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Full text: 52, 1933/34

Gerhart Schinze: 
Die praktische Wetteranalyse. 
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größerer Bedeutung, als die weniger sicheren und stärker veränderlichen Frontencharakteristika, die 
zwar die Lage der Front, jedoch nicht immer ohne weiteres auch ihre Art erkennen 
lassen. Unter Ausschaltung der je nach der Topographie stark lokal verschieden veränderten Bodenwinde 
ist für die Beurteilung der Geschwindigkeit einer Massen- und Fronten-Verlagerung die Heranziehung der 
Höhenwindmessungen von allergrößtem Wert. Die Windrichtungen und Windgeschwindigkeiten in der 
Höhe können dabei als wertvollste Annäherungsgrößen angesehen werden und verhalten sich ganz ent 
sprechend den acrologischen Flugzeugaufstiegen. Auch hierbei müssen die untersten, gestörten Schichten 
(Bodeninversion- und Überhitjungsschicht) meist ausgeschaltet werden, und erst in höheren Lagen sind 
die Wind-, Temperatur- und Feuchtewerte für eine Luftmasse „repräsentativ“. 
Bei fehlendem Höhenmaterial muß als Ersatj für die Beurteilung der mutmaßlichen Luftmassen 
verlagerung der Luftdrudegradient (siehe auch später unter Isobarenkonstruktion) zu Hilfe gezogen werden. 
Macht man regelmäßig vom Gradientwind Gebrauch, so wird es nicht Vorkommen, daß man eine einmal 
erkannte Front verliert oder sie an einer Stelle sucht, die sie logischerweise schon längst passiert 
haben muß, bzw. noch nicht erreicht haben kann. Das Auf finden und die genaueste Verfolgung aller 
Störungen — sowohl der dynamisch widitigen Hauptfronten (bzw. Frontalzonen) als auch der deutlichen 
oberen Fronten -—• von Karte zu Karte ist unbedingt erforderlich, da nur so eine genaue Bestimmung, 
Überwachung und Kenntnis ihrer Entstehung, Auflösung und ihrer Bahnen ermöglicht wird. Vorbedingung 
für die Bergener Arbeitsmethode ist aber in jedem Falle, daß sämtliche, auch rein technischen Grund 
bedingungen — wie Kartengröße, Symbolik und Einzeichnung des gesamten (vollständigen) Materials in 
nur eine Karte — weitestgehend berücksichtigt werden, sonst sind Mißerfolge unausbleiblich und sehr 
zu Unrecht wird dies dann dem Versagen der Methoden zugeschrieben, während die Nichtbeachtung 
wichtiger Grundforderungen die Schuld trägt. 
Während nun im dichten Net$ •—- also im allgemeinen über dem Kontinent — die Abgrenzung der 
Luftmassen durch Konstruktion der Fronten unter Beachtung aller bisher angeführten Punkte nach 
einer gewissen Übung sich nicht allzu schwer durchführen läßt, ist die Analyse auf dem Meere und 
besonders in Gebieten mit nur einzelen, jedoch repräsentativen Stationen (z. B. Jan Mayen) besonders 
schwierig. Aber gerade für die Weiterentwicklung einer Wetterlage und für die Überwachung der Fron 
talzonen sind diese Gebiete sehr oft jedoch von ausschlaggebender Bedeutung (vgl. später auch „Schnell 
läufer“, Zyklogenese usw.); in derartigen Fällen ist daher zum Erkennen der Einzelluftmasse ein genaues 
Abwägen der Wichtigkeit und Wertigkeit der verschiedenen Einzelfelder vorzunehmen. Hierbei ist als 
wichtigstes Element das Hydrometeoren- und Wolkenfeld anzusehen, dem als nächstes das Temperatur- (&') 
und Windfeld folgen. Vor allem ist jedoch bei jeder Analyse größtes Gewicht auf die Verhältnisse und 
die allgemeine Entwicklungstendenz der zeitlich vorangehenden Wetterkarten zu legen. Als nächster 
Schritt kommt die Konstruktion des Isobarenfeldes. Gerade hierbei wird aber leider noch fortwährend 
durch allzu wenig durchdachte Behandlung des Materials gesündigt. Durch „Glättung“ verschwinden 
wichtige Einzelheiten der Kurven, während anderseits durch wellenartige Isobarenkonstruktion (nach 
Wenger „Lockenwickel“) fiktive Luftdruekgebilde durch Rücksichtnahme auf fehlerhafte Angaben ent 
stehen. Bei einer Genauigkeit der Barometerstände von i 0.1 mb (mm) ist ein singularitätsfreies Feld 
an der Erdoberfläche in der Regel nur über dem Meer in den zentralen Zeilen der subtropischen Hoch 
druckgürtel (dynamischen Antizyklonen) und der arktischen Antizyklonen (thermischen Antizyklonen) 
vorhanden, sonst ist als Folge großzügiger physikalischer Ursachen (Föhn und Orographie) überall mit 
dem Auftreten von Singularitäten zu rechnen, wobei wir zwischen erzwungenen und freien Singularitäten 
des Druck- und Strömungsfeldes unterscheiden müssen. 
Vermeidung von Fehlkonstruktionen. 
Im folgenden sollen verschiedene Winke gegeben werden, wie Fehler zu vermeiden sind, die 
im Anfangsstadium frontologischer bzw. luftmassenmäßiger Arbeitsweise unterlaufen und zum Teil auch 
auf den ersten veröffentlichten Bergener, wie Kricterner Wetter-Karten in Erscheinung traten.
	        
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