Edgar Schultze: Die nichtperiodischen Einflüsse auf die Gezeiten der Elhe hei Hamburg
49
Bemerkenswert sind die Unterschiede zwischen den paarweisen und endgültigen Koeffizienten. Bei
der Beziehung 13 H.W. verschwindet ein anfangs hoher Koeffizient durch Berücksichtigung der übrigen
Einflüsse fast vollständig, während bei 15 das Umgekehrte der Fall ist. Das letztere hängt mit der Auf
teilung der Luftdruckgefälle in Luftdruckwerte zusammen. Die Unterschiede zwischen den Koeffizienten
der Gleichungen A und B verdeutlichen das Bild, das bereits aus den Formeln 72) bis 75) hervorgeht.
In Tabelle 9 ist eine Zusammenstellung nach Formel 62) zur Beurteilung der Linearität gebracht:
Tabelle 9.
Paarweise Korrelationskoeffizienten und Korrelationsverhältnisse.
Beziehung
H.W.
N.W.
r
e
g 8 — r 2
r
e
g 8 — y 2
12
+ 0,1342
+ 0,2380
+ 0,0386
+ 0,1692
+ 0,2857
+ 0,0520
13
+ 0,7302
+ 0,7349
+ 0,0069
+ 0,8233
+ 0,8247
+ 0,0022
14
+ 0,8737 ° 4 )
+ 0,8725
+ 0,0000
+ 0,7677 M )
+ 0,7672
+ 0,0000
15
- 0,0225
- 0,1379
+ 0,0185
- 0,1035
- 0,1780
+ 0,0210
16
- 0,1022
— 0,1650
+ 0.0168
- 0,1799
- 0.2671
+ 0.0390
17
- 0.4604
- 0,4800
+ 0,0184
-0,5312
- 0,5551
+ 0,0259
15'
+ 0,801
+ 0,834
+ 0,051
+ 0,810
+ 0,818
+ 0,013
16’“)
+ 0,271
+ 0,339
+ 0,042
+ 0,240
+ 0,251
+ 0,005
Danach sind die vorhergehenden Wasserstände und die Luftdruckwerte durch die lineare Annäherung
verhältnismäßig gut wiedergegeben, etwas weniger ist dies beim Oberwasser der Fall. Die größten Ab
weichungen finden sich bei den Werten für das Luftdruckgefälle bei H.W. Zu dem gleichen Ergebnis
gelangt man bei Betrachtung der Fig. 13 bis 20.
Über die Frage, bis zu welchem Werte von o 2 —-1' 2 noch geradlinige Beziehungen angenommen werden
dürfen, fehlen in der Literatur zuverlässige Angaben. Ein fester Wert läßt sich wohl kaum angeben, da
die Größen der erforderlichen Annäherung wesentlich vom Gegenstände und Zweck einer Untersuchung
abliängen dürfte. Daß die in Tabelle 9 enthaltenen Werte noch in den zulässigen Grenzen schwanken,
ergibt sich aus der hohen Gesamtkorrelation der Beziehungsgleichungen. Die Arbeit von Meyer 66 ) zeigt,
daß man schon mit gröberer Annäherung zu brauchbaren Resultaten kommen kann.
Von der Frage der Zulässigkeit der Annahme geradliniger Beziehungen für die Zwecke der Rechnung
ist zu trennen die Frage nach der wirklichen Form der Beziehungen, die nunmehr untersucht werden soll.
C. Einfluß der Abflußverhältnisse.
Die Beziehungsgleichungen für den H.W.- und den N.W.-Stau unterscheiden sich in der Form A
merkbar durch die Koeffizienten für die vorhergehenden Wasserstände. Dabei ist der H.W.-Stau praktisch
nur eine Funktion des vorhergehenden N.W., während der N.W.-Stau von beiden vorhergehenden Wasser
ständen abhängt. Hierdurch wird bestätigt, daß sich Abflußverhältnisse in der auf S. 31 beschriebenen
Weise vollziehen. Wie zu erwarten, geht der unmittelbare Einfluß des Wetters im Vergleich zur Be
ziehungsgleichung B zurück. In der letzteren unterscheiden sich die Korrelationskoeffizienten für H.W.
und N.W. nicht mehr wesentlich voneinander. Da zeitlich immer ein H.W. und das ihm folgende N.W.
zusammengehören, überrascht es nicht, daß auch die Größenordnung der Wettereinflüsse die gleiche bleibt.
Die Abhängigkeitsverhältnisse des Staues von den vorhergehenden Wasserständen sind insofern für
wasserbauliche Berechnungen von Interesse, als bei Tideflüssen Wassermengen- und Korrektionsberechnungen
mit mittleren Tiden durchgeführt werden. Zu dem Begriff einer „mittleren Tide“ gehört, daß sowohl die * 65
**) Die Tatsache, daß g<r, ist auf Ungenauigkeiten in der dritten und vierten Dezimalen zurückzuführen, die durch
die Berechnung in Klassen entstehen. Theoretisch kann r nur <g sein.
65 ) Versuchsrechnnng 1928.
6G ) Meyer a. a. 0. Tabelle 1 S. 29.