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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 55. Bd. Nr. 1.
bewirkt werden. Fraglich bleibt es daher, ob die nördlichen und südlichen Auslappungen der Kon
vergenzlinie für bestimmte Stellen festliegen, oder ob sie ihre Lage häufig ändern. Wenn das letztere
der Fall wäre, müßten bei einer genügend großen Zahl von Beobachtungen im Mittel die Ausbuchtun
gen fortfallen. Die Frage kann noch nicht definitiv beantwortet werden. Die stellenweise gute
Uebereinstinnnung der Konvergenzlinie und der Wirbel mit den Gebieten geringster Geschwindig
keit rechtfertigt die Lage dieser Singularitäten. Auf eine nähere Untersuchung über den Zusammen
hang zwischen den Singularitäten und den ozeanographischen Elementen muß verzichtet werden. Die
Beantwortung dieser Frage erfordert schon eine Sonderbearbeitung, wodurch die Synopsis dieser Ab
handlung verloren gehen würde. Immerhin sei auf die Eigenarten der meridionalen Dichtekurven
der Oberfläche des Nordatlantischen Ozeans im subtropischen Konvergenzgebiet (z. B. bei G. Castens,
6, Tafel 5b und 5) verwiesen.
Mit dem Kanaren ström schließt sich das Strombild des Nordatlantischen Ozeans. Daß er
nicht als Fortsetzung des Golfstromes bezeichnet werden kann, hat H. Thor ade (39) betont. Nicht
nur seine größere Geschwindigkeit, sondern auch höhere Beständigkeit unterscheidet ihn von den
Ausläufern des Golfstromes. Diese zeigen etwa 25 bis 50 Prozent Beständigkeit und weniger, wäh
rend diè Beständigkeitsstufe 50 bis 75 Prozent deutlich mit dem Nordostpassat eine jahreszeitliche
Schwankung zeigt. Da sich die Beständigkeitsstufen besser als die Geschwindigkeiten abgrenzen lie
ßen, wurde die Beständigkeitsstufe 50 bis 75 Prozent als Abgrenzung des Kanarenstromes verwendet.
Im Dezember, Abb. 24 (Tafel 6), beginnt die Beständigkeitsstufe 50 bis 75 Prozent etwa bei 29 0
N. B. Sie steigt mit dem Passat bis zu ungefähr 38° N. B. im Juli. Abb. 19 (Tafel 5), wo auch der
Passat seine nördlichste Lage erreicht. Die Gruppe der kanarischen Inseln bewirkt natürlich als ein
Stromhindernis Richtungsänderungen der Strömungen. Durch die Mittelbildung sinkt demgemäß die
Beständigkeit und die Geschwindigkeit; die Beobachtungen zeigen weniger als 50 Prozent Beständig
keit. und die Geschwindigkeit sinkt unter 5 sin im Etmal.
Zur näheren Untersuchung des Ursprungs des Kanarenstromes wurde für das Fünfgradfeld 30°
bis 55° N. B. und 10° bis 15° W. L. die mittlere Beständigkeit von Wind und Strom für jeden Mo
nat berechnet, Abb. 10 (Tafel 3). Es wurden nur die Eingradfelder mit fünf und mehr Strombeob
achtungen verwendet, von denen für jeden Monat etwa 12 vorhanden waren. Trotzdem die für das
Eingradfeld erforderliche Beobachtungszahl (H. H. F. Meyer, 28) nur selten erreicht wurde, wird doch
das erhaltene Bild prinzipiell zutreffen. Für die Berechnung der mittleren Beständigkeit des Win
des stand eine ausreichende Zahl von Beobachtungen zur Verfügung. Die Abb. 10 (Tafel 3) zeigt,
wie die Beständigkeit im Laufe des Jahres mit dem Passat steigt und fällt. Warum sie im Mai schon
ihren höchsten Wert erreicht, kann im folgenden seine Ursache haben. Mit der oben gemachten Ein
schränkung wurde in diesem Fünfgradfeld die mittlere Nord- (Süd-) und Ost- (West-) Komponente
des Stromes für jeden Monat errechnet und in einer Einheit aufgetragen, Abb. 9 (Tafel 3).
Vergleicht man nun diese mittleren Richtungen mit den Richtungen des reinen Triftstromes, z. B.
für den Mai. Abb. 6 (Tafel 2), so ergibt sieb, daß der Triftstrom südwestlicher setzt als der tatsäch
liche Strom. Der Kanarenstrom ist für diesen Teil im Mai im wesentlichen noch Kompensations
strom. Die südliche Kompensationskomponente überwiegt die südwestliche Triftkomponente. Für die
folgenden Monate überwiegt dann aber die Triftkomponente. Denn für den August weist reiner
Triftstrom und tatsächlicher Strom zusammen bis etwa 30° N. B. nach West-Süd-West, Abb. 7 (Tafel
2). Es ist verständlich, daß im Grenzgebiet des Passates Schwankungen auftreten werden, die sich
auch in geringerer Beständigkeit des Stromes zeigen müssen. Bis etwa 28 0 N. B. setzt der Kanaren
strom für das ganze Jahr unmittelbar von der nordafrikanischen Küste ab. wie es die Kartogramme
des reinen Triftstromes zeigen. (Für den Februar s. H. H. F. Meyer, (28, Fig. 2, für Mai Abb. 6, August
Abb. 7, November Abb. 8, Tafel 2). Hier wird er in der Tat hauptsächlich ablandiger Triftstrom
sein und seine Wasser als „Auftriebwasser“' aus der Tiefe beziehen, wie die Temperaturbeobachtun
gen dartun (1).
O. Krümmels Vermutung (23), daß der Kanarenstrom nicht nur Triftstrom, sondern auch Kom
pensationsstrom ist, bestätigt sich für den Teil nördlich von 28° N. B. und für den Frühling und Win
ter. Für Sommer und Herbst scheint er im ganzen Triftstrom zu sein.