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Full text: 53, 1934/35

Dr. Hugo Mandelbaum: Gezeitenströme und Restströme bei Borkum-Riff Feuerschiff. 1 
I. Das Reststromproblem in der Deutschen Bucht 
auf Grund der bisher vorliegenden Untersuchungen. 
Die folgende Untersuchung des Reststroms bei dem deutschen 
Feuerschiff Borkum-Riff soll einen Beitrag zur Lösung des Reststromproblems in der 
Deutschen Bucht liefern. Von den bisherigen Arbeiten geben die älteren von 
Fulton 1897 undPettersson 1906, die die Stromverhältnisse der Nordsee bearbeiteten, 
keinen Aufschluß über diese besondere Prags. Bei der Arbeit ITendickes 1913^', der 
die Strommessungen von deutschen Feuerschiffen auswertete, stellte sich später her 
aus, daß die nicht berücksichtigte Deviation der Kompaßnadel die Ergebnisse erheb 
lich gefälscht hatte. Die Arbeit weist auf die Möglichkeit eines selbständigen 
Reststromwirbels in der Deutschen Bucht hin, der an der ostfriesischen Küste ent 
lang nach Osten setzt, in der ßlbmündung nach Norden dreht und bei Amrum-Bank nach 
Testen abbiegt. Einen Reststrom nach Osten ergeben auch die Schwimmerbeobachtun- 
gen der fterft Wilhelmshaven 20). Böhnecke 1) zeichnete auf Grund des Verlaufs der 
Isohaiinen ebenfalls einen Wirbel in der Deutschen Bucht, den er im allgemeinen 
aber weiter nördlich auf der Höhe von Sylt oder Blaavands-Huk nach Westen aobie— 
gen läßt. Er nimmt an, daß die ,, Wirbelbildung in der Deutschen Bucht und ganz all- 
gemein in der südöstlichen Nordsee durch W- und NW-Winde begünstigt wird, die dem 
Kanalwasser nordatlantisches, dem Küstenwasser der Deutschen Bucht aber Kanalwas 
ser in die Flanke treiben. S- und SO-Winde hemmen dagegen die Wirbelbildung, da. 
sie eine glatte Abfuhr des Kanal- und des deutschen Küstenwassers nach Norden för 
dern”. Noch genauer zeigt die Arbeit Carruthers 3) den starken Einfluß der Wind 
lage auf den Strömungsverlauf. Er stellt ebenfalls einen aus dem Kanal und den 
Hoofden stammenden Strom fest, der an der holländisch-friesisch-deutschen Küste 
nach Osten entlangstreicht und dann in der Deutschen Bucht nach Norden umbiegt "&) 
Durch entgegengesetzte Winde wird er gehemmt und zum Teil umgekehrt. Bei S-, S0- 
und 0-Winden dringt dieser Strom nicht in die Deutsche Bucht ein, sondern streicht 
weiter von der Küste entfernt vorüber und trifft erst nördlich von Sylt auf die 
Küste. Auch Carruthers kommt daher zur gleichen Ansicht wie Böhnecke: ’’die S-und 
SO-Winde erleichtern eine ungehemmte Bewegung des Kanal- und des deutschen Küsten 
wassers nordwärts entlang der dänischen Küste”. 3). Bei N- und NW-Winden dagegen 
strandeten die von den Kanalschiffen ausgesetzten Flaschenposten fast alle zwischen 
IJmuiden und Sylt. 
Von Untersuchungen der neueren Zeit von deutscher Seite aus sind zwei zu 
nennen: Schumacher und Thorade, ”Die Gezeiten der Sylter Gewässer” 16) und Thora- 
de "Gezeitenuntersuchungen in der Deutschen Bucht der Nordsee” 17), Die erste Ar 
beit zeigt die vollständige Abhängigkeit des Oberflächenreststroms vor Sylt von 
der Windrichtung. Die Beobachtungen des Vermessungsschiffes "Panther”, die Tho 
rade in der zweiten Arbeit auswertet, decken sich gut mit den "bislang gemachten 
Wahrnehmungen für einen ziemlich beständigen, entlang der ostfriesischen Inseln in 
die Nordsee eindringenden Strom".17). im einzelnen zeigt sie jedoch Abweichungen 
von der Hauptrichtung, die auf den Einfluß des sich ändernden Windes zurüokzufüh- 
ren sind. So wurden z.B. auf einer Station nördlich von Langeoog und beim Feuer 
schiff Norderney bei um West drehenden Winden SO- und OSO-Strom gemessen. Beim 
Außeneider-Feuerschiff jedoch wurde bei gleichen Winden konstanter Strom nach SW 
berechnet. Das Oberflächenwasser hatte also bei solchen Winden keinen Abfluß nach 
Norden. Beobachtungen der Dänen auf den Feuerschiffen Hornsrev und Vyl ®) zeigen 
an, daß bei Windstille ein Strom nach Süden vorhanden sein kann. "Zur Klärung die 
ser Frage", schreibt Jacobsen 6) "wäre es wünschenswert, die Stromverhältnisse in 
der Nordsee und deren Abhängigkeit von den meteorologischen Verhältnissen genau 
zu kennen". 
Die Frage nach den tatsächlichen Stromverhältnissen in der Deutschen 
20) S. l£. 3) S. 31 U. S. 1)6. 17) S.56. 6) S. 35.
	        
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