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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 4.
der Wasseroberfläche bis in einige 100 m Höhe eine Inversion lag und in Maximalhöhe (2000 m), selbst
über dem Inlandeisrand, eine Lufttemperatur von +5° herrschte (siehe Flugnotizen!) Diese verhältnis
mäßig hohe Temperatur war nur durch dynamische Erwärmung zu erklären. Daß eine absinkende Luft
bewegung vorhanden war, ging ferner aus der hohen Lufttrockenheit hervor. In 1500 m Höhe wurden
beispielsweise nur 20% relative Feuchtigkeit gemessen. Aus dem gleichen Grunde war auch die Sicht
außerordentlich gut, die in 2000 m Höhe rund 300 km betrug. In ihrem ganzen Umriß und außerordentlich
plastisch wie auf einer Landkarte ließ sich die Küste bei Kap Farewell, die charakteristische Südspitze,
überblicken.
Start in Godthaab: 12.15 Uhr. Landung in Ivigtut: 15.05 Uhr. Entfernung: 400 km. Flugzeit: 2 h 50'.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 135 km/Std.
Der Rückflug von Ivigtut nach Godthaab wurde auf den nächsten Tag, den 19. 8., festgesetzt; es
wurde um 10.30 Uhr in Ivigtut gestartet und diesmal entlang der Küste geflogen. Wieder wurde eine
Inversion zwischen Wasseroberfläche und 200 m Höhe mit einem Temperaturunterschied von 2% ° fest-
gestellt. (Über Wasser 9,2°, in 200 m 11,6°.) Bei Verlassen des Arsukfjordes sank die Temperatur
in Flughöhe (200 m) auf 9,1°. Dieser Temperaturfall kann zwei Ursachen haben: einmal wird die
abkühlende Wirkung des Kaltwasserstromes vor der Küste wegen seiner tieferen Temperaturen größer
sein als die des wärmeren Wassers innerhalb der Fjorde, zum anderen ist an der Küste im allgemeinen
etwas Luftbewegung vorhanden, die in engen Fjorden wie dem Arsukf jord sehr häufig fehlt. So erfolgte
der Start in Ivigtut bei völliger Windstille in der zwischen den Berghängen sozusagen stagnierenden
Luft, die lediglich Strahlungseinflüssen von seiten der erwärmten Berge und insbesondere der kühleren
Wasseroberfläche ausgesetzt ist. Daher war auch hier die Bodeninversion so markant.
Dieser Flug führte sehr anschaulich vor Augen, wie grundverschieden die Klimate der Fjorde und
der offenen Küste voneinander sind, hier der kontinentale Einschlag, dort der maritime Einfluß über
wiegend. Dies gilt für die ganze Westküste Grönlands, wie weiter unten noch gezeigt werden wird.
In dem an der Küste nordwärts setzenden Stromtrieb findet sich zu dieser Zeit sehr viel Eis, teils den
Fjorden der Westküste entstammende Schollen und Eisblöcke, teils um das Kap Farewell herum geführte
große Eisberge. Über dieser kalten Unterlage hatte sich Eisnebel gebildet, der am Ausgang des Fjordes
zunächst sehr dünn war und die Vertikalsicht nicht beeinträchtigte. Im Mündungsgebiet des Fjords waren
es zunächst nur einige Eisberge, die von einem dünnen Nebelschleier umgeben waren. Weiter nordwärts,
wo der Nebel dicker geworden war, tauchten nur die Spitzen hoher Eisberge aus dem Nebelmeer hervor.
Die Höhe des Nebels betrug schätzungsweise 50 m, wahrscheinlich in seiner Höhenerstreckung durch
eine Inversion festgelegt. Nach Süden war das Nebelmeer unabsehbar, während nach Norden und nach
See hinaus eine Begrenzung zu erkennen war. Dieser Nebel ist also eine reine Angelegenheit der Küste,
ein Nebel, der für die Fliegerei wegen seiner geringen Höhe kein wesentliches Hindernis bedeutet, solange
als Häfen nur Plätze in geschützten Fjorden in Frage kommen. Auf Höhe von Frederikshaab war die
nördliche Nebelgrenze erreicht. Die Sicht in der Höhe war ausgezeichnet; aus mehr als 100 km Ent
fernung konnten die höheren Berge von Godthaab aus 300 m Flughöhe gesichtet werden. Die Sichtweite
ist bei solchen Wetterlagen praktisch nur von der Flughöhe abhängig. Im Westen und Nordwesten war
der Himmel mit cirrostratus und altostratus, die dem Tief über der nördlichen Davisstraße angehörten,
überzogen, während der Osten über dem Inlandeise vollkommen wolkenlos war. -(Hochdruckgebiet über
dem Kontinent.)
Start in Ivigtut 10.35 Uhr. Landung in Godthaab: 13.40 Uhr. Entfernung: 400 km. Flugzeit: 3 h 10'.
Durchschnittsgeschwindigkeit: 126 km/Std.
Der vorgesehene zweite größere Erkundungsflug zur Diskobucht mußte wegen eines Motorendefektes
abgebrochen werden und wegen der mehrere Tage in Anspruch nehmenden Reparatur ausfallen. Dafür
wurden in der näheren Umgebung von Godthaab noch einige Probeflüge ausgeführt, bei denen weitere
Messungsergebnisse gewonnen wurden. Immer wieder zeigte sich die Bodeninversion (Temperatur über