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Full text: 52, 1933/34

R. Becker und G. H. Baumann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 41 
dem Wasser 6,7°, in 600 m 9,0°, darüber wahrscheinlich noch weiterer Temperaturanstieg). Eine solche 
Inversion bedingt in den unteren Schichten eine wirbelfreie Luftbewegung, die nur über Land und in 
der zwischen hohen Bergen gestörten stabilen Schichtung durch empfindliche Böigkeit unterbrochen ist, 
wie einer dieser Flüge deutlich zeigte. 
5. Flugabschnitt: Grönland—Hudsonbay am 28.8. 
(siehe Karte 5 Tafel 7) 
Zur Vorbereitung des Fluges nach Amerika wurden auf Grund von amerikanischen, kanadischen, 
grönländischen und Ozeanwettermeldungen zweimal täglich Wetterkarten angefertigt. Im ganzen Bereich 
der Hudsonbay standen eigentlich keine Wettermeldungen zur Verfügung. Aus der näheren Umgebung 
meldeten nur Nottingham Island, Resolution Island und Cape Hopes ihre Wetter. Es kam also darauf 
an, das Luftdruckbild in diesem Bereich möglichst richtig zu ergänzen, um dann daraus auf das wahr 
scheinliche Wetter rückschließen zu können. 
Am 28. erschien die Wetterlage nach der Morgenkarte für einen Start günstig: Südlich von Cap 
Farewell befand sich ein Tiefdruckgebiet, das noch nicht lange den amerikanischen Kontinent bei Belle- 
Isle verlassen hatte und sich ostwärts über den Atlantik bewegte. Ihm folgte ein kräftiger Hochdruck 
keil, dessen Divergenzlinie zur Zeit, südlich von Neufundland die amerikanische Küste kreuzend, in süd 
nördlicher Richtung über Labrador bis zum mittleren Teil der Hudsonstraße verlief. Über dem Baffin 
land und der Baffinbay war ein ziemlich flaches Tief zu erkennen, dessen lockere Verbindung mit dem 
oben erwähnten Atlantiktiel längs der Davisstraße durch den nach Osten sich entfaltenden Hochdruckkeil 
vollkommen zerfiel. So war eine durchaus ruhige Wetterlage über der Davisstraße zu erwarten. Die 
Hauptenergie, welche die Ostwärtsbewegung dieser Druckgebilde veranlaßte, ging von einem in 
Verstärkung begriffenen, sehr schnell auf das amerikanische Seengebiet vorrückenden Tiefdruckwirbel 
aus. Selbst unter diesen Umständen war an dem betreffenden Tage eine Wetterverschlechterung für die 
Strecke Godthaab—Hudsonbay noch nicht anzunehmen. Dem an Hand der wenigen Meldungen ent 
worfenen Isobarenbild wurde ganz systematisch folgende Wettervorhersage entnommen: Über der Davis 
straße mäßige NW-Winde, etwa Stärke 3, über Hudsonmündung unter Rückdrehen auf West abflauend, 
an der Küste von Noixllabrador nahezu Stille (hier wurde das Antreffen der Divergenz vermutet) und 
später über Land (Labrador) südliche bis süd-östliche Winde, im allgemeinen schwach, doch möglicher 
weise kurz vor der Hudsonbayküste infolge der Gradientverstärkung des herannahenden Tiefs bis zu 
Stärke 3 — 4 auffrischend. Die Festlegung von Windrichtung- und Stärke war zunächst das wichtigste, 
da die fast 1800 km lange Strecke mangels geeigneter Zwischenlandeplätze ohne Unterbrechung zurück 
gelegt werden sollte. Für den weitaus größten Teil der Gesamt,strecke war aber mit Gegenwinden zu 
rechnen, deren Stärken sich jedoch in Grenzen hielten, die einen Flug möglich machten. Es wurde wohl 
erwogen, den Flug noch um einen Tag zu verschieben, weil angenommen werden konnte, daß mit weiterer 
Ostwärtsbewegung des Hochdruckkeiles die Zone nordwestlicher Winde erheblich schrumpfen würde. 
Allerdings war nicht mit Sicherheit zu entscheiden, ob nicht dann das amerikanische Tief seinen Ein 
fluß (Vorderseite: Nebel, Staubregen) bereits an der Westküste der Hudsonbay geltend machen würde. 
Schlechtes, unsichtiges Wetter mußte aber in dem völlig unbekannten und unbewohnten Gebiet zwischen 
Hudsonmündung und Hudsonbay unbedingt vermeiden werden. So war die am 28. längs der ganzen 
Strecke herrschende Schönwetterlage für den Start entscheidend. Die am Morgen von Resolution Island 
und Cape Hopes erhaltenen Wettermeldungen (wolkiges, aber sichtiges Wetter) konnten in der Annahme 
des sich stärker auswirkenden Divergenzbereiches nur in günstigem Sinne geändert werden. Eine 
Schilderung des auf dem Fluge angetroffenen Wetters kann unterbleiben, da es in der Prognose auch in 
seinen Einzelheiten richtig erfaßt wurde. Hervorgehoben sei nur noch die enorm gute Sicht, besonders 
auf dem mittleren Teil der Strecke. Es muß noch erwähnt werden, daß der Flug wegen der Gegenwinde 
nicht, wie geplant, direkt bis Port Harrison (Hudsonbay) durchgeführt werden konnte, sondern das an
	        
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