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Full text: 52, 1933/34

Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. ;V2. Bd. Nr. f>. 
macht, wenigstens einen Teil des Geleitzuges bis Kiel durchzubringen. Um 1? Uhr befand sich „Schles 
wig-Holstein" etwa 5 sin nordnordwestlich Marienleuchte. Die Eismassen, die sie im Fehmarnbelt 
antraf, waren teilweise 80 cm stark. Um 20 Uhr war die Spitze des aus fünf Schiffen bestehenden 
Geleitzuges bis Westermarkelsdorf angekommen. 
Zwischen Arkona und Swinemünde saßen nunmehr etwa 25 Dampfer fest. Die ganze Swine 
münder Bucht hatte sich mit einer 5—6 Zoll dicken Kerneisschicht bedeckt. Von Warnemünde nach 
See zu wurde ein 3—4 sin breiter eisfreier Streifen gesichtet. Vor der Befahrung der Strecke 
Arkona—Fehmarn wurde besonders gewarnt. 
8 Februar. ..Schleswig-Holstein“ trat morgens die Fahrt nach der Mecklenburger Bucht an. 
Um 14 Uhr hatte sie bei Gedser innerhalb 5 Stunden insgesamt 10 Dampfer losgebrochen. Das Ge 
leit bestand aus den Dampfern „Fritz Schoop“, ..Rita". „Hugo Ferdinand". ..Heddernheim“, „Albert“. 
„Gottfried Poppe“, „W. C. Frohne“, „Ceres“, „Capitain Comelin“ uncl „Tczew.“ Außer „Gottfried 
Poppe“ und „Ceres" gelang es allen Schiffen, bis an den Westausgang des Fehmarnbeltes zu folgen, 
hier riß das Geleit auseinander. Die Dampfer „Rita“, „Capitain Comelin“ und „Tczew“ blieben zu 
rück. befanden sich aber bereits außerhall) des schweren Packeises und versuchten allein einzulaufen. 
Das gelang aber nur dem „Capitain Comelin.“ 
Das Geleit von Gedser Enge bis Kiel Glockentonne erforderte 19 Stunden. 
Das Linienschiff „Elsaß“ lief gegen 17 Uhr zu einer kurzen Stichfahrt in die Kieler Bucht aus, 
um die von der „Schleswig-Holstein“ bis dahin geleiteten Schiffe, soweit sie noch nicht selbst bis 
nach Kiel gelangen konnten, beim Einlaufen zu unterstützen. Die von „Elsaß“ angetroffenen Eisver 
hältnisse waren verhältnismäßig günstig, das Schiff kam mit 0 Knoten Geschwindigkeit im Eise vor 
an. Die zuerst angetroffenen Schiffe konnten sich noch mit eigener Kraft langsam vorwärts arbei 
ten. Als dann um 20 Uhr außer dem Dampfer „Fehmarn“ keine weiteren Schiffe mehr in Sicht wa 
ren, machte „Elsaß“ Kehrt und nahm die ..Fehmarn“ ins Geleit. Um 23 Uhr war Kiel erreicht. 
Um die Mittagszeit stieg ein Flugzeug zur Erkundung auf. Es sichtete in der ganzen östlichen 
Ostsee und im Fehmarnbelt eine einzige weiße Decke. Aon Warnemünde nach Gedser war eine Fahr 
rinne vorhanden, ebenso von Dahmeshöved nach Buk. — Die Swinemünder Bucht wurde noch als 
offen gemeldet. 
9. Februar. Linienschiff „Elsaß“ fand auch am heutigen Tage noch relativ günstige Eisver 
hältnisse vor. Zwar nur langsam (4—5 Knoten), aber doch stetig kam „Elsaß“ voran. Westlich von 
Westermarkelsdorf traf sie einen ca. 6 sm breiten eisfreien Streifen an. Bis Mittag hatte sic sämt 
liche Teile des „Schleswig-Holstein“-Geleitzuges, die schon z. I. wieder festsaßen, passiert. „Elsaß“ 
fuhr so dicht an ihnen vorbei, daß sie in ihre Fahrrinne einscheren konnten, um so nach Kiel zu ge 
langen. Nördlich Fehmarn verschlechterten sich die Eis Verhältnisse. Die Packeisfelder waren so 
stark, daß auch „Elsaß" wiederholt festkam. Außerdem entstanden durch das vom Winde in nord 
westliche Richtung gedrängte Eis Pressungen, so daß jede von der „Elsaß“ gebrochene Fahrrinne 
sich sofort wieder schloß. Tn dieser Gegend wurden auch die Russen „Crasny Profilitern“ und „So- 
vet“ angetroffen, verhältnismäßig starke Schiffe, die, selbst noch Fahrt machend, ohne weitere Hilfe 
in die Rinne der „Elsaß“ Kurs Kiel einlaufen konnten. Inzwischen waren „Gottfried Poppe“ und 
„Ceres“ in Sicht gekommen. Versuche, die „Gottfried Poppe“ zu schleppen, scheiterten daran, daß 
die Sehlepptrosse brach. Das Schiff folgte noch eine Weile mit eigener Kraft, blieb aber dann zu 
rück. „Ceres“ wurde ohne Schwierigkeiten befreit und zu den russischen Dampfern geleitet, doch 
kamen alle drei nicht bis Kiel durch. 
Auf dem Weitermarsch wurde ..Schleswig-Holstein“ passiert, die zum Kohlen und zur Maschinen 
überholung nach Kiel ging. „Schleswig-Holstein“ hatte bei Einbruch der Dunkelheit ihren Geleitzug 
verlassen. Bis um 12 Uhr hatte sie die letzten 6 Schiffe in der Mecklenburger Bucht losgeeist. Die 
Eispressungen waren hier aber so stark geworden, daß die geleiteten Dampfer immer wieder in der 
sofort hinter dem Linienschiff sich wieder schließenden Rinne festkamen. „Götaälf“ und „Luleälf“ 
erlitten Ruclerschaden, Schleppversuche scheiterten an der Beschaffenheit von Eis und Schiff; der 
Geleitzug kam nicht mehr von der Stelle. 
Der mit Eisbrecherbug versehene finnische Dampfer „Nordstjernen“ war am 8. 2. in Lübeck an- 
gekommen. A on den Aalands-Inseln bis nach Bornholm hatte er eisfreies Wasser gehabt, von hier
	        
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