Dr. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage nnd ihre prognostische Verwertbarkeit
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posit. N-Typ sehr kalt
„ NE-Typ sehr warm
„ S-Typ warm im nördl. Mittelenropa
kalt im südl. Mitteleuropa
. NW-Typ kalt
oder
negat. N-Typ sehr warm
» NE-Typ sehr kalt
„ S-Typ kalt im nördl. Mittelenropa
warm im südl. Mittelenropa
„ NW-Typ warm
Es wurden in diesem Abschnitt nicht, wie im Abschn. II die Luftdruckanomalien der einzelnen zu
einer Anomalienkarte beitragenden Monate auf ihre Übereinstimmung mit dieser geprüft. Die Karten
zeigen aber so starke Anomalien, daß die Übereinstimmung in ihren wesentlichen Zügen angenommen
werden kann, zumal im Abschn. II gezeigt wurde, daß die Anomalien der Großwetterlage vom September
bis zum März, besonders aber im Winter eine große Beharrungstendenz aufweisen.
Zusammenfassung.
Der mittlere jährliche Gang der Föhnhäufigkeit und die Abweichung der Föhnhäufigkeit in einzelnen
Monaten vom langjährigen Monatsmittel wird durch die Verschiedenheit des lokalen Einflusses auf den
Ablauf des Föhns an den Föhnstationen nur wenig modifiziert. Anomalien der Föhnhäufigkeit treten in
so verschieden gelegenen Föhnorten wie Altdorf und Innsbruck gleichzeitig auf.
Die Föhnhäufigkeit erreicht ihren Höchstbetrag in den Übergangsjahreszeiten, ihren Minimalbetrag im
Sommer. Ihr jährlicher Gang ist abhängig von dem Luftdruckgradienten zwischen den Alpen und dem
Gebiet des russisch-asiatischen Hochs. Ist der Gradient von Osten nach Westen gerichtet, so ist die
mittlere Föhnhäufigkeit eines Monats um so größer, je stärker er ist; diese Bedingung wird erfüllt durch
hohen Druck im Osten Europas und tiefen Druck über Mitteleuropa: Eine Luftdruckverteilung, die —
im Mittel — besonders im März und im Oktober vorhanden ist. — Ist der Gradient, wie in den Sommer
monaten, nach Osten gerichtet, ist eine äußerst geringe Föhnhäufigkeit zu erwarten. — Im Winter ist
der Druck westlich und östlich der Alpen hoch, die Isobaren über Mitteleuropa verlaufen westöstlich,
der Luftdruckgradient zwischen den Alpen und Rußland ist gering und damit auch die Föhnhäufigkeit,
obwohl das russisch-asiatische Hoch stark entwickelt ist. Mitteleuropa liegt im Winter auf der Hoch
druckbrücke, die die gleicherweise gut ausgebildeten Hochdruckgebiete über Rußland und über den Azoren
verbindet. Das Strömungschema ist antizyklonal; aber nur in der Ebene, denn in der Höhe des Sonn
blicks herrschen im Winter stets zyklonale Verhältnisse.
Bei der Zuteilung eines jeden Monats in eine föhnreiche und eine föhnarme Gruppe nach der Föhn
häufigkeit relativ zu dem zugehörigen langjährigen Monatsmittel, ergibt sich für die Monate September
bis März eine starke Entwickelung des russisch-asiatischen und eine schwache des Azorenhochs als Be
dingung für Föhnreichtum.
Von den Monaten April bis August sind föhnreiche Monate nicht durch einen bestimmten Typ der
Großwetterlage ausgezeichnet.
Vom September bis zum März liegt in der föhnreichen Monatsgruppe stets eine positive Druckano
malie über Rußland, eine negative über den mittleren und südlichen Teilen des Nordatlantischen Ozeans,
das Azorenhoch schwächend, und über West- und Mitteleuropa, den von Rußland nach den Alpen ge
richteten Gradienten verstärkend.
Das Zentrum der negativen Anomalie liegt über dem Golf von Biskaya oder etwas nördlich davon. Sie ist
um so ausgeprägter, je stärker die allgemeine atmosphärische Zirkulation ist, am ausgeprägtesten im Winter.
Bei Föhnarmut zeigen sich die entgegengesetzten Anomalien.