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Full text: 52, 1933/34

I)r. Johann Richter: Die Vereisung der Beltsee und südlichen Ostsee im Winter 1928/29. 
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landbeit auf die linke Seite des Fahrwassers gedrückt, traf hier wohl leichteres Eis an als das 
Schwesterschiff auf der anderen Seite, und trieb in der Hauptfahrrinne bis zur Höhe von Skelskör. 
(Wir erinnern uns, daß die „Luleälf” um diese Zeit in der Nähe der Omö-Staal Gründe, also 15 sm 
weiter südlich, nahezu fest saß). Hier lag das Schiff drei Tage lang fest und wurde dann nach Siid- 
osten gedrängt bis etwa zur Mitte der Insel Agersö. Da zur Windrichtung keinerlei Beziehung fest 
zustellen ist, werden wahrscheinlich Eispressungen die Ursache dieser Versetzung gewesen sein, denn 
aus dem Tagebuch der „Götaälf“ (s. Tab. 55 Sp. 15) entnehmen wir eine zu dieser Zeit gemachte Auf 
zeichnung folgenden Inhalts: „Zeitweise heftige Eispressungen. 19. 2. 10 Uhr: Eis kommt lose, treiben 
langsam südwärts.“ 
Unter der Wirkung der Ostwinde trieb das Schiff vom 20. bis 22. wieder in nördliche Richtung 
ab. Deutlich sieht man, wie mit dem Einsetzen der zweitägigen Westwindperiode die Trift allmäh 
lich verlangsamt wird. (Es ist dies wohl eine Folge der Stauwirkung zwischen den von Süden sich 
herbewegenden und noch mit der durch die Ostwinde hervorgerufenen Bewegungsenergie versehe 
nen Eismassen, sowie des von Norden vor dem Westwind herbeigetriebenen Eises). Schließlich ver 
mochte das letztere aber den Sieg davonzutragen, denn nun sehen wir das Schiff um mehr als 15 sm 
mit dem Eise nach Süden treiben. Diese Südwärtsversetzung läßt sich auch auf der Eiskarte der 
Deutschen Seewarte (vergl. Taf. 1. Karten 11 u. 12) an der Lage der Treibeisgrenze sehr deutlich er 
kennen. 
Am 25. 2. setzte die 5tägige Nordostwinclperiode ein, während der das Schiff sofort wieder nach 
Nordosten abtrieb. Am 24. 2. geriet es bei den Omö-Staal Gründen im Packeise fest. Erst am 5 5.. 
nachdem schon seit vier Tagen der Wind nach Westen herumgegangen war. kam die „Götaälf“ frei 
und trieb nun, der „Luleälf" um etwa 12 sm voraus, am 4. 5. an Albuen vorbei, am 5. 5. in den Feh 
marnbelt hinein und erreichte am 8. 5. die Position von Gedscr-Riff Feuerschiff, immer dicht sich 
an der 10-m-Tiefenlinie haltend. \ on hier aus wurde das Schiff mit der an der mecklenburgischen 
Küste entlang setzenden Eistrift bis etwa zum Nordende der Kaclet-Rinne verfrachtet. Deutlich er 
kennen wir im Triftverlauf die Konfiguration der mecklenburgischen Küste von Warnemünde bis 
Darsserort. Am 11. 5. wurde das Schiff von clem Eisbrecher „Trouvor“ in Empfang genommen, und 
damit endet die Trift. 
Die Trift der „Sayn“. ■) 
Zusammenstellung der Ergebnisse in Tab. 56, Darstellung des Trift verlauf es auf Tafel 6. 
Diese Trift beginnt bereits in der Nähe des Plantagenct-Grundes, zwar zur selben Zeit wie alle 
übrigen, als aber die letzteren sich bereits westlich Gedser befanden. Bereits in der Gegend der 
Kaclet-Rinne geriet der Dampfer für einen Tag fest. Erst am 14. 2., also fünf Tage später, befand er 
sich dort, wo die anderen Schiffe schon am 9. 2. festkamen. Während dieser Zeit war der ganze Feh 
marnbelt schon mit schwerem Eis besetzt. Dieser stärkeren Eisblockade ist es wohl zuzuschreiben, 
daß die „Sayn” nicht, wie die übrigen Schiffe an der dänischen, sondern an der deutschen Küste ent 
lang trieb. Erst am 17. 2. treffen wir das Schiff im Langelandbelt, etwas nördlich von Kels-Nor an. 
also zu der Zeit, als „Luleälf" bereits vor Omö. „Götaälf" bei Skelskör im Packeise festsafien. Am 
18. 2. kam „Sayn“ dann mit dem Eisstrom bis etwa 2 sm nördlich von Tranekjär und geriet hier 
dicht an der Küste fest, blieb dann einen Tag liegen und wurde am folgenden Tage wie auch die 
„Götaälf“ ein wenig nach Südosten vertrieben. Aber schon am nächsten Tage war die Eisbewegung 
wieder nach Norden gerichtet. Am 21. 2„ mit clem Einsetzen der zweitägigen Westwindperiode, wurde 
das Schiff dann in den zwei Tagten bis zur Südspitze Laalands vertriftet. An dieser Stelle lag es 
acht Tage lang bis zum 5. 5. fest. Von diesem Zeitpunkt an, an dem das ganze Eis der Beltsee gelöst 
wurde, trieb die „Sayn“ in cler Mitte des Fahrwassers nach Osten ab, passierte am 5. 5. Fehmarn- 
Belt-Feuerschiff, am 7. 5. Gedser-Rev und erreichte am 9. 5„ indem sie mehr und mehr an die meck 
lenburgische Küste gedrängt wurde, fast die Position von Plantagenet-Grund. An dieser Stelle nahm 
der Eisbrecher sie ins Schlepp. 
1) Nach der Abschrift aus dem Originaltagebuch des Dampfers v. 8. 2. 29 — 10. 5. 29.
	        
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