Edgar Schnitze: Die nichtperiodischen Einflüsse auf die Gezeiten der Elbe bei Hamburg
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mitgeteilt werden können, da für die Hauptuntersuchung lediglich mit Luftdruckwerten gearbeitet wurde,
geben denjenigen Ansätzen recht (vgl. S. 21), die etwa eine quadratische Funktion für die Ausgleichslinie
einsetzen. Immerhin kann noch bis zu einem Stau von + 0,75 m mit einer Geraden gerechnet werden.
Die Unterschiede zwischen H.W. und N.W. sind dabei gering. Die Abweichungen von der Geraden sind
nach Tabelle 9 beim HYV.-Stau größer. Die der Punkteschar angepaßte Kurve in Fig. 14 zeigt zwar fast
die gleiche Krümmung, aber unter Berücksichtigung der Häufigkeit der Punkte ergibt sich trotzdem ein
geringeres g 2 —r 2 . Die von der Beziehungslinie entfernteren Punkte sind hier eben schwächer besetzt.
Beide Kurven sind ziemlich punktsymmetrisch. Die Wirkung von erhöhenden und erniedrigenden Winden
scheint hiernach daher annähernd die gleiche zu sein. Es bestehen jedoch insofern Unterschiede, als die
periodische Bewegung im Flußbett von der vorhandenen Wassertiefe abhängt, die mit den erhöhenden
Winden zunimmt. In diesem Falle findet die Gezeitenwelle weniger Widerstand, so daß der Tidenhub
anwächst. Der HYV.-Stau weist dann einen höheren und der N.W.-Stau einen geringeren Betrag auf als
bei ablandigen Winden. Im Gegensatz zu der graphischen Auftragung geht dieser Sachverhalt aus der
Rechnung (S. 54) deutlich hervor.
Auch bei Betrachtung der Beziehungslinien für die absoluten Luftdruckwerte 1925—1929 (Fig. 18 bis 20)
zeigt sich bei sehr hohem und sehr niedrigem Stau ein deutliches Abspringen der Punkte von der Geraden.
Da hohe Stauwerte überwiegend ein Erzeugnis des Windes sind, deuten diese Unregelmäßigkeiten ebenfalls
darauf hin, daß bei starken Winden eine größere Zunahme des Staues zu erwarten ist. Für hohen Luft
druck, der durchweg mit ablandigen Winden verbunden auftritt, biegt die Punktreihe bei allen drei Orten
ziemlich geschlossen nach unten ab. Bei niedrigem Luftdruck streuen die Punkte ohne einheitliche Richtung.
Daraus ist zu entnehmen, daß bei Tiefs die Windstauverhältnisse einen weniger engen Zusammenhang mit
dem an einem der drei Orte gemessenen Luftdruck aufweisen. Die Ursache dürfte in der räumlichen Aus
dehnung der Zyklone zu suchen sein, die bedeutend beschränkter ist als die einer Antizyklone. Die Luft
druckunterschiede der drei Orte sind infolgedessen größer, und ein einzelner Beobachtungspunkt ist weniger
maßgebend für die Charakterisierung der Wetterlage, als dies bei der gleichmäßigeren Luftdruckverteilung
eines Hochdruckkerns der Fall ist“ 9 ).
Die paarweise Korrelation zwischen Stau und Luftdruck in Yarmoutli und Tynemouth ist nahezu
Null. Lediglich der Luftdruck des Hamburg naheliegenden Ortes Blaavandshuk zeigt eine deutliche Ein
wirkung bereits in der Verteilungstafel. Sobald aber die Beziehungen der Luftdruckwerte untereinander
berücksichtigt und deren Einfluß ausgeschaltet wird, ergibt sich ein völlig anderes Bild. So wächst z. B.
r J5 = —0,0225 (— 0,1035) ,0 ) allein durch Berücksichtigung von 7 auf nsj — + 0,7174 (-)- 0,7013), durch
Berücksichtigung von 6 auf »-is.e — +0,1970 (+ 0,1747). Da sich leicht nachweisen läßt, daß = r+7,
wenn 5'— 5 — 7, so ist dieses plötzliche Anwachsen einer anfangs fast nicht vorhandenen Korrelation ein
Zeichen dafür, daß nicht der Luftdruck in Yarmouth, sondern das Luftdruckgefälle Yarmoutli—Blaavandshuk
einen großen Einfluß auf den Stau ausiibt. Man sieht daraus ferner, wie unsicher es ist, ohne Kenntnis
der natürlichen Zusammenhänge, aus den paarweisen Korrelationskoeffizienten Schlüsse ziehen zu wollen.
Für das Luftdruckgefälle Yarmouth—Tynemouth (6'=5— 6) gilt das gleiche. Nur geht aus den
partiellen Koeffizienten hervor, daß der Einfluß dieses Gradienten bedeutend geringer ist. Auch aus den
Fig. 13 und 14 (unten) ist zu ersehen, daß eine starke Streuung der Punkte über den Gesamtbereich vor
handen ist. Würde man die Beziehungslinie nur innerhalb des mittleren Teiles des Punkthaufens ziehen,
so würde man fast eine Parallele zur Luftdrucksgefällsachse erhalten, d. h. der Stau würde sicli durch den
Nebengradienten g 9 kaum beeinflussen lassen. Erst bei Gefällen g, 2 über — 5,0 mm entsteht die Neigung,
den Stau zu ermäßigen, da hier auch das Gefälle g x vorwiegend negativ ist, also östliche Winde herrschen.
Sonst stehen beide Gefälle g t und g 9 nur in sehr losem Zusammenhang (siehe Tabelle 7, S. 48, r 5 ' 6 '), so daß
von einer Zuordnung gewisser Windrichtungen zu gewissen Windstärken (Fig. 9) nicht gesprochen werden kann.
In der Beziehungsgleichung wurde gemäß Formel 39) der Übergang zu den Luftdruckgefällswerten
wieder vollzogen (Gleichung 74 a, 75 a). Die Form einer 3-Luftdruckgleichung (74, 75) eignet sich zwar
69 ) Siehe Koppen S. 47, Verz. Nr. 23.
,0 ) Die Werte in Klammern gelten für den N.W.-Stau.