Dr. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage mul ihre prognostische Verwertbarkeit
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Die nördlichen Winde zeigen auf den Bergstationen das umgekehrte Verhalten, an den Talstationen nehmen
auch sie bei Föhnreichtum zu, infolge des zyklonalen Strömungssystems gegenüber dem antizyklonalen
in der föhnarmen Gruppe. Zu erwähnen ist noch, daß trotz größerer Föhnhäufigkeit die Westwinde in
Innsbruck nicht nennenswert anwaclisen (2,7 gegen 2 3 Termine) 1 ). Im Januar vermögen nur äußerst starke
Änderungen der allgemeinen Zirkulation Föhnbedingungen zu schaffen; schwächere Föhne erreichen im
Januar die Täler meist gar nicht; die in die Täler hinabsteigenden Föhne sind im kältesten Monat des
Jahres weitgehend „ausgewählt“, wehen meist mehrere Termine über und vermögen ihrer Intensität wegen
die Morgenintermittierung in Innsbruck sehr häufig zu verhindern. Es sei bereits hier erwähnt, daß im
Februar etwas mehr und im Dezember beträchtlich mehr Westwinde bei Föhnreichtum in Innsbruck
beobachtet werden. Dies ist darauf zurückzuführen, daß in beiden Monaten, besonders im Dezember die
antizyklonalen Luftdruckverhältnisse über Mitteleuropa nicht so stabil sind w 7 ie im Januar. So ist der
hohe Druck auf dem 45,—50. Breitengrad über Europa im Januar um 3 mm stärker als im Februar und
um 4 mm höher als im Dezember. Die Auslese der Föhne ist nicht so groß; die schwächeren durch
gebrochenen werden leicht intermittiert, und Westwind vertritt dann den Südföhn.
Februar:
Es konnten von den 18 Jahren 4 Februare als föhnreich und 9 als föhnarm angesprochen werden.
Die Föhnhäufigkeit betrug im Durchschnitt der beiden Stationen 10,9 Föhntermine in der föhnreichen
Gruppe, gegen 1,1 Föhntermine in der föhnarmen. Die negative Anomalie über dem Atlantischen Ozean
ist gegenüber Januar noch verstärkt (siehe Karte 6). Sie zeigt im Zentrum eine Höhe von 9,3 mm. Sie
ist etwas von der Biskaya nach Südirland verschoben und gemäß ihres hohen Maximums hat sie an Aus
dehnung nach Norden gewonnen. Die positiven Anomalien an der Südostküste Grönlands, über der Barents
see und über Rußland sind etwas schwächer als im Januar. Dies scheint, soweit aus dem abgebildeten
Gebiet zu entnehmen ist, besonders für Nordrußland und Sibirien zu gelten, doch sind die Änderungen
gegenüber der Januar-Isanomalenkarte unbedeutend. Dieselben Überlegungen, die dort in der Auswirkung
der Isanomalen auf die mittlere Luftdruckverteilung angestellt wurden, könnten hier Platz finden. Es
gilt nichts anderes für die Isanomalenkarte der föhnarmen Februargruppe (siehe Karte 37). Das Zentrum
der südlich von Irland liegenden positiven Anomalie hat seine Lage nicht verändert; das Maximum ist
nur ein wenig höher (4,1 gegen 2,6 mm). Das Islandtief ist etwas vertieft, das Rußlandhoch weniger
geschwächt als bei der entsprechenden Januargruppe. Das negative Anomaliengebiet erstreckt sich über
das gesamte europäische Rußland, es scheint jedoch in Nordsibirien in eine positive Anomalie überzugehen
(dies war im Vormonat nicht der Fall). Bildet man die mittlere Luftdruckdifferenz der beiden Februar
gruppen, in der 13 von den 18 Jahren vertreten sind, so erreicht diese ihr Maximum etwas nördlich von
Island mit 6,2 mm (d. h. um so viel ist das Tief in der föhnreichen Gruppe gegenüber der föhnarmen
geschwächt), ein sekundäres Maximum über der Barentssee mit 4,8 mm, und sie erreicht ihr Minimum
mit 13,5 mm am westlichen Ausgang des Ärmelkanals. Diese Differenz ist sehr groß, wenn
man bedenkt, daß die mittlere Föhnhäufigkeit der föhnreichen Gruppe mit 11,3 FT
in Innsbruck (10,5 in Altdorf) nur um 10(9,7) Termine oder 3 Föhn tage höher ist als
die der föhn armen Gruppe.— Die Windverteilung ist in Tab. 7 in derselben Art wie für Januar, so
auch für den Februar zusammengestellt.
Tabelle 7.
Windverhältnisse im Februar.
N
E
S
W
K
Innsbruck
föhnreiche Groppe
8.3
5.8
24.3
6,8
39,8
föhnarme Gruppe
4.4
2,0
3.2
1,8
73,8
Altdorf
föhnreiche Gruppe
21.8
—
15.6
—
47.5
föhnarme Gruppe
14.0
—
4.4
0.2
66,6
Sonnblick
föhnreiche Gruppe
24.1
3.0
41.1
12.0
4.8
föhnarme Gruppe
52.2
4.8
20.8
6.4
1.0
Ho he n- Peißenberg-
föhnreiche Gruppe
19,0
7.0
20,0
34.0
4.8
föhuarme Gruppe
24,4
3,8
31.8
24,8
0,5
Ficker, Innsbrucker Föhnstudien I. Denkschriften
der
Wiener Akad.
Bd. 78
1905 S. 154.