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Dr. Johann Richter : Die Vereisung der ßeltsee und südlichen Ostsee im Winter 1928/29.
Nach diesen Betrachtungen wollen wir dazu übergehen, die Kältesummen nun zur Vereisung (1)
in Beziehung zu setzen und unsere Besprechungen mit den V erhältnissen in der Beltsee beginnen.
Fassen wir die mittleren Kältesummen der Eiswinter und die dazugehörige V ereisungsperiode der
Hauptfahrwasser des dänischen Beobachtungsgebietes zusammen (s. Tab. 13), dann bemerken wir, daß
zwar allgemein mit abnehmender Kältesumme auch die Vereisungsdauer sinkt. Im Winter 1921/22
tritt aber bei geringerer Kältesumme als im Winter 1916/17 eine Zunahme der Vereisung um neun
Tage ein. Dagegen vereisen im Winter 1925/26 die dänischen Fahrwasser fast gar nicht, obgleich seine
Kältesumme hinter der des Winters 1927/28, der eine Eisperiode von sieben Tagen aufweist, nur we
nig zurückbleibt.
Tab. IS. Kültesummeu u. Vereisuugsdauer 1. Beltseegebiet. 2 )
Winter
Mittl.
Kältesumme
Anzahl d. Tage m.
Fahrwas
1928/29
200,7
48,4
1923/24
238,8
40,3
1916 17
109,5
21,4
1921 /22
165,4
30,0
1908/09
151,0
18,0
1911/12
128,0
1 DT
1900 07
121,1
0,0
1927/28
110,3
7,0
192f> '20
94,4
0,4
dän. off.
Da uns so die Höhe der Kältesummen über diese Abweichungen nichts aussagt, dürfen wir vermu
ten, daß die Verteilung der Kälte für die Vereisung von Bedeutung- ist. Betrachten wir den Ab
lauf der Frostperiode des Winters 1916/17 (5), dann erkennen wir neben einigen wenigen Frosttagen
im Dezember des Jahres 1916, mit Beginn des Jahres 1917 eine Reihe von 6 Frostperioden, von denen
aber nur die 27tägige, vom 11. 1. bis 8. 2. währende, von Bedeutung ist. Ihre Kältesumme beträgt 85,5
Grad. Die anderen fünf wechseln mit Wärmeperioden ab, die den Kältewellen in der Länge fast
gleichwertig sind. Der Winter 1921/22 (4) weist 5 Kälteperioden auf, von denen die ersten 5 ohne
Bedeutung sind. Erst wieder Mitte Januar tritt eine 35tägige Kältewelle mit einer Kältesumme von
124,5 Grad auf. Diese rief die stärkere Vereisung des Winters 1921/22 hervor. Dieselbe Erscheinung
können wir auch beim Vergleich der Winter 1927/28 und 1925/26 wahrnehmen. In Tab. 18 ist der
Verlauf beider Winter angegeben. Der Winter 1927/28, der noch zu den Eiswintern zählt, er ist aller
dings der mildeste von ihnen, ist durch 6 Kälteperioden ausgezeichnet, und nur die längste von ihnen
brachte eine größere Kälte mit sich, nämlich 88,87 Grad in 25 Tagen. Das erste Eis im Hafen von
Kopenhagen bildete sich am 18. 12. (5) und erst nach weiteren zwei Tagen, am 20. 12. (6), gefror der
Sund selbst. Da das Eis im Sund nur leichter Natur war, außer Treibeis wurde lediglich an zwei
lagen dünnes Festeis (7) gemeldet, vermochte die nun folgende Wärmeperiode das Eis schnell wieder
aufzulösen.
Der Winter 1925/26 läßt dagegen einen raschen Wechsel von kurzen und wenig intensiven Kälte
wellen erkennen. Die größte erreichte Kältesumme beträgt 22,3 Grad. Die unterbrechenden Wärme
perioden waren im Vergleich zu den Kältewellen recht lang und kräftig. Infolge der jeweils zuge-
führten nur geringen Kälte konnte sich in den offenen Fahrwassern kein Eis bilden, auch wäre
es in den Wärmeperioden in kürzester Zeit wieder aufgelöst worden. Zur Zeit des jährlichen Mini
mums der Wassertemperatur im Februar (s. S. 34) aber reichte eine Kältesumme von 20,7 Grad noch
eben aus, um im Hafen von Kopenhagen an zwei Tagen loses Eis (8) zu bilden.
Vergleichen wir diesen milden Winter nun mit dem extrem strengen Winter 1928/1929, so sehen
wir, daß nach einer frühen bedeutungslosen Frostperiode von sieben Tagen eine 65-tägige Kältewelle
1) Speerschneider, Eisbild. usw. Ann. d. Hydr. usw. 1925. S. 506.
2) N. M. A„ 1929, S. XVIII, Tab. 7.
5) N. M. A„ 1917, S. XVI, Tab. 2.
4) N. M. A., 1922, S. XIV, Tab. 2.
5) 6) 7) ebenda, 1928, S. XI. Tab. 5.
8) ebenda, 1926, S. XIII, Tab. 5.