Dr. Hans-Jürgen Ballig: Eine typische Großwetterlage und ihre prognostische Verwertbarkeit
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Monat, dem Nordosttyp entsprechend, eine positive Anomalie über Island und eine zweite über dem Osten
und Südosten Europas, während sich zwischen ihnen eine negative Anomalie in südwest-nordöstlicher Rich
tung erstreckt; im dritten Monat liegt die positive Anomalie über dem südlichen und mittleren Atlan
tischen Ozean sowie Süd- und Westeuropa und negativer Druck erscheint über Island und Osteuropa;
im vierten Monat tritt zu der nun geschwächten positiven Anomalie über den Azoren eine zweite
über Nordostrußland hinzu, zwischen denen sich eine negative Anomalie über Europa von Südosten nach
Nordwesten erstreckt (positiver Nordwesttyp); im fünften Monat ist wieder der Nordtyp vertreten.
Wenn die Anomalien eine Lage haben, wie sie typisch für die positive Nordlage ist, so wandelt sich
diese über eine positive Nordostlage, eine positive Süd- und eine positive Nordwestlage wieder zurück in
eine positive Nordlage. Das Vorzeichen bleibt erhalten. Entsprechendes gilt, wenn man von
einer negativen Nordlage ausgeht. Die Entwicklung ist dieselbe, nur mit umgekehrtem Vorzeichen. Es
folgen dann auf eine negative Druckanomalie über dem Gebiet etwa nördlich des 40. Breitengrades zwei
negative Anomalien über Island und Südosteuropa, sodann eine weit ausgedehnte negative Anomalie etwa
südlich des 55. Breitengrades und westlich des 10. östlichen Längengrades, die im darauffolgenden Monat
nur noch über den Azoren liegt, und zu der über Nordostrußland eine zweite negative Anomalie tritt;
diese Lage geht dann wieder in eine Anomalienlage über, die den negativen Nordtyp charakterisiert. Der
Zyklus Nord-, Nordost-, Süd- und Nordwesttyp bleibt erhalten, ob man nun vom
Nordtyp oder irgendeinem anderen Typ der Anomalienlage ausgeht.
Da nun aus Abschnitt II die Anomalienlage der föhnreichen Gruppe für jeden Monat bekannt ist, ist
es möglich, sie einem der vier Typen einzuordnen und von ihnen ausgehend die Entwicklung der Groß
wetterlage in den folgenden Monaten zu bestimmen. Hierbei hat sich gezeigt, daß die Nordostlage im
Winter selten prägnant vertreten ist. sondern meist einen Übergangstyp zum Südtyp des umgekehrten
Vorzeichens darstellt. Diese beiden Typen ähneln sich sehr, indem sich bei positivem Nordosttyp eine
negative Anomalie über Europa in nordöstlicher Richtung erstreckt und bei negativem Südtyp eine ne
gative Anomalie über dem mittleren und südlichen Atlantischen Ozean sowie über West- und Mitteleuropa
vorhanden ist, während die positive Anomalie über Island in beiden Typen gefunden wird, und die im
positiven Nordosttyp über Osteuropa lagernde positive Anomalie nach dem Nordosten Europas verschoben
ist. Die Reihenfolge der Entwicklung der Großwetterlage wäre demnach:
posit. N-Typ oder negat. N-Typ
„ NE-Typ (negat. S-Typ) ,. „ NE-Typ (posit. S-Typ)
» S-Typ „ „ S-Typ
„ NW-Typ „ „ NW-Typ
Es ist zu prüfen, wie weit diese Entwicklung in den Vor- und Nachmonaten der föhnreichen Monats
gruppen tatsächlich vorliegt.
Die föhnreiche Januargruppe: Der föhnreiche Januar (Karte 2) zeigt mit dem Zentrum einer negativen
Anomalie über dem Golf von Biskaya und ihrer weiten Ausdehnung über West-, Mittel- und Südeuropa
den Typ der „negativen Südlage“. Dieser müßte im Februar nach dem föhnreichen Januar die negative
Nordwestlage und im März die negative Nordlage folgen. In der Tat ist dies der Fall, denn im Februar
(Karte 3) flankieren, der negativen Nordwestlage entsprechend, zwei gut ausgeprägte negative Druckano
malien eine von dem Süden Europas nach dem Nordmeer in nordwestlicher Richtung weisende positive
Anomalie, und im März (Karte 4) liegt, ganz wie es der negative Nordtyp fordert, dicht bei Island das
Zentrum einer negativen Anomalie von 8,5 mm, die das gesamte Gebiet des Nordatlantischen Ozeans und
des europäischen Kontinents bis zum 45. Breitengrad beherrscht. Im Dezember (Karte 1) vor föhnreichem
Januar ist der Übergang des negativen Nordosttyps zum positiven Südtyp vorhanden. Dieser Übergangs
typ kann nicht mit dem regulären positiven Südtyp verwechselt werden, bei dem (ebenso wie beim Nord
typ) die Anomalien eine rein zonale Richtung aufweisen, während sie hier eine starke meridionale Kom
ponente zeigen. Außerdem liegt das Zentrum der positiven Anomalie viel zu weit nördlich. Wie bereits
oben erwähnt wurde, liegt der Unterschied zwischen dem reinen Nordost- und dem ihn oft vertre
tenden Übergangstyp lediglich in der Verschiebung der Anomalie über Osteuropa nach dem Nordosten. —
Die Entwicklung der Großwetterlage in den den föhnreichen Januar umgebenden Monaten ist also: nega
tiver Nordosttyp (positiver Südtyp) im Vormonat, negativer Südtyp im Föhnmonat selbst, dem dann der
negative Nordwest- und der negative Nordtyp folgen; die Entwicklung entspricht dem oben