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Full text: 52, 1933/34

Gerhart Schinze : Die praktische Wetleranalyse. 
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1. Ein quasistationäres „Deformationsfeld“, also ein Deformationsfeld, das genügend lange auf ein 
Temperaturfeld einwirken kann, wird früher oder später immer zu einer Verschärfung der Frontalzone 
bzw. zur Frontenbildung führen. 
2. Schnelle und effektive Frontenbildung findet also statt, wenn ein horizontales Deformationsfeld im 
Verhältnis zum Temperaturfelde derart orientiert ist, daß die sogenannte Dehnungsachse des Defor 
mationsfeldes einen kleinen Winkel (weniger als 45°) mit den Isothermen bildet. 
3. Ferner ist notwendig, daß das Temperaturfeld nicht nur am Boden, sondern bis in größere Höhen 
verschiedenen Massen angehört, es sich also um verschiedene homogene Hauptluftmassen handelt. 
4. Zur Frontenbildung ist weiterhin notwendig, daß die Schrumpfungsachse des Deformationsfeldes 
und der Gradient des Temperaturfeldes ein und dieselbe Richtung haben, wobei die Gradientrichtung 
nicht zu sehr gestört sein darf, die Richtung des Temperaturgradienten (die Aneinanderführung der Iso 
thermen) also durch Deformationsbewegungen keine Veränderung erleidet. 
5. Zu beachten ist ferner, daß in der kälteren Jahreszeit in Europa die wichtigste Temperatur 
trennung ostwestlich verläuft, im Sommer dagegen hauptsächlich die Nordsüd-Richtung (Trennung zwischen 
Meer mPK und Kontinent cPW und cTW) als Temperaturhauptgrenze maßgebend ist. 
Orographie und Frontenentstehung. 
Die Topographie bzw. Orographie — also der Unterschied des Bodenzustandes oder der Boden 
erhebung spielt bei der Frontenbildung eine große Rolle. Bei geringer Mächtigkeit der durch die 
Topographie beeinflußten Massen kommt es nur zur Entstehung von unerheblichen Scheinfronten bzw. 
dynamisch belanglosen — meist nur im Temperaturfelde stärker ausgeprägten — Fronten. Jedenfalls 
besteht zwischen Meer und Land, zwischen eisfreiem und eisbedecktem Meer, zwischen schneefreiem und 
schneebedecktem Land sowie auf dem Kontinent z. B. zwischen Steppe und Wald immer ein Unterschied 
hinsichtlich der Reibung, der Temperatur und der Feuchte bzw. zumindest ein Unterschied in der Art und 
Geschwindigkeit der Feuchte- und Temperaturzuführung bzw. Temperatur-Entziehung. Bei relativ wenig 
bewegten Massen wird es daher mit der Zeit aus diesen topographischen bzw. orograpbischen Gründen 
zur Ausbildung einer Frontalzone und mit Hilfe eines Deformationsfeldes unter Umständen auch zur 
Bildung dynamisch wichtiger Fronten kommen können. Als Beispiel für eine dynamisch belanglose 
(wirkungslose) Front (Scheinfront) kann die durch nächtliche Kaltluftproduktion über einer geschlossenen 
Schneedecke in Mitteleuropa erzeugte Bodeninversionssicht angesehen werden, deren horizontale Be 
grenzung häufig auf der Bodenwetterkarte im Temperaturfeld scharf ausgeprägt ist und mit der Be 
grenzung einer zusammenhängenden Schneedecke übereinstimmt. Die aerologischen Aufstiege zeigen 
jedoch die geringe vertikale Mächtigkeit dieser „sekundären“ Luftmassen (vgl. auch Kap. II). Als Beispiel 
für eine aus orographischen Gründen entstehende, dynamisch wichtige Front dagegen ist die Bildung der 
arktischen Frontalzone anzusehen. Hierbei grenzt in der kälteren Jahreszeit das vom Golfstrom erwärmte 
Meer etwa im Raume Jan Mayen — Bärcninsel — Nowaja Semlja an das Polareis (polare Eiskante), und bei 
einigermaßen stationärer Strömung werden zuletjt mächtige Luftmassen durch ihre Unterlage beeinflußt. 
Durch dynamische Turbulenz wird dabei über dem Eis die Bodenabkühlung nach oben geführt, und es 
genügt dann schon ein geringfügiges Deformationsfeld, um die Frontalzone zur Front zu verschärfen; die 
arktische Frontalzone kommt also durch einen Kaltluft-Ausbruch aus dem Polarbassin plö^lidi zur Front 
(A F) verschärft südwärts in Bewegung. 
Frontenarten. 
Bei allen Diskontinuitäten können wir zunächst zwei Hauptunterschiede feststellen. Eine aktive Luft 
masse wird bei ihrem Fortschreiten gegen kältere, ihr vorgelagerte ruhende oder langsam strömende Luft 
massen immer als Warmfront, gegen wärmere Luftmassen dagegen immer als Kaltfront auf treten.
	        
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