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R. Becker und G. H. Bau mann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland.
Häufigkeiten der Windrichtungen auf dem Inlandeise in%. Tabelle 13.
N
NE
E
SE
S
SW
W
NW
Stille
Nansen
7.2
2.9*
4.1
3.1
Ostseite
5.5 4.6
17.5
45.0
10.1
De Quervain
16
0*
0*
3
0*
0*
11
61
9
Koch-Wegener ....
1.2
0.4*
1.6
0.9
6.6
37.8
87.3
10.4
3.7
Nansen
7.1
5.5
28.6
20.9
Westseite
11.0 1.6
1.1*
3.3
20.9
De Quervain
2.1
4.4
22.2
51.4
7.8
3.3
1.6
1.0*
6.2
Koch-Wegener ....
2.5
2.1
9.9
43,0
30.6
3.3
0*
2 5
6.2
urteilung der Windverhältnisse in größerer Höhe über dem Inlandeise. Dazu kommt noch, daß
die Höhenwindmeßstellen, soweit sie unmittelbar an der Küste lagen, doch an möglichst wenig lokal be
einflußten Orten angelegt wurden. Eine amerikanische Expedition, die über zwei Jahre erstreckte
Messungen angestellt hat, begab sich sogar zum Rande des Inlandeises herauf, um vor lokalen Einflüssen
möglichst sicher zu sein.
Diese Expedition war im Holstenborgdistrikt stationiert. Ihre zweijährige Reihe soll als Grundlage
für die Beurteilung der Höhenströmungen an der Westseite Grönlands genommen werden. Die zwei
jährige Beobachtungszeit und die von lokalen Einflüssen fast unberührte Lage der Station versprechen
hier schon brauchbare klimatologische Mittel.
An der Ostküste ist es mit Pilotwindmessungen sehr schlecht bestellt. Hier ist nur eine Meßreihe
vorhanden, die sich über einen Sommermonat erstreckt. Dieser Zeitraum ist aber völlig unzureichend
zur Bildung eines auch nur zur Not brauchbaren klimatologischen Mittels. Besonders deutlich zeigt sich
diese Eigenschaft kurzfristiger Höhenwindmeßreihen in den Beobachtungen, die anläßlich des von
Gronau’schen Fluges in Godthaab von Baumann gewonnen wurden. Das Mittel aus dieser Meßserie ergibt ein
Bild der oberen Luftströmungen, das von dem zweijährigen Mittel der Amerikaner völlig verschieden ist.
Das aus der zweijährigen Meßreihe der amerikanischen Expedition 58 ) auf dem Rande des Inlandeises
im Holstenborg-Distrikt gewonnene Bild der mittleren oberen Luftströmungen ist in Fig. 18 (Tafel 3)
wiedergegeben. Die Kurven sind für beide Jahre getrennt gezeichnet. Die prinzipielle Übereinstimmung
ihrer Verläufe bildet eine gewisse Gewähr für ihre klimatologische Brauchbarkeit. Die Unstimmig
keiten oberhalb von 8000 m sind darauf zurückzuführen, daß bis in diese großen Höhen nur wenige
Ballone gelangt sind.
Der Aufbau der Kurven ist sehr klar. Nur bis etwa 1000 m reicht der vom Indlandeise direkt ab
fließende Ost- bis Südostwind. Von da ab bis etwa 4000 m befindet sich eine Südwindschicht, die als
Gradientwind einer Inlandeisantizyklone auf gefaßt werden kann. Von 4000 m bis etwa 8000 m herrscht
SSW- bis SW-Wind, der also eine nach dem Inlandeise einströmende Komponente hat. Darüber ist
nach dem Kurvenverlauf Westwind anzunehmen.
Oberhalb, etwa 4000 m, bekommt also der Wind eine westliche Komponente und weht damit dem
unteren ausfließenden Ost- bis Südostwind entgegen, der seinerseits nur eine knapp kilometerdicke
Schicht bildet. Erst in der Nähe der Stratosphärengrenze wird der Südwind mit westlicher Komponente
zum Westwind. Zwischen dem am Boden ausströmenden Ost- bis Südostwind und der oberhalb etwa
4000 m immer mehr nach Westen drehenden Luftbewegung liegt dann die antizyklonale Südwindschicht. 26
26 ) „Reports of the Greenland expeditions of the University of Michigan (1926—1931), William Hobbs, Director. Part I.
Expeditions of 1926 and 1927—1929, S. P. Fergusson, Editor. 1931. Page 23. „University of Michigan Itudies."