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Dr. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage und ihre prognostische Verwertbarkeit
Westalpen nach Sizilien verläuft. Es wird deutlich, welche föhnhemmende Wirkung die Hochdruckbrücke
im Winter ausübt.
In föhnarmen Januaren sind die Anomalien nicht ganz so stark. Sie entsprechen jedoch in ihrer
Lage ganz denen der föhnreichen Januargruppe, natürlich mit umgekehrtem Vorzeichen. Über der Biskaya
und dem Ärmelkanal liegt das Zentrum der positiven Anomalie mit -f- 2,6 mm, die den ganzen Atlantischen
Ozean bis zum 60. Breitengrad bedeckt und den europäischen Kontinent bis zum 20. östl. Längengrad 1 ).
Das Azorenhoch erfährt durch diese Anomalie eine Stärkung und gewinnt beträchtlich an Ausdehnung,
so daß Mitteleuropa vor allem unter seinen Einfluß gerät. Die östlich des 20. Längengrades liegende
negative Anomalie bedingt eine Schwächung des hohen Druckes über Rußland, die nördlich des 60. Breiten
grades liegende eine Vertiefung des Islandtiefs (—1,1 mm) und des tiefen Druckes über dem Nordmeer
und der Barentssee (— 2,8 mm). Die allgemeine atmosphärische Zirkulation ist gestiegen (wenn man den
Druckgradienten zwischen dem Azorenhoch und dem Islandtief zum Gradmesser der Zirkulation nimmt),
die Föhnhäufigkeit ist gering. Um nachzuweisen, daß die Einzeljahre der Gruppen in den wesentlichen
Zügen ihrem Gruppenmittel entsprechen, sei eine kurze Beschreibung des monatlichen Luftdruckmittels
der bei der Errechnung der Anomalienkarten benutzten Jahre in seinen für die vorliegende Untersuchung
wichtigsten Merkmalen gegeben.
Die föiinarme Januargruppe.
1896: Es liegt ein Tiefdruckkern bei Island (754 mm) nnd ein zweiter über der Barentssee (746 mm). Ein Hochdruck
gebiet erstreckt sich von Südengland über Westfrankreich, Mitteldeutschland bis nach Ungarn (770 mm). Die 760 mm-Isobare
verläuft hoch im Norden über die Shettland-Inseln in östlicher, dann südöstlicher Richtung nach dem Rigaischen Busen.
1902: Es sind drei Tiefdruckkerne vorhanden: In der Davisstraße mit 750, bei Island mit 750 nnd über dem Nordmeer mit
742 mm; Mitteleuropa liegt unter dem Einfluß des Azorenhochs, das mit einem 770 mm-Kern über Spanien liegt. Über
Rußland liegt eine Tiefdruckmulde, deren Achse von dem Nordmeertief ausgehend in ungefähr südsüdöstlicher Richtung nach
dem Asowschen Meer weist. Die 760 mm-Isobare verläuft Uber Europa von Schottland in ostsüdöstlicher Richtung über
Hamburg nach Kiew-Charkow.
1904: Das Islandtief weist im Zentrum einen Druck von 740 mm auf. Mitteleuropa liegt auf einer Hochdrnckbrücke,
die das Azorenhoch (772 mm) mit dem Rußlandhoch (768 mm) verbindet. Die 760 mm-Isobare verläuft etwas südlicher. Über dem
Atlantik hat sie eine östliche Richtung, erreicht Europa in Südengland, biegt hier nach Nordosten um, um von dem Bott
nischen Meerbusen an sich wieder nach Osten zu wenden.
1906: Das Islandtief weist im Zentrum einen Druck von nur 738 mm auf. Mitteleuropa liegt unter dem Einfluß des
Azorenhochs (Kern 770 mm bei den Azoren). Die 760 mm-Isobare verläuft von Siidirland über Holland entlang der deutschen
Küste nnd wendet sich über Innerrußland im Bogen nach Nowaja-Semlja.
1908: Das Islandtief ist mit einem Druck von 744 mm, das Nordmeertief mit demselben Druck und das Tief in der
Davisstraße mit 742 mm Druck vertreten. Das Azorenhoch ist gut ansgebildet und liegt mit einem Teilkern von 770 mm
über Süddeutschland. Über Rußland liegt eine Tiefdruckmulde, deren Achse von der Barentssee nach Süden weist. Die
760 mm-Isobare läuft von Mittelschottland in östlicher Richtung nach dem Kattegat, dreht hier nach Ostsüdosten ab, um
über Mittelrußland sich in einem Bogen nach Nordosten zu wenden.
1909: Es sind das Islandtief und das Nordmeertief mit 742 mm vorhanden; Mitteleuropa liegt auf einer das Azorenhoch
und das Russenhoch verbindenden Hochdrnckbrücke (768 mm). Die 760 mm-Isobare findet sich in Schottlands Breite.
1911: Das Nordmeertief ist mit einem Kern von 748 und das Davistief mit 746 mm vertreten ; Mitteleuropa steht völlig
unter dem Einfluß des Azorenhochs, das in nordöstlicher Richtung liegend mit seinem Kern bis zur Tschechoslowakei reicht
(770 mm). Die 760 mm-Isobare liegt hoch im Norden über den Färöern nnd Mittelskandinavien.
Es gibt kein Jahr, in dem nicht ein, meist sogar mehrere Tiefdruckkerne in der von der Davisstraße
nach der Barentssee sich erstreckenden Tiefdruckrinne sehr stark ausgebildet wären. Es gibt kein Jahr,
in dem Mitteleuropa nicht völlig unter der Herrschaft des mächtig entfalteten Azorenhochs stünde oder
in einer über Mitteleuropa stationären Antizyklone läge (durch Verlagerung des Azorenhochs nach Mittel
europa : Strahlungstyp) oder endlich unter der Herrschaft einer Hochdruckbrücke stünde, wenn das Russen-
hoch einigermaßen entwickelt ist. Auf keinen Fall übt dieses jedoch einen Einfluß auf Mitteleuropa oder
Westeuropa aus. Die 760 mm-Isobare liegt stets hoch im Norden.
Die föhn reiche Januargruppe.
1895: Ein Tiefdruekkern von 754 mm liegt in der Davisstraße. Das Azorenhoch hat einen maximalen Druck von
766 mm. Über Europa liegt ein Tiefdruckgebiet, das zwei Kerne aufweist, das eine Uber Nord- und Nordwestdeutschland,
l ) Die Lage der Anomalien in der föhnarmen Jannargruppe ist ganz ähnlich der der entspr. Februargruppe (Karte 37).