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Full text: 52, 1933/34

R. Becker und G. H. Bau mann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 47 
Höhe ist eine Vereisung sehr wahrscheinlich. Eine für europäische Verhältnisse außergewöhnliche 
Berücksichtigung der Vereisungsgefahr ist im Sommer sicher nicht erforderlich. 
Die Eisverhältnisse an der grönländischen Westküste bieten im Sommer kein direktes Flug 
hindernis (Vom Eisnebel also abgesehen.). Die Fjorde und auch die Küste sind fast das ganze Jahr 
hindurch eisfrei, so daß der Motorbootsverkehr längs der Küste kaum unterbrochen wird. Bei starken 
Südwestwinden kommt es aber doch gelegentlich vor, daß die Treibeismengen in die Fjorde eindringen 
und einige Häfen, wie beispielsweise Julianehaab, entweder mit Eis anfüllen oder blockieren. Dies ist 
sehr viel seltener der Fall an der Küste bei Godthaab, da das Treibeis dort bedeutend abgenommen hat. 
Der Küstendistrikt Godthaab kann gewissermaßen als „eisfreie Zone“ bezeichnet werden, da 400 km 
nördlich von Godthaab, im Distrikt Holstensborg und nördlich davon, das winterliche Festeis beginnt. 
Nähern sich Störungen der Küste, so frischt der Wind zuweilen sehr plötzlich auf, infolge des 
entstehenden hohen Druckgefälles (da das Hochdruckgebiet über Grönland Widerstand leistet) und der 
Strömungseinengung an der Küste. Das vorübergehend starke Auffrischen des Windes ist über den 
Fjorden besonders ausgeprägt. Des öfteren wurden weit im Innern der Fjorde an Wolkenbildungen 
starke Fallwinde beobachtet und zwar solchen Ausmaßes, daß sie ein Flugzeug beim Fluge in den 
Fjorden erheblich gefährden. 
Nach Beobachtungen in Godthaab überwiegt in den Bodenwinden die Westkomponente mit über 
70%. Dieses Ergebnis würde ohne Berücksichtigung der Höhenwinde ein vollkommen falsches Bild der 
mittleren Strömungsverhältnisse geben. Die Westwinde sind größtenteils sehr schwach, vielfach sind es 
Seewinde, die von östlichen Winden überströmt werden. Auf diese Windschichtung deuten schon die 
lenticularis - Formen der Wolken hin, die auch zu beobachten sind, wenn am Boden auflandiger Wind 
herrscht. Die Höhenwindmessungen geben hierüber Aufschluß. Im Folgenden soll das Ergebnis einer 
Meßreihe vom 21. Juli bis zum 7. August mitgeteilt werden. Von insgesamt 21 Aufstiegen ergaben 18 
am Boden Westkomponente und nur 3 Ostkomponente. Bei 17 Aufstiegen war dagegen in der Höhe eine 
Drehung auf östliche Richtung festzustellen, und zwar lag die Drehung in 9 Fällen bei 500 m, in 3 Fällen 
bei 1000 m, in 2 Fällen bei 2000 m Höhe, während 3 Aufstiege bereits am Boden östliche Winde zeigten. 
Die 500-m-Schicht fällt durch ihre größere Häufigkeit auf und darf wohl als obere Begrenzung des See 
windes gelten. Mit dem Windsprung wird wahrscheinlich auch ein Temperatursprung verbunden sein, 
da die allgemein ziemlich mächtige Ostwindschicht dynamischer Erwärmung unterliegt. Diese Tempe- 
raturerhöhung in den oberen Schichten dürfte die Erklärung dafür sein, daß der Seenebel trotz auf 
landigen Windes die Küste nicht erreicht oder gar völlig verschwindet. (Strahlungsvorgang, d. h. die 
Auflösung des Nebels erfolgt dann direkt durch zugestrahlte Wärme von oben.) 
Die mittleren Windstärken im Juli und August 1931, gewonnen aus 3 täglichen Terminbeobachtungen, 
betrugen durchweg Stärke 2 -3, ein im Vergleich zu mitteleuropäischen Verhältnissen geringer Wert. 
Erst Ende August wurden die Windstärkeschwankungen größer, ohne aber den Mittelwert wesentlich zu 
verändern. Die Zahl lokaler Störungen mit vorübergehend auffrischenden Winden wuchs etwas an. Ein 
einziger Sturmtag ist zu verzeichnen, es war der 23. August, wo eine Zyklone, von Westen kommend, über 
Grönland hinweg ostwärts zog. Aus den allgemein schwachen Winden am Boden und den vorherrschen 
den östlichen Winden in der Höhe muß man auf eine Druckverteilung mit hohem Druck im Osten, also 
über Grönland, schließen. Es sei hier nochmals betont, daß damit nichts, was für die unbedingte 
Stabilität des grönländischen Hochs spräche, angedeutet sein soll, sondern lediglich ein Hinweis auf die 
große Häufigkeit dieser Druckverteilung gegeben werden möchte. Es ist bemerkenswert, daß die Ost- 
winde einer mittleren Schicht von 500 bis etwa 3000 bis 5000 m Höhe angehören, darüber aber eine 
ziemlich kräftige, z. T. 'orkanartige Nordströmung vorhanden ist. Die eingeschaltete Ostwindschicht be 
stätigt die Annahme einer glazialen Antizyklone. Der darüber befindliche Nordwind ist wahrscheinlich 
ein Glied der hemisphärischen Hauptzirkulation, dieselbe Strömung, die auf einer ,,Meteor“-Expedition 5 ) 
im Sommer 1928 im Raume Island—-Grönland festgestellt worden ist. 
s ) Archiv der Deutschen Seewarte 1930, 49. Bd.
	        
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