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Full text: 52, 1933/34

Dr. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage nnd ihre prognostische Verwertbarkeit 
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August mit 2,5 °/ 0 bzw. 1,3% das Hauptminimum erreicht, um nach einem neuerlichen Anschwellen zum 
zweiten Maximum im Oktober auf 9,5°/ 0 bzw. 7,0%, in Innsbruck schnell, in Altdorf langsamer abzusteigen, 
so daß in den Monaten November bis Januar Innsbruck eine geringere Föhnhäufigkeit aufweist als Altdorf. 
Am stärksten erhebt sich die Fohnhäufigkeit Innsbrucks über die Altdorfs in den Hauptföhnmonaten März (-p 22,6 °/ 0 ) 
und Oktober (-p 35,0 °lo). Die Fölinhäufigkeit Innsbrucks beträgt im Januar nur 58,4°/ 0 der Altdorfs. Die durchschnittlich 
geringere Fölmhänfigkeit Innsbrucks im Winter hat ihre Ursache in dem im Oberinntal lagernden, den Föhndnrchbrnch ver 
zögernden oder sogar verhindernden Kältereservoir 1 ), dem auch die Föhnintermittierungen ihre Entstehung verdanken. 
Der Gang der Föhnhäufigkeit läßt sich aus der mittleren Luftdruckverteilung der einzelnen Monate 
zwanglos erklären: Im Januar ist die Lage des Isobarenfeldes wesentlich westöstlich 2 ), so daß über 
Nordeuropa und Mitteleuropa vor allem Winde westlicher und südwestlicher Eichtung verursacht werden. 
Der über Mitteldeutschland und den Alpen liegende und das russisch-asiatische und das Azorenhoch ver 
bindende Hochdruckrücken, der über Ungarn und den Ostalpen einen geschlossenen Hochdruckkern sich 
ausbilden läßt, wird föhnhemmend wirken: er wird durch geringe Luftbewegung ausgezeichnet sein, die 
ozeanischen Luftmassen von den südlicheren Teilen Europas abriegeln und die Bildung von Strahlungs 
inversionen hervorrufen, die selbst in Fällen starker südlicher Winde in der Höhe diese nicht eher als 
Föhn in die Täler hinabsteigen lassen, bis die kalte Inversionsschicht abgeflossen ist (v. Ficker, siehe 
Fußn. S. 7 Punkt 3). In Innsbruck beträgt infolge der antizyklonalen Verhältnisse die Zahl der Kalmen 
71,0 (von 93 Terminen) gegen nur 58,3 im Jahresdurchschnitt (in Altdorf 66,4 gegen 61,3). Die in den 
Tälern herrschenden antizyklonalen Verhältnisse sind hingegen auf den Höhenstationen ausgesprochen 
zyklonalen gewichen. Wir finden diese im Winter in der Höhe sogar zu ihrer größten Intensität ge 
steigert (auf dem Sonnblick im Januar 3,2 Kalmen gegen z. B. 9,1 im Juni). — Die im Januar über 
Mitteleuropa liegende Hochdruckbrücke ist im März abgebaut. Das Russen- und das Azorenhoch sind ge 
trennt durch ein Gebiet, auf das das isländische Minimum seinen zyklonalen Einfluß ausübt. Das zyklonale 
Strömungsschema, das im Winter nur in der Höhe herrschte, hat nun auch an den Talstationen Platz 
gegriffen. Die Achse der Tiefdruckmulde erstreckt sich von dem Islandtief über die Shetlandinseln in 
südöstlicher Richtung und führt über die Alpen, diese fast genau halbierend, nach der Adria. Die 
Isobarenrichtung ist über Europa uneinheitlich. Über dem südwestlichen Europa sind westliche Winde 
mit nördlicher Komponente, über Südost- und Osteuropa der Luftdruckverteilung gemäß vor allem süd 
liche Winde zu erwarten. In Mitteleuropa, das als Grenzgebiet der beiden Hochdruckgebiete erscheint, 
ist eine Zunahme der Winde aller Richtungen gegenüber Januar zu beobachten, besonders der westlichen 
und nordwestlichen Winde (West- und Südwesteuropas) und der Süd- und Südostwinde (Osteuropas). Diese 
Südwinde, die sich auf der Vorderseite vorbeiziehender Depressionen zeigen, werden die Entstehung von 
Föhn begünstigen, zumal die Bodeninversion nicht mehr vorhanden ist. Die Kalmen sind in Innsbruck 
und Altdorf auf ein Mindestmaß reduziert (im April sind in Innsbruck nur 46,6 gegen 58,3, in Altdorf 
52,1 gegen 61,3 Kalmen im Jahresmittel festgestellt). Sowohl in Innsbruck als auch in Altdorf erreichen 
die südlichen Winde im März den Maximalbetrag des Jahres. — Im Juli ist die Herrschaft des Azoren 
hochs über West-, Mittel- nnd Südosteuropa ausgeprägt. Über Rußland liegt das thermisch bedingte 
Tiefdruckgebiet, Die Luftdrucklage, die Winde aus vorwiegend westlicher und nördlicher Richtung über 
Mitteleuropa zur Folge hat, ist für die Entstehung von Südwinden, und damit für Föhn, denkbar un 
günstig. — Im Oktober ist die mittlere Luftdrucklage wieder sehr ähnlich der des März; die Föhn 
häufigkeit nimmt in dem Augenblick schnell zu, in dem das russisch-asiatische Hoch wieder stark ent 
wickelt ist. 
Es besteht zwischen dem jährlichen Gang der Föhnhäufigkeit und dem Gang der Luftdruckdifferenz 
zwischen den Alpen und dem russisch-asiatischen Hoch eine Korrelation von 0,61. 
Die Abhängigkeit des jährlichen Ganges der Föhnhäufigkeit von der Änderung 
der mittleren monatlichen Luftdrucklage ist eindeutig. 
Wieweit die Abweichung der Föhnhäufigkeit eines einzelnen Monats vom langjährigen Mittel des 
betreffenden Monats in Innsbruck und Altdorf gleichsinnig ist, läßt sich am besten mit Hilfe der in 
Tab. 3 mitgeteilten Korrelationsfaktoren zeigen. Die Koeffizienten sind mit Ausnahme der Hochsommer 
monate so stark positiv, daß trotz der an sich geringen Zahl der Jahre (18), die ihrer Berechnung zu- 
') H. v. Ficker, Innsbrucker Föhnstudium IV, Denkschriften der Wiener Akad. Bd. 85,1910, S. 149 Punkt 1 und 2. 
2 ) A. Defant, Die Verteilung des Luftdrucks über dem Nordatlantischen Ozean und den anliegenden Teilen der Konti 
nente auf Grund der Beobachtungsergebnisse der 25 jährigen Periode 1881—1905. Denkschriften der Wiener Akad. Bd.93,1916.
	        
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