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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 6
I II III IX X XI XII 1 )
12,7 13,5 5,8 4,7 5,1 6,1 7,1 mm
Diese großen Druckanomalien zeigen, wie enorm die Modifikation der Luft
druck verte i 1 ung im Monatsmittel der Monate ist, die eine Anomalie der Föhn-
liäufigkeit aufweisen.
Hinzukommt noch folgendes: Obwohl die Föhnhäufigkeit rein rechnerisch durch Abzählen der Fölm-
termine festgestellt und in keinem Fall gefragt wurde, ob der Föhnreichtum eines Monats durch einen
einmaligen mehrtägigen Föhnsturm verursacht wurde oder durch kurze über den ganzen Monat gleich
mäßig verteilte Föhne, unterschied sich trotzdem mit nur einer Ausnahme -) in den zur Diskussion stehenden
einzelnen Monaten die Luftdruckverteilung im Monatsmittel nicht von der für Föhnreichtum gefundenen
typischen Luftdruckverteilung; so wehte z. B. im Durchschnitt der drei föhnreichen Januare zu 10,2 Ter
minen Föhn, d. h. zu nur 6,8 Terminen oder 2 Tagen mehr als im Normaljanuar und der Föhnreichtum
war in zwei Fällen, nämlich im Jahre 1897 und 1903, durch einen einmaligen 5 bzw. 4 Tage über an
haltenden Föhnsturm verursacht, und doch zeigt sich im Monatsmittel eine um 12,7 mm größere Luft
druckdifferenz zwischen dem Golf von Biskaya und Rußland als im Normaljanuar. Hieraus folgt die
große Beharrungstendenz der Großwetterlage, die typisch für Föhnreichtum ist 3 ).
Ganz im Gegensatz zu der Abhängigkeit der Föhnhäufigkeit von dem zentralasiatischen Hochdruck
gebiet und dem Azorenhoch besteht zwischen der Entwicklung des Islandtiefs und der Föhnhäufigkeit
keine direkte Beziehung. Ein Einfluß wird nur vorgetäuscht, wenn die Entwicklung des Azorenhochs
und die des Islandtiefs korrelieren. Eine Kräftigung des Azorenhochs ist dann von einer Vertiefung des
Islandtiefs begleitet; herrscht bei Island ein besonders gut ausgebildetes Minimum, so liegt über den
Azoren ein kräftiges Hoch, das seinen Einfluß weit nach Europa ausdehnt; es verhindert die Ausbildung
von Föhn. Daher korreliert im allgemeinen Föhnhäufigkeit mit dem Luftdruck bei Island so, daß eine
kräftige Ausbildung des Tiefs einhergeht mit Fölmarmut, und Föhnreichtum mit einer schwachen Ent
wicklung des Islandtiefs zusammenfällt. Föhnreich sind offenbar Zeiten, in denen die Zyklonen südlicher
als normal wandern bei relativ hohem Druck über Island. Nimmt man, wie es im allgemeinen
üblich ist, den Gradienten zwischen den Azoren und Island zum Maßstab der all
gemein en Zirkulation der Atmosphäre, so ergibt sich, daß bei geringer allgemeiner
Zirkulation der Föhnreichtum größer ist als bei kräftiger allgemeiner Zirkulation.
I) i e s e T a t s a c h e geht ausdenAnomalien karten des Winters, indenendieKorrelation
zwischen dem Azorenhoch und dem Islandtief meist besonders gut ausgeprägt ist,
deutlich hervor 4 5 ).
Aber es steht und fällt die Beziehung zwischen dem Islandtief und der Föhnhäufigkeit mit der
Korrelation zwischen der Entwicklung des Islandtiefs und der des Azorenhochs. Diese Korrelation ist
sehr häufig nicht erfüllt, besonders im Frühjahr und Herbst. Hier erkennt man dann die Ent
wicklung des Azorenhochs und des russisch- asiatischen Hochdruckgebietes als
primäre Ursache der Föhnaktivität und die völlige Einflußlosigkeit des Island
tiefs auf sie.
b) Temperaturanomalien in den einzelnen Monaten.
ln Tab. 15 sind für Innsbruck, Altdorf, den Sonnblick und den Hohen-Peißenberg für den Januar
bis März, Mai, Juni und September bis Dezember die Differenzen der Mitteltemperatur zwischen der föhn
reichen und der föhnarmen Gruppe für jeden Monat angegeben. .4n allen Stationen liegen in allen 9 Monaten
die Temperaturen der föhnreichen Gruppen über denen der föhnarmen, z. T. sehr erheblich. Nur zwei
Ausnahmen sind vorhanden. Es ergibt sich nämlich auf den Bergstationen im Januar eine negative
Differenz von 1,26° auf dem Sonnblick und von 0,46°auf dem Hohen-Peißenberg 8 ). Sonst zeigt sich gerade
') V: 3,5 mm, VI: 1,2 mm.
' 2 ) Außer im September 1907.
3 ) Die Druckanomalien in den föhnarmen Monaten waren nicht immer so gleichsinnig.
*) Bei der Betrachtung der Luftdrncklage, die im Binzelfall Föhn bedingt, mit ihrer oft sehr mächtig entwickelten
Depression über Südengland, könnte man leicht zu dem umgekehrten aber falschen Schluß geführt werden.
5 ) Siehe unten.