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Full text: 52, 1933/34

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 4. 
Wind zu und erreichte binnen kurzer Zeit Stärke 9 —10, in Böen sogar Stärke 11. Der orkanartige 
Sturm dauerte 14 Stunden mit Seegang 9 —10. Während der ganzen Zeit hielten auch Nebel und Regen 
an. Aus Meldungen der Küstenstation Julianehaab und Frederikshaab, die beide fast Windstille hatten, 
ging hervor, daß es sich um ein in einiger Entfernung von der Küste entwickeltes „Sturmband“ handelte, 
das sich nur langsam ostwärts bewegte und am folgenden Tage die Küste selbst erreichte. Dabei lagen 
die Verhältnisse dann umgekehrt: auf See ESE 2, an der Küste SE 9. In Übereinstimmung damit befand 
sich die Beobachtung, daß, nachdem das Schiff mit nördlichem Kurs wieder weiterdampfte, der Wind 
ganz plötzlich auf Stärke 2 abflaute, ebenso der Seegang schnell nachließ. Anscheinend war das Schiff 
in dem Augenblick in den Windschatten der Südspitze Grönlands bei südöstlichen Winden eingefahren. 
Gewiß sind ähnliche Stürme auf dem Ozean keine Seltenheit, doch treten sie am Kap Earewell mit auf 
fallender Regelmäßigkeit auf. Der Grund dafür ist in lokalen Verhältnissen zu suchen: Gradient 
verschärfung durch Grönland hoch, Dü senwirkung durch Grönlandkontinent. 
Flugmeteorologisch bedeutungsvoll sind diese Wetterlagen, da unter solchen Verhältnissen Flüge an 
der Südküste durch starke Böigkeit und den meist mit SE-Winden verbundenen Küstenstau sehr erschwert 
werden. Andererseits dürfte die Vorhersage dieser Stürme keine Schwierigkeiten bereiten. 
Ganz allgemein lassen sich zwei Witterungstypen herausgreifen, die dem Wetter an Grönlands West 
küste das Gepräge geben. Es sind das kontinentale, thermisch bedingte Hochdruckgebiet und relativ 
niedrige Luftdruck über der Davisstraße, der in den meisten Fällen nur als schwaches Teiltief oder 
Ausläufer der südlich von Kap Farewell vorüberziehenden Zyklonen ausgebildet ist. Der direkte Einfluß 
der Grönland im Süden passierenden Tiefdruckgebiete reicht im allgemeinen nicht bis in die Breite von 
Godthaab nordwärts; hier sind es Ausläufer, die im Zusammenhang stehen mit Tiefdruckgebieten, die 
die sehr viel nördlichere Bahn über Nordkanada zum Baffinland ziehen und dort meist zur Auffüllung 
kommen. Etwa 200 km südlich von Godthaab liegt die neutrale Zone, die die Grenze zwischen den 
Störungen des hohen Nordens und des Atlantik darstellt. Geringe Stärkeschwankungen des festländischen 
Hochs oder auch kleine Intensitätsänderungen des tiefen Druckes über der Davisstraße rufen vollkommen 
verschiedene Witterungsverhältnisse an der Westküste hervor. Für die Witterung an der Westküste 
entscheidend ist der Wind. Bei Winden mit westlicher Komponente treibt der über dem Kaltwasser der 
Davisstraße fast immer vorhandene Nebel an die Küste und in die offenen Fjorde hinein. Enge, durch 
hohe Berge nach See zu abgeschlossene Fjorde sind vor diesem Nebel weit mehr geschützt. Nicht die 
Windrichtung allein, auch die Stärke des Windes spielt eine Rolle. Sind die Winde nur sehr schwach, so 
genügt unter Umständen die durch kräftige Einstrahlung verursachte Erwärmung der Küste, den Nebel 
sofort zur Auflösung zu bringen und einen in seiner Breite allerdings veränderlichen Küstenstreifen vom 
Nebel frei zu halten. Gänzlich anders liegen die Verhältnisse, wenn Winde östlicher Komponente vor 
herrschen: Es setzt föhnartiges Auf klaren ein, wobei der Nebel nach See hinaus gedrückt wird, doch auch 
bei diesen Wetterlagen von der Küste aus als grauer Streifen sichtbar bleibt. Bei manchen Wetterlagen 
weicht der Nebel nicht mehr als 500 m bis einige Kilometer von der Küste zurück und ändert seine Lage 
während des ganzen Tages nicht. In solchen Fällen ist angesichts des drohenden Nebels eine Prognose 
(ob Nebeleinbruch oder nicht) außerordentlich schwierig. Alles dies gilt in erster Linie nur für die Küste; 
innerhalb der Fjorde besteht die Gefahr der plötzlich einbrechenden Seenebel nicht — ein großer Vorzug 
von Flughäfen innerhalb der Fjorde! Aus diesem Grunde kommt Godthaab als Stützpunkt für einen 
regelmäßigen Verkehr kaum in Frage. Da alle übrigen Stationen der mittleren und südlichen West 
küste in mehr oder weniger stark ausgesprochener Weise denselben Nachteil haben, sind kleine Plätze 
fjordeinwärts vorzuziehen. 
Die folgenden Ausführungen sind durch Zahlenangaben belegt und vermitteln ein etwas greifbareres 
Material. Es wurden während der Monate Juli und August für Godthaab die Nebeltage ausgezählt, wobei 
man unter Nebeltage solche Tage zu verstehen hat, an denen überhaupt Nebel geherrscht hat. Ein Tag 
mit Morgenebel (von dünnem Bodennebel abgesehen) würde also als Nebeltag zu gelten haben. Im Juli 
waren unter 23 Tagen 8 Nebeltage, also 35% aller in die Beobachtung einbezogenen Tage; im August -stieg 
dieser Wert sogar auf 45% bei 27 Tagen. Dabei ist aber noch zu berücksichtigen, daß die Tage ohne Nebel
	        
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