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Full text: 52, 1933/34

Gerhart Schinze: Die praktische Wetteranalyse. 45 
Das Zeichnen von sogenannten „Spinnengeweben“ (s. Abb. 15) ist ein Nonsens, da ja dann die 
Fronten in der Peripherie mit einer unheimlichen Geschwindigkeit (vgl. a. vorigen Absa$) sich bewegen 
müßten, was wiederum nur durch gänzlich unnatürliche Gradientverteilung bedingt sein könnte. 
Nur in stark verwirbelten Störungen haben die Fronten (speziell die Kaltfront) die Neigung, quer 
zu den Isobaren zu verlaufen (s. Abb. 16); zumindest in den inneren Teilen der Zyklone bzw. des 
barometrischen Minimums, in den äußeren Teilen einer verwirbelten Zyklone, wie überhaupt in allen 
Zyklonen, haben die Fronten (Kaltfronten) dagegen immer eine Neigung, sich speziell parallel zu den 
Isobaren zu legen. In der weitaus überwiegenden Anzahl der Fälle bilden außerdem alle Kaltfronten 
eine Evolute, die dann später für eine Neubildung von entscheidendster Bedeutung ist. Hier anschließend 
sollen einige Prognosenregeln gegeben werden, die erstmalig von Bergeron und Swoboda 3 zur Frage 
der Neubildung und Vertiefung barometrischer Minima bzw. Zyklonen aufgestellt wurden. 
I. Zur Herbeiführung einer wirklichen Zyklogenese genügt nicht das Vorhandensein der bekannten 
wellenförmigen Ausbuchtung einer Front (Anfangswelle) (J. Bjerknes und Solberg 9), vielmehr müssen 
Anordnung und Strömung (Druckfeld) der Kaltmassen in der unmittelbaren Nähe der Front so beschaffen 
sein, daß sie 
a) gleich auf der Störungsrückseite Kaltluftmengen bereitstellen, die zur Verdrängung eines großen 
Warmsektors unter schließlicher Umholung des Zentrums quantitativ ausreichen. Ferner, daß sie 
b) die Durchführung dieser Bewegungen unter positiver Arbeitsleistung nicht verhindern. 
II. Erfüllen die Kaltmassen diese Bedingungen, so sind aber Nachschübe von Luft oder Energie zur 
vollen Zyklogenese unnötig; der im werdenden Zyklonengebiet gerade vorhandene Energievorrat reicht zur 
Zyklogenese aus. Die Bedingungen Ia und b sind also zur Zyklogenese nicht nur notwendig, sondern auch 
hinreichend. 
III. Erfüllen die Kaltmassen (Arktische Kaltluft bzw. Polare Kaltluft) jene Bedingungen nicht, so folgt 
entweder gar keine Zyklogenese oder vorläufig nur eine wellenartige Störung (Schleifzone) auf der Front 
mit unerheblicher Vertiefung des Luftdrudezentrums. Das Regengebiet dagegen kann ebensogut ausge 
bildet und sogar von längerer Lebensdauer sein als im Falle I. 
IV. Was hier von der dynamischen Wirkung der Kaltmasse (PK) beim Vordringen von subtropischer 
Luft (TW) (Warmsektor) gesagt ist, gilt natürlich analog für arktische Kaltluft gegenüber älterer, unten 
durchwärmter Polarluft (also PW). Es ist ferner wichtig zu wissen, daß der 50. Breitengrad im Westen 
Europas und östlichen Nordatlantik (Bergeron und Swoboda 3) eine bevorzugte Abrollungslinie für Ein- 
bruehsfronten zu sein scheint, ob sich nun dabei unter rascher Aufeinanderfolge der Kaltluftschwälle eine 
Schleifzone ausbildet oder nicht. Nach einer solchen Abrollung liegt dann stets die Möglichkeit einer 
Zyklogenese westlich von Irland oder dem Kanal vor (vgl. а. Кар. IV). 
IV. Großzügige Verteilung der Strömungsglieder. 
Die Hauptaktionszonen. 
Im nun folgenden Abschnitt werden weitere empirische Erfahrungen gegeben, die im letjten Jahr 
zehnt mit Hilfe der luftmassenmäßigen Analyse der Wetterkarte sich im Bergener und Breslauer Wetter 
dienst ergehen haben. In der Hauptsache soll dabei auf 4 typische Großwetterlagen eingegangen werden, 
die zum Teil große Erhaltungstendenz aufweisen und für längere Zeit den Witterungscharakter Mittel 
europas bestimmen können. Wir unterscheiden dabei einen West- (WSW bis W) Typ, Nord- (NW bis N) 
Typ, Ost- (NE bis SE) Typ und Süd- (S bis SW) Typ.
	        
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