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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Band. Nr. 4.
betrug nur etwa 15—20 Min. Es ist den leitenden Stellen der grönländischen Regierung dafür zu
danken, daß neben dem üblichen Funkverkehr eine durchaus reibungslose Wetterübermittlung gewähr
leistet war.
3. Flugabschnitt: Reykjavik—Scoresbysund.
(siehe Karte 3 Tafel 7)
Der für den 12. August vorgesehene Start nach Angmagsalik konnte wegen schlechten Wetters vor
allem an der grönländischen Ostküste nicht stattfinden. Seit der Ankunft in Reykjavik hatte sich die
Wetterlage über dem Atlantischen Ozean kaum verändert. Der hohe Druck südlich Islands, den ganzen
Raum zwischen Azoren, Island und Irland bedeckend, war in unverminderter Stärke stationär geblieben.
An der Westflanke dieses Hochdruckgebietes strömten in südlichen Winden warme Luftmassen des
südlichen Atlantik der Dänemarkstraße zu und entwickelten über Südgrönland zunächst nur schwache
zyklonale Tätigkeit. Am 12. 8. lag ein Kern tiefen Druckes gerade über der Südspitze Grönlands,
dessen Strömungssystem eine ausgesprochene Stauwirkung der feuchten ozeanischen Luftmassen an
der Südostküste Grönlands verursachte. Die Berge bei Angmagsalik waren vollkommen in Wolken ge
hüllt und außerdem fiel starker Regen. Auch für die nächsten Tage war mit Änderung des Wetters
nicht zu rechnen, da die Tendenz zur Druckverlagerung außerordentlich gering war. Das westatlanti
sche Hochdruckgebiet wirkte auf die sonst in diesen Gebieten relativ hohe Zuggeschwindigkeit der Tief-
druckwirbel sehr hemmend. Das bedeutete andererseits weiteres Anhalten südöstlicher Winde im Raume
Island—Grönland, also Fortdauer der Stauwetterlage an Grönlands Südostküste.
Erst am 13. August war Bewegung in der Druckverteilung festzustellen. Diese Verlagerungen
waren aus dem während der letzten Witterungsperiode erstmalig wieder eingetretenen stärkeren Druck
fall über Island besonders klar erkennbar. Nach dieser Situation war auch für den nächsten Tag, den
14. August, kein gutes Flugwetter auf der Route nach Angmagsalik zu erwarten. Dazu stand eine Ver
schlechterung des Wetters über Island, das unter dem Einfluß hohen Druckes mehrere Tage gutes
Wetter hatte, sicher bevor. Mit dem Abwandern des Tiefdruckwirbels über Südgrönland nach Osten,
stellte sich die normale Druckverteilung wieder her: Hoher Druck über dem Grönland-Kontinent, über
Südgrönland allerdings nur in Form eines schmalen Hochdruckkeiles, denn über der Davisstraße war
ein Resttief der Südgrönlandzyklone verblieben, einen flachen Ausläufer nordnordostwärts über den
mittleren Teil Westgrönlands entsendend. Daß aber die Ausbreitung des hohen Luftdruckes weitere
Fortschritte machen würde, war den Wettermeldungen der grönländischen Stationen unschwer zu ent
nehmen. Der Schwerpunkt des grönländischen Hochs lag, wie es häufig der Fall ist, über Nordost
grönland und war auch während der Schlechtwetterperiode über Südgrönland dort nicht gewichen. Diese
Witterungsberichte wurden der Maschine während ihres Aufenthaltes in Reykjavik laufend mitgeteilt.
(Durchweg zweimal täglich.)
Angesichts der ungünstigen Witterungsverhältnisse auf der direkten Route Reykjavik — Angmag
salik — Goclthaab wurde beschlossen, diesem Schlechtwetter über Scoresbysund, das, im Kerngebiet des
hohen Druckes gelegen, seit Tagen gutes Wetter meldete, auszuweichen (s. Karte 3 Tafel 7). Nachmittags
3.40 Uhr I. Z. wurde nach Scoresbysund gestartet. Der Druckverteilung entsprechend herrschten über
Island östliche Winde (0 3), die an der Westküste infolge Absinkens wolkenloses Wetter und gute
Sicht bedingten. Die Snaefells-Halbinsel wurde umflogen und dann Kurs genommen auf Staalbjerg-Huk,
der Westspitze der Nord west halbin sei. Vor der Küste dieser Halbinsel lag ein umfangreiches Nebel
gebiet, das sich viele Kilometer weit seewärts erstreckte, und zwar reichte dieser Nebel über Land so
hoch, daß ein großer Teil der Küstenberge verhüllt war. Nach See zu nahm die Höhe dieses Nebels ab
und löste sich in einzelne Nebelstreifen, die dem Wasser auflagen, auf, so daß in einigen Kilometern
Abstand von der Küste in 600 m Höhe geflogen werden konnte, wobei zeitweise zwischen einzelnen
Nebelschwaden eine ziemlich hohe Dünung auf dem Meere zu erkennen war. Die Entstehungsursache
dieses Nebels, der mit den schwachen östlichen Winden von Land nach See zutrieb, kann nicht in der