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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 1.
lieh sein, die Gültigkeit einer Wetterregel für den Einzelfall festzulegen, wodurch die jeweilige, richtige
Verwendung der Regeln sehr erleichtert wird. Im folgenden sind 3 Hauptabschnitte gewählt worden:
A. Regeln meteorologischer Einzelfelder.
R. Regeln meteorologischer Elementkomplexe.
C. Planetarisch bedingte Wetterregeln.
A. Regeln meteorologischer Einzelfelder.
Wenden wir uns zuerst der in der meteorologischen Vorhersagepraxis viel und mit Erfolg angewandten
Isallobarenmethode von Eckholm 19 und 20 zu. In der Literatur beziehen sich dabei die Isallobarenregeln
überwiegend auf 24stündige Druckänderungen; sie können aber zum Teil und in abgeschwächter Form auch
auf die 13-, 6-, 5- und 3stündigen Druckänderungen sinngemäß ausgedehnt werden. Seine Fallgebiete sind
in erster Linie erzeugt durch Warmluftmassen, die am Boden, oder als Warmluftschalen, die in der Höhe
fortschreiten. Seine Steiggebiete dagegen zeigen eine Verlagerung von Kaltluftmassen an, die dabei ent
weder im Temperaturfeld am Boden direkt oder als verkappte Kälteeinhrüche nur in der Höhe (auf Berg
stationen bzw. mit Hilfe aerologischer Aufstiege) nachweisbar sind. Neben dieser rein thermisch, durch
Verlagerung von Luftmassen bedingten Ursache der Fall- und Steiggebiete kommt es z. B. um den Warm
sektor einer sich vertiefenden Zyklone durch Abtransport von Luftmassen in der Höhe zur Ausbildung
eines mit der wandernden Zyklone fortschreitenden, sich besonders in den 3stündigen Isallobaren aus
prägenden Fallgebietes. Solange der warme Sektor einer Zyklone noch am Erdboden existiert, findet
man in einem Vertikalschnitt durch denselben nur Warmluftmassen. Durch die Zentrifugalkraft wird
aber in diesem Falle in der Höhe Warmmasse ausgeschleudert und dadurch die Masse (des betrachteten
Vertikalschnittes) vermindert, wodurch ebenfalls ein —• nunmehr rein dynamisch bedingtes — Fallgcbiet
entsteht (vgl. hier besonders Palmen 42). Von dem Augenblick aber, wo am Erdboden die Kalt
masse die Warmmasse erreicht hat, wird in diesem Vertikalschnitt die wärmere Masse durch
kältere ersetjt. Der durch die Wirkung der Zentrifugalkraft in der Höhe verursachte Massenver
lust wird darum von jetjt ab aus rein statischen Gründen zunächst kompensiert und späterhin
sogar überkompensiert. Hierbei entsteht dann eine andere Art eines Steiggebietes. Das weitere
Fallen auf Grund einer Verminderung der Gesamtmasse wird also aufhören bzw. durch nun
mehr einsetjende Vermehrung der Gesamtmasse (des betrachteten Vertikalschnittes) in ein Steigen
übergehen. Ein innerer Zusammenhang zwischen Fall- und Steiggebieten einerseits und Zyklonen
bzw. barometrischen Minima und Antizyklonen bzw. barometrischen Maxima andererseits ist also hei
einer luftmassenmäßigen Betrachtungsweise ohne weiteres erklärbar. Fallgebiete, vor allem der 3stündigen
Isallobaren, werden also erzeugt: Erstens immer auf der Vorderseite wandernder Zyklonen, wo Warm
masse die Kaltmasse zunächst in der Höhe und später auch in den unteren Schichten ersejjt. Zweitens
aber treten sie auch immer bei Vertiefung einer Zyklone (bzw. eines barometr. Minimums) in deren
warmem Sektor auf (vgl. oben). Aus rein thermischen Gründen sind die Steiggebiete dagegen der Aus
druck einer Verlagerung von Kaltluftmassen, die in den meisten Fällen ein mehr oder minder stark aus
geprägtes antizyklonales Gebilde aufbauen. Wenn solche Kaltluftmassen nun aus großzügigen orogra-
phischen Gründen oder infolge der allgemeinen Zirkulation an einem weiteren Fortschreiten gehindert
werden, so bleiben sie liegen und bilden eine abgeschlossene Antizyklone (Stationäre Antizyklone von
Ekholm). Es ist also nicht so, wie Ekholm annimmt, daß die Zyklone (bzw. das Minimum des Druckfeldes)
von dem Fallgebiet erzeugt wird, sondern das Fallgebiet ist nur eine Sekundärerscheinung (die im Druck
feld in Erscheinung tretende Zyklone). Ein wanderndes Fallgebiet wird aber auch vor einer Okklusion
(vor einer sich nähernden Warmluftschale), oder einer Böenlinie (Kaltfront) (KF 1) auftreten. In diesem
Falle aber folgt kein wanderndes Druckzentrum (kein wanderndes barometr. Minimum, kein Tiefdruck-
gebilde im Isobarenfeld) nach. Für Diagnose und Prognose ergibt sich gerade hieraus die Wichtigkeit der
Konstruktion der Wetterkarte mit Hilfe der luftmassenmäßigen Arbeitsmethode.
Das von Ekholm besprochene Abtrennen des Fallgebietes von der Zyklone als Isobarentiefdruckge-
bilde (von dem barometr. Minimum) ist wohl folgendermaßen zu erklären: Eine thermische Zyklone, die
mit großem, warmem Sektor ihren Lebenslauf begonnen hat, wird in dem Augenblick, wo die Kaltfront