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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 52. Bd Nr. 5.
..Eider“, „August Bolten“, „Borkum“ und „Helene Rufi“ auf. Um 15 Uhr hatten sie den Standort 55°
1' N 15° 45' E (ca. 22 sm nordöstlich Arkona) erreicht. Nachdem sie während der Nacht auf Po
sition 54° 50‘ N 12° 58‘ E (etwa 6 snr östlich Plantagenet-Grund) geankert hatten, setzten sie bei Ta
gesanbruch (28. 2.) ihren Marsch nach dem Westen fort. Infolge des 1—2 Full dicken Eises konnten
sie nur langsam Vordringen, da die geleiteten Schiffe häufig wieder festkamen. So waren sie mit nur
1—2 sm stündlicher Fahrt um 17 Uhr bis Position 54° 42‘ N 12® 55' E (13 sin nordnordöstlich Darsser-
ort) vorgestoßen. Am nächsten Morgen (1. März) setzten die Eisbrecher ihre Arbeit fort.
Das Aufklärungsflugzeug sichtete beide Eisbrecher mit Geleit im schweren Packeis bei Plantage-
net-Grund treibend. Um 20 Uhr funkte „Ermack“, daß er soeben eine schwere Eisbarre passiert habe
und nun erfolgreich vorwärts käme. Die auf diesem Flug festgestellten Eisverhältnisse waren die
folgenden: Von Darsserort bis zur Linie Möen-Dornbusch lag schweres Packeis, von hier bis in die
Pommernbucht befand sich Festeis mit einigen offenen Stellen. Noch 20 sni nordöstlich Großhorst wie
auch in der Danziger Bucht wurde eine, soweit das Auge reichte, ununterbrochene Festeisdecke be
obachtet.
2. März. Gegen 14 Uhr stieg in Hamburg ein Aufklärungsflugzeug auf, das den Eisbrechern
den günstigsten Weg Vorschlägen sollte: es sichtete in Langelandbelt die „Luleälf“, bei Omö treibend.
In der Nähe von „Götaälf" wurde der dänische Eisbrecher „Tyr“, der seine Schraube verloren hatte,
festgestellt. Auf der Ostseite des Belts hatte sich Neueis gebildet.
Den Eisbrechern wurde vorgeschlagen, möglichst dicht unter der dänischen Küste entlang zu
fahren. Da die südliche Hälfte des Fehmarnbeltes von schwerem Packeis angefüllt war, sollten „Er
mack” und „Trouvor“ von hier aus Westermarkelsdorf ansteuern, dann auf Neuland zuhalten, um
dicht unter der deutschen Küste entlang nach Kiel zu gelangen.
5. März. „Ermack“ war 8 Uhr morgens damit beschäftigt, die in der Nähe des gefährlichen
Gedser-Riffes befindlichen Schiffe zu befreien. Seit einigen Tagen war der Wind auf westliche
Richtung umgesprungen, und es herrschte infolgedessen eine starke, aus Sund und Belten heraus
setzende Eistrift nach Osten. Nachdem es „Ermack” gelungen war, am Vortage 10 sm nach Westen
vorzustoßen, trieb er während der Nacht dieselbe Strecke wieder zurück. Um 15 Uhr hatten sich die
beiden Eisbrecher bis 54® 22' N 11° 57' E (11 sm nordnordwestlich Warnemünde dicht bei der Fahr
straße der Fähre) durchgekämpft und drangen weiter in westsüdwestlicher Richtung vor. Der gelei
tete Dampfer „Eider“ war infolge Ruderbruchs steuerunfähig geworden und mußte geschleppt wer
den. Außerordentlich dichter Nebel zwang, die Arbeit bei Sonnenuntergang zu unterbrechen. Am
nächsten Morgen (4. M ä r z) befand sich „Ermack“ mit „Eider” und „Borkum", deren Ruder beschä
digt war, auf dem Marsch nach Warnemünde. Um 15 Uhr war „Helene Ruß" eingelaufen und
„Eider“ und „Borkum” kurz vor der Einfahrt im Eise. „Ermack” und „Trouvor“ hatten bereits clie
Fahrt nach Holtenau mit „August Bolten“ im Geleit angetreten.
5. Mär z. Infolge starker östlicher Trift kamen clie Eisbrecher aber nur langsam vorwärts. Um
8 Uhr morgens befanden sie sich dicht vor der Ost-Küste Fehmarns, in ihrer Nähe befand sich der in
zwischen vollständig steuerunfähig gewordene Dampfer „Sayn“. Da der Kohlenbestand des „Ermack“
erschöpft war, mußte er clie Arbeit unterbrechen und aus „August Bolten" seinen Vorrat auffüllen.
Infolgedessen kam er nur langsam vorwärts. Erst am nächsten Tage (6. März), um etwa 20 Uhr,
konnte cler Eisbrecher sein Geleitschiff in Kiel einbringen. Ueber clie in cler Ostsee angetroffenen
Eisverhältnisse äußerte sich cler Kapitän des „Ermack“ dahingehend, daß ihm so schweres Eis in den
russischen Gewässern bisher nicht entgegengetreten sei; clas schwere Packeis cler südlichen Ostsee
gliche durchaus dem des Weißen Meeres, wie er es auf cler Expedition zur Befreiung Nobiles ange
troffen habe.
Bereits am Vortage war clie Danziger Bucht teilweise eisfrei geworden. Von Fehmarn bis zur
schleswig-holsteinischen Küste zog sich noch eine feste Eisdecke hin; die Lage cler Dampfer in cler
Kieler Bucht war deshalb nicht verändert. Im Fehmarnbelt zeigte sich Treibeis, worin sich die
Dampfer „Luleälf” und „Götaälf” dicht beieinander befanden.
Am 5. März war die Eisenbahnfähre „Schwerin" bei ihrer Ausfahrt etwa 8 sm nördlich Warne
münde im Eise stecken geblieben. Mit cler starken östlichen Trift war sie abgetrieben worden und
wurde gegen Abend bereits querab Wustrow gesichtet. Bei Darsserort schien sie allerdings wieder