Dv. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage und ihre prognostische Verwertbarkeit
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Das Jahr 1907 zeigt eine völlig andere Luftdruckverteilung, als sie sonst in föhnreichen Monaten
gefunden wurde. Die Tiefdruckfurche ist lediglich über Spanien und dem Golf von Biskaya schwach aus
geprägt. Die Luftdruckverteilung zeigt in den Einzelmonaten der föhnreichen Gruppe noch nicht durch
gängig die Anomalien, die in föhnreichen Monaten bisher gefunden wurden.
Oktober:
Es konnten vier Jahre als föhnreich und neun Jahre als föhnarm angesprochen werden, so daß drei
zehn von achtzehn Jahren (wie im Februar) in die Betrachtung einbezogen werden konnten. Die mittlere
Zahl der FT betrug im Durchschnitt von Innsbruck und Altdorf in den beiden Gruppen 34,0 (—36,6%
aller Termine) bzw. 6,2. Karte 17 stellt die Differenzenkarte dar: mittlerer Luftdruck der föhnreichen
Gruppe minus dem der föhnarmen (es sind die Isanomalenkarten nicht gezeichnet worden, weil die Ano
malien in beiden Gruppen an derselben Stelle liegen). Die große positive Differenz bei Südostgrönland
ist nicht ohne weiteres mit der im März (Karte 9) zu vergleichen, da in dieser die Isanomalen dargestellt
waren. Die Maximalanomalie betrug dort 6,4 mm, hier bei etwas westlicherer Lage nur 5,4 mm; hinzukommt
eine negative Anomalie von 1,7 mm an der gleichen Stelle in der föhnarmen Gruppe, die die Gesamt
differenz auf 7,1 mm steigen läßt. Das Gebiet der stärksten negativen Differenz ist etwas nach Osten
gerückt. Das Russenhoch ist stark entwickelt, wie aus einem Vergleich der Karte 35, die die mittlere
Luftdruckverteilung der föhnreichen Gruppe zeigt, mit dem langjährigen Mittel des Oktobers (Karte 36)
hervorgeht. Das Luftdruckgefälle zwischen Rußland und Westeuropa ist erheblich größer als im Normal
fall. Das Azorenhoch ist weit nach Nordwesten verschoben.
Die Windverteilung ist aus Tab. 10 zu ersehen.
Tabelle 10.
Windverhältnisse im Oktober.
N
E
S
W
K
Innsbruck
föhnreiche Gruppe
5,3
3,5
26,3
9.3
48,8
föhnarme Gruppe
5,0
7,6
14,0
3.9
62,6
Altdorf
föhnreiche Gruppe
16,3
0,3
17,9
0.8
58,0
föhnarme Gruppe
14,5
—
8,5
2,0
68,0
Son nblick
föhnreiche Gruppe
16,8
2,0
56,8
17,0
0,5
föhnarme Gruppe
34,3
3,1
32,5
17.0
6,2
Hohen-Peißenberg
föhnreiche Gruppe
27,3
7,3
35,0
23,5
0,3
föhnarme Gruppe
29,9
8,4
16,5
34,0
4.1
Es ergibt sich wieder eine bedeutend größere Häufigkeit der südlichen Winde in der föhnreichen
Gruppe als in der föhnarmen. Auf dem Sonnblick weht bei Föhnreichtum im Oktober an 61,0 % aller
Termine südlicher Wind. Die Windzunahme wird in der üblichen Weise kompensiert: auf den Berg
stationen durch Abnahme aller anderen Winde (auf dem Sonnblick besonders der Nordwinde, auf dem
Hohen-Peißenberg der Westwinde infolge des Rückzugs des Azorenhochs), an den Talstationen durch Ab
nahme der Kalmen. Die Westwindhäufigkeit ist in Innsbruck in den föhnaktiven Monaten groß (9,3 gegen
3,9 im langjährigen Monatsdurchschnitt) 1 ).
Die föhnarme Oktobergrnppe.
1894: Es liegt ein Tief bei Island (752 mm) und ein zweites über der Barentssee (752 mm). Das Azorenhoch ist mit
764 min Maximaldruck weit nach Südwesten verschoben. Die 760 nuu-Isobare verläuft von den Azoren in nordnordöstlicher
Richtung nach England und biegt hier nach der deutschen Küste um. Die Isobarenrichtung über Mitteleuropa ist ost
nordöstlich.
1898: Ein Tief liegt über Island (748 mm) und ein zweites über der Barentssee (754 mm). Das Azorenhoch ist wieder
weit nach Westsüdwesten verschoben. Die 760mm-Isobare verläuft von der Nordkiiste Spaniens nach der skandinavischen
Küste und biegt über dem Bottnischen Meerbusen wieder nach Südosten ab. Eine Tiefdrnckmnlde erstreckt sich in der
Richtung auf den Golf von ßiskaya. eine zweite von der Barentssee in südöstlicher Richtung.
1899: Ein Tiefdruckgebiet liegt über dem Nordmeer (748 mm), ein zweites über der Davisstraße (754 mm). Über dem
Balkan liegt der Kern eines Hochdruckgebietes mit 768 mm Druck. Die Isobaren über Mitteleuropa sind teils geschlossen,
teils haben sie eine östliche Richtung. Es erstreckt sich eine Tiefdruckmulde von dein Nordmeertief in südsüdöstlicher
Richtung nach dem Schwarzen Meer.
*) Siehe S. 13.