Skip to main content

Full text: 53, 1934/35

60 
Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 53. Bd. Nr. 5 
geben die vorhergehenden Wasserstände einen Teil der Windwirkung wieder, und zwar genauer als die 
unmittelbare Bezugnahme auf den mittleren Wind, sobald die Funktion zwischen Stau und Wind keine 
geradlinige mehr ist, zweitens enthalten die vorhergehenden Wasserstände noch die eigentliche Beein 
flussung des Staues durch die Abflußverhältnisse. Das letztere wird vorwiegend der Fall sein, wenn die 
Sturmflutperiode abflaut. Die Wasserstände werden sich dann nur langsamer senken, als nach den Wetter 
verhältnissen zu erwarten wäre, da der Fluß die über das durchschnittliche Maß hinaus auf gespeicherten 
Wassermengen nicht in einer Tide abgeben kann. Dieser Vorgang läßt sich in Fig. 24 am 17. und 18. 
sowie am 25. und 26. Januar genau verfolgen. Der Anstieg der Sturmflut wird von beiden Formeln A 
und B verhältnismäßig schlecht wiedergegeben, bei der Beziehungsgleichung A deshalb, weil die vorher 
gehenden Wasserstände niedrig sind und der Aufstau durch den Wind, der in dieser Gleichung nur 
schwach beteiligt ist, erregt wird; bei der Gleichung B deshalb, weil sowohl die Schnelligkeit der Wind 
wirkung eine größere ist als im Durchschnitt (daher wird die Näherung für die folgenden Werte besser) 
als auch weil mit dem Anwachsen des Staues nach einem Potenzgesetz gerechnet werden muß. Beim 
Abflauen der Sturmflut erhebt sich dagegen die Linie der Gleichung A über und die Linie der Gleichung B 
unter den beobachteten Verlauf, d. h. die Entleerung des Flusses nach Hochwassern vollzieht sich zwar 
etwas schneller als gewöhnlich, beherrscht aber trotzdem den Ablaufvorgang. Die Form B würde eine 
noch weit schlechtere Näherung darstellen, wenn nicht infolge des größeren Zeitunterschiedes der Gleichung 
sich die aufstauenden Winde erst jetzt voll auswirken und dadurch den durch die geradlinige Beziehung 
entstehenden Verlust wieder ausgleichen. Man erhält also im absteigenden Ast der Sturmflut recht zu 
verlässige Werte. In der Praxis lassen sich die Abweichungen des ansteigenden Teils des Schwalls da 
durch vermindern, daß man den Zeitunterschied zwischen Wind und Stau verkürzt und den Windstau 
nicht aus der Beziehungsgleichung berechnet, sondern der dem Verlauf der Punkte der Fig. 13 und 14 
angepaßten Kurve entnimmt. 
Die geschilderten Beziehungen zwischen den Formeln A und B lassen sich auch auf kleinere An 
schwellungen übertragen. Allgemein ist zu unterscheiden, ob eine Anschwellung durch einen plötzlich 
einsetzenden Wind hervorgerufen wird — dann gibt Formel B genauere Stauhöhen — oder ob die 
Schwellung durch anhaltenden mäßig anstauenden Wind erzeugt wird, der den Abfluß mindert — dann 
findet eine allmähliche Steigerung des Wasserstandes statt, für dessen Ermittlung Formel A geeigneter 
ist. Das Entsprechende gilt für Abschwellungen. 
Rechnerisch lassen sich die Verhältnisse bei außergewöhnlichem Stau dadurch genauer festlegen, daß 
man eine eigene Untersuchung nach der gleichen Methode wie bisher für einen abgetrennten Bereich, 
etwa für Stauwerte größer als 1 m durchführt. Man wird dann in bezug auf Zeitverschiebung und Be 
ziehungskoeffizienten andere Größen als für den Gesamtdurchschnitt erhalten. Derartige Spezialbetrach 
tungen bieten nach dem geschilderten Verfahren keine grundsätzlichen Schwierigkeiten; sie werden nicht 
weiter behandelt, da sie über den Rahmen dieser Arbeit, die eine allgemeine Klärung der ange 
schnittenen Fragen anstrebt, hinausgehen. 
Der Anteil des Luftdruckes und des Oberwassers an der Entstehung hoher oder niedriger Fluten ist, 
wie aus Fig. 21 und 22 hervorgeht, gering. Von einem gefährlichen Einfluß des Oberwassers kann nicht 
mehr gesprochen werden. Gerade die stärksten Sturmfluten sind bei unterdurchschnittlichem Oberwasser 
eingetreten. 
Stauhöhen, die + lm überschreiten, treten nach Fig. 21 und 22 sehr selten auf. In Zahlen ist die 
Häufigkeit hoher Hochwasser 0,0276, hoher Niedrigwasser 0,0166; niedriger H.W. 0,0075, niedriger N.W. 
0,0044. Die geringe Anzahl außergewöhnlicher Stauwerte trägt ihrerseits dazu bei, daß bei einer 
statistischen Untersuchung diese Werte Zufälligkeiten stärker ausgesetzt sind als die stark besetzten 
Mittelklassen einer Verteilungstafel. Wenn trotzdem die Annäherung auch in den Fig. 21 und 22, ab 
gesehen von einigen Fällen, die Tatsache eines besonders großen Staues deutlich wiedergibt, so spricht 
das für die Zuverlässigkeit der Untersuchungsmethode auch beim Vorliegen vieler Fehlerquellen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.