I)r. J o h a n n Richter: Die Vereisung der Beltsee und südlichen Ostsee im Winter 1928/29.
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I. Einleitung.
Vorliegende Arbeit hat sich zur Aufgabe gestellt, den \ erlauf des sicher noch in guter Erinnerung
sich befindlichen strengen Winters 1928/29 in der südlichen Ostsee und in der ßeltsee zu beschreiben
und die wichtigsten dabei auftretenden Erscheinungen zu erklären.
Das erste Kapitel macht uns mit der Entwicklung und dem Stande der Eisberichterstattungen
bekannt. Es zeigt uns, wie sich im Laufe der Zeit und der fortschreitenden Entwicklung der Schiff
fahrt ein immer dringlicheres Bedürfnis nach einem ausreichenden Meldedienst bemerkbar machte,
und wie dieser sich bis zu dem heutigen modernen Stande -— und auch dieser wird immer noch wei
ter ausgebaut — entwickelte. Dieser letztere soll denn auch ausführlich behandelt werden.
Sodann folgt eine Beschreibung des Verlaufs der Schiffahrtsverhältnisse in der südlichen Ostsee
während der starken Vereisungsperiode im Februar und März 1929. Dieses Kapitel macht uns mit
den Hilfsmitteln bekannt, mit denen man die vom Eise überraschten, z. T. recht kleinen Handels
schiffe aus der Eisumklammerung befreite. Es stellt die Hilfe durch die Linienschiffe ..Schleswig-
Holstein" und „Elsaß“, durch die russischen Eisbrecher, sowie die vielseitigen Aufgaben der Flug
zeuge, wie Eiserkundungsdienst. Verproviantierung u. a. m. dar. Endlich gibt dieser Abschnitt eine
historische Darstellung der Eisverhältnisse auf Grund persönlicher Berichte wieder.
Die nächsten Kapitel wenden sich dann dem wissenschaftlichen Teil der Arbeit zu, und zwar wer
den zuerst die Witterungsverhältnisse beschrieben. Dann wird auf die Hauptaufgabe, die Beschrei
bung und Erklärung der Vereisung der Ostsee eingegaugen. Es folgt zunächst eine Beschreibung vom
Verlaufe der Vereisung mit kartographischen Darstellungen besonders charakteristischer Zeitpunkte.
Sodann wird versucht, die Intensität der Vereisung in einzelnen Eiswintern und die Ursache ihrer
Verschiedenartigkeit zu erklären. Zwei weitere Abschnitte beschäftigen sich mit den örtlichen Eis
verhältnissen der Ostsee, und zwar wird zuerst die Beltsee. und im nächsten Abschnitt auch die Ver
eisung der deutschen Ostseeküste zu erklären versucht. Natürlich war es nötig, eine Anzahl früherer
Eiswinter zur Bearbeitung hinzuzuziehen, um aus der Fülle der Erscheinungen allgemeingü'tigere
Ergebnisse abzuleiten, so daß der zur Diskussion stehende Eiswinter in diesen Abschnitten — schein
bar —- etwas in den Hintergrund gerückt erscheint.
Das letzte Kapitel gibt die Bewegungen der Eismassen, nun lediglich aus dem strengen Winter
1928/29, wieder und sucht deren Ursachen aus dem Wirken der Naturkräfte zu erklären.
Endlich ist zum Schluß eine gedrängte Zusammenfassung der in den vorstehenden Abhandlungen
gewonnenen Ergebnisse wiedergegeben, und diese letzteren sind dann auf den Winter 1928/29 ange
wandt worden. —
Ganz besonderen Dank schulde ich meinem Lehrer, Herrn Prof. Dr. Schulz, dem ich die Anre
gung zu dieser Arbeit, sowie vielseitigen Rat verdanke, ferner der Deutschen Seewarte. Hamburg,
der Reichsmarinedienststelle Hamburg, sowie mehreren, hier nicht näher angeführten Reedereien, die
in dankenswerter Weise das Material für das Zustandekommen dieser Arbeit zur Verfügung
stellten.