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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 1.
Beim Vorhandensein arktischer Kaltluft über Mitteleuropa verwirbeln die an der Abrollungslinie
entstehenden Wellenstörungen besonders häufig, und es kommt im Drnckfelde zur Ausbildung von sich
stärker vertiefenden Druckstörungen. Die barometrischen Minima wantlern dabei etwa analog der van
Bebber’schen Zugstraße Vb und führen speziell in den Sudetenländern bzw. in den Westkarpathen zu
verbreiteten Niederschlägen mit nachfolgendem Hochwasser. Da die Abrollungslinie meist identisch mit
der PF ist, so geschieht es heim Vorhandensein von AK über West- und Mitteleuropa nicht selten, daß
auch die AF als Abrollungslinie auftritt. Zwischen der PL und der AL kommt es dabei wiederum zur
Ausbildung von nordostwärts fortschreitenden Wellen- und Wirbelstörungen, die dann normal nach etwa
2 bis 3 Tagen den Sudeten bzw. Westkarpathen nochmals ungewöhnlich starke, auch in den Frühjahrs
und Herbstmonaten in mittleren und in höheren Lagen vielfach in Schnee übergehende Niederschläge
bringen.
Erwähnenswert ist hier noch, daß die AK im Frühsommer und Frühherbst häufig nicht als abge
schlossene Masse auftritt, sondern in der mPK als Tropfen bzw. Schliere erscheint und dann nur an ein
zelnen Bergstationen oder in einzelnen aerologischen Aufstiegen nur als dünne Schicht nachweisbar ist.
Die bisherigen Untersuchungen (Biel und Moese 6, Oktober 1930, bzw. Moese und Schinze 37) er
gaben für die zum Teil ungewöhnliche Ergiebigkeit der Niederschläge in den Sudetenländern (Abb. 25)
folgende 4 Hauptursachen.
1. Niederschläge durch Aufgleiten von Warmluftmassen (cPW bzw. cT W) von
Ost bis Südost über die Kaltmasse.
Bei den besonders effektiven Störungen der Zugstraße Vb verlaufen häufig beide Hauptfrontalzonen
(AF und PF) gleichzeitig auf engem Raume vom Mittelmeer durch das Mährische Gesenke (bzw. durch
die Mulde zwischen Tatra und West-Karpathen) nord- oder nordostwärts, wobei es westlich der Haupt
frontalzonen zu verbreiteten Aufgleitniederschlägen kommt. Bei der für Schleifzonen (vgl. Typ-Theta
gramm „Schleifzone“) und quasistationären Fronten typischen steilen Neigung (1:100) der Flächen ist es
daher auch noch nicht möglich gewesen, auf der Schneekoppe die östlichste Warmmasse (die eigentliche
cTW) nachzuweisen (Hellmann und v. Elsner 27).
2. Erzwungene Vertikalbewegung.
Niederschläge, orographisch (bzw. topographisch) bedingt durch Stau der Kaltmasse (kalten Nord
strömung) am Sudetenkamme.
Da die Kaltmasse zwischen Frontfläche und Gebirgskette eingezwängt ist und nicht anders aus-
weichen kann, so tritt der immerhin seltenere Fall einer erzwungenen Vertikalbewegung ein. Die Kalt
masse umströmt hierbei nicht den Gebirgskamm, sondern überströmt die Gebirgskette und in der an und
für sich schon feuchten (stark gesättigten) Kaltluft (mPK) kommt es zu großen Stauniederschlägen.
3. Freie Vertikalbewegung.
Niederschläge durch Hebung der Gesamtkaltmasse. Geordnete Auslösung der Feuditlabilität.
(Refsdal 44.)
Da die Stromlinien rascher zusammenlaufen, als die Geschwindigkeit zunimmt und div 2 negativ wird,
so haben wir in der Kaltmasse außerdem noch eine Konvergenz, die zu einer Hebung der Gesamt-Kalt-
masse führt. Punkt 2 und 3 sind hierbei typische „Ecken“ bzw. „Trichter“-Effekte (siehe Abb. 27).
4. Außer diesen 3 Punkten ist aber für das Zustandekommen ungewöhnlich großer Niederschlags
mengen vor allem das Stationärwerden der Frontalzonen als letjte und wichtigste Ursache zu erwähnen.
Die aus den 3 vorgenannten Gründen an und für sich schon starken Niederschläge wirken sich dabei
für die betroffenen Gebiete nicht selten zu verheerenden Hochwasserkatastrophen aus.
4. Ost- (NE bis SE) Typus.
Wie schon bei Typ W 5 erwähnt, gehen beide Lagen ineinander über und gehören beide der käl
teren Jahreszeit an. Die von Südeuropa nordwestwärts vordringenden wärmeren Luftmassen (meist PW)
bauen den osteuropäischen Kaltluft-Block am Südwestrande ab, wobei sich dann sehr häufig die „Ab