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Full text: 52, 1933/34

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Ger hart Schinze: Die praktische Wetteranalyse. 
Antizyklone (nordöstlich verlagertes Azorenmaximum) handelt, so kann diese Lage oft sehr lange unver 
ändert fortbestehen. Dauernd tritt dabei im Gebiete von Island zwischen einer thermisch bedingten Anti 
zyklone über Grönland (kalte Antizyklone) und der dynamisch bedingten Antizyklone südwestlich von 
Irland (warme Antizyklone) Zyklogenese ein. Durch das auf engem Raume stattfindende Zusammentreffen 
von mTW und mAK weisen die entstehenden Zyklonen häufig sehr rasche Vertiefung ihrer Druckzentren auf 
(vgl. a. Moese und Schinze 35). Diese Störungen werden dabei, durch das Direktionszentrum dirigiert, 
ziemlich rasch von Island südostwärts etwa analog der van Bebber’schen Zugstraße lila wandern. Dabei 
okkludiert ihr Warmsektor am Boden sehr schnell, so daß südlich einer Linie Nordsee — Ostsee nur noch 
sehr schmale oder in der Mehrzahl der Fälle bereits abgehobene Warmsektoren vorhanden sind. Bei diesem 
Wettertyp verbleibt Westeuropa, meist auch das westliche Deutschland bis zur Elbe, fast dauernd im Bereiche 
der mTW und ziemlich beständiges, wenn auch stärker bewölktes und windiges, wärmeres Wetter herrscht vor. 
Nur in der kältesten Jahreszeit kommt es durch die Eigenkaltluftproduktion der westeuropäischen Gebirge 
auch in der mTW zur Ausbildung seichter Bodenkaltluftschichten. Ganz anders ist die Witterung im östlichen 
Mitteleuropa, das bald in der Kaltluft, bald — teilweise nur für Stunden —- in den Bereich der Warm 
luft zu liegen kommt. Außergewöhnlich unruhige, unbeständige und vielfach stürmische Witterung ist 
die Folge. Besonders ergiebige Niederschläge treten östlich der Elbe in der Mehrzahl der Fälle ein, und 
in der kältesten Jahreszeit sind häufig schwere Schneestürme zu verzeichnen. Da die Störungsfronten 
beim NW- bis N-Typus im östlichen Europa den Gebirgsketten parallel Vordringen, so tritt keine Föhn 
auflösung der präfrontalen Niederschlagsgebiete ein, und es ist im Gegenteil sogar noch mit einer oro- 
graphischen Verstärkung der Niederschläge durch Pressungseffekt (Eckeneffekt) zu rechnen (vgl. auch 
Abb. 26 Tafel 10). Die hinter der Störungsfront folgenden Kaltluftmassen (meist mAK) verursachen 
die Mehrzahl der mitteleuropäischen Wintergewitter. Bei diesem Wettertyp ist besonders die Lage 
im Gebiete von Südostgrönland interessant. Die Kaltluftmassen der Polarkalotte (AK) entleeren sich 
zum größten Teil zwischen der Front (Frontalzone) und dem Grönlandmassiv der Ostküste entlang 
nach Südwesten. An der quasistationären Front findet ein dauerndes Aufgleiten der Warmluftmassen 
(überwiegend mTW) statt, ohne daß die Warmmasse jedoch am Boden Ostgrönland selbst er 
reichen dürfte. Die Flächen befinden sich hierbei im dynamischen Gleichgewicht, und die Kaltmasse 
hat eine sehr große Beschleunigung, wobei der Widerstand, welcher der vordringenden Warmmasse ent- 
gegengese^t wird, so groß ist, daß die Front nur Wellenstörungen ausbildet und erst etwa bei Island die 
eigentliche Zyklogenese (Ausbildung der Zyklonen bzw. Störungszentren) einsetjt. Auch hier bestätigt 
sich die Wichtigkeit der Beachtung des hyperbolischen Punktes für Diagnose und Prognose, auf den 
Bergeron 4 erstmalig hingewiesen hat. Bei einem solchen hyperbolischen Punkte bilden sich auf dem 
östlichen Ast schnellaufende, anfangs stabile, bald aber instabile, sich verwirbelnde Wellenstörungen aus 
(Zyklogenese, Neubildungen überhaupt, Schnelläufer), während auf dem westlichen Ast eine quasistationäre 
Front entsteht. 
3. Süd- (S bis SW) Typ. 
Im Gegensatz zum Nord-Typ gehört der Süd-Typ (Abb. 24) vorwiegend der wärmeren Jahreszeit an. 
Nach Beendigung der winterlichen Kaltluftproduktion Osteuropas und Asiens kommt es im Sommer in 
diesen Gebieten umgekehrt zur Entstehung kontinentaler Warmluftmassen. Zwischen dieser osteuropäi 
schen Warmluft (cPW bzw. cTW) und den maritim-subpolaren Kaltluftmassen, die West- und Mittel 
europa besonders nach Abschluß einer Störungsserie überfluten, verläuft nicht selten die thermodynamisch 
wichtigste Trennungslinie vom westlichen Mittelmeer entweder über Oberitalien, die Ostalpen und die 
Sudeten bzw. Karpathen nord- oder nordostwärts, in selteneren Fällen auch über Südfrankreich und 
die Schweiz dicht nördlich der Alpen über die Sudeten und weiter nordostwärts. Das Hauptentstehungs 
gebiet der Störungszentren, die meist als rasch laufende Wellenstörungen in Erscheinung treten, befindet 
sich im Gebiete Ostspanien — Balearen — Nordafrika. Besonders effektiv ist diese Abrollungslinie meist 
in den Übergangsjahreszeiten, in denen die AK-Produktion noch nicht aufgehört oder bereits wieder 
eingeseßt hat.
	        
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