände an verschiedenen Stellen des Wattenmeeres und durch die Einbeziehung mehrerer zeitlich
aufeinanderfolgenden Beobachtungen der einzelnen Größen dabei jeweils den örtlichen Verhältnissen an
passen.