Edgar Schnitze: Die nichtperiodischen Einflüsse auf die Gezeiten der Elbe bei Hamburg
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An der Ausmerzung der letzteren Möglichkeit bestellt kein Interesse, da die Beziehungen f 1 oft linear
sind und daher leicht behandelt werden können, während die Beziehungen f 2 bei einem Vergleich beider
Reihen gar nicht in Erscheinung treten. Um diesen Fall handelt es sich bei den periodischen Bestand
teilen der Einflüsse auf den Stau. Ihre Beibehaltung ist also nicht nur zulässig, sondern durchaus
wünschenswert, da erst hierdurch die volle Größe eines Einflusses erhalten wird.
Die periodischen Bestandteile der Einflüsse auf den Stau sind hauptsächlich Jahresschwankungen,
weil alle Abfluß- und Wettergrößen von dem Lauf der Sonne abhängen. So hat die Stärke und Häufig
keit der Winde im Dezember etwa ein Maximum und im Mai, Juni ein Minimum. Das Oberwasser
erreicht seinen Höchstwert meist im April und den Kleinstwert im September.
Da man diese Bestandteile bisher nicht aus den Beobachtungen der Einflüsse entfernt hat, ist
eigentlich zu fordern, daß auch ihre Wirkung, der Stau, noch diejenigen periodischen Bestandteile enthält,
die von diesen Einflüssen herrühren. Das ist aber nicht zu erreichen, denn die Perioden der Wasser-
standssclnvankungen sind nicht nach ihren Ursachen, sondern nach ihrer Dauer ausgesiebt worden. Eine
Trennungsmöglichkeit ist grundsätzlich nicht vorhanden.
Günstiger liegen die Verhältnisse für die Tagesschwankungen, wie sie z. B. beim Luftdruck auftreten,
der gegen 9 und 21 Uhr ein Maximum und gegen 4 und 16 Uhr ein Minimum aufweist, oder bei der Wind
stärke, die nachmittags ihren Größtwert und nachts ihren Kleinstwert hat. Diese Perioden sind bei der
Vorausberechnung nicht mit einbezogen worden (vgl. S. 17) und daher sowohl in der Ursache wie in
der Wirkung enthalten.
Es ist also nicht zu vermeiden, daß auf Grund des vorhandenen Materials Einflüsse auftreten, die
gewisse Perioden enthalten, deren Wirkung auf den Stau bereits ausgemerzt ist. Dieser Zustand ist in
Fig. 6 schematisch dargestellt. Es sei angenommen, daß zwei Größen geradlinig voneinander abhängig
sind. Die Ursache setze sich aus einer Periode und einem unregelmäßigen Bestandteil zusammen; bei
der Wirkung sei der periodische Anteil beseitigt. Die Abweichungen der berechneten von der wirklichen
Wirkung verlaufen dann in der Form der einseitig vorhandenen Periode. Ob der hierdurch in das Material
getragene Fehler vernachlässigt werden darf, kann nur an Hand des Materials selbst ermittelt werden,
und zwar auf folgende Weise:
Die Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung seien ursprünglich geradlinig von der Form y = ax.
Wird dann in der Wirkungsreihe eine Periode ausgeschaltet, in der Ursachenreihe dagegen nicht, so
nehmen die Beziehungen zwischen beiden Größen die Form y — ax-\-b — <pj an, sind also nicht
mehr geradlinig. Nun gibt es in der Korrelationsrechnung eine Maßzahl für das Vorhandensein linearer
Zusammenhänge (siehe S. 39). Ist also die Geradlinigkeit der Beziehungen nach diesem Kriterium noch
in genügender Annäherung vorhanden, so ist das ein Beweis dafür, daß die Fehler, die infolge einseitig
ausgesiebter Perioden entstanden sind, so gering werden, daß sie vernachlässigt werden können. Wie
später gezeigt werden wird, trifft das bei sämtlichen Einflüssen zu (siehe S. 49).
III. Abschnitt.
Die Einflüsse auf den Stau.
A. Das Oberwasser.
In den Gleichungen 7) und 9) war für den Anteil des Flusses am Stau die Größe Iif gefunden. Den
Betrag dieser Wasserstandsgröße an der untersuchten Stelle im Tidegebiet zu messen, fehlt jede Mög
lichkeit. Man muß vielmehr zur Ermittlung einer Größe, die dem Einfluß des Stromes proportional ist,
soweit stromaufwärts gehen, bis man eine wenigstens von der gewöhnlichen Wirkung der Gezeiten
unbeeinträchtigte Wasserstandsbewegung vorfindet. Sofern keine Nebenflüsse auf der Zwischenstrecke