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Aus dem Archiv der Deutscher Seewarte. — 52. Bd. Nr. 4.
Häufigkeit der Wolkenformen auf dem Inlandeise und in Küstennähe
nach Beobachtungen der Expedition De Quervain.
ci, ci-str
ci-cu
a-str
a-cu
CU
str-cu
ni
str
Inlandeis:
%
%
%
%
%
%
%
%
Termine mit Wolken ....
44
—
23
42
4
8
17
4
Alle Wolkenbeobachtungen
38
3
23
35
4
7
16
3
Eisrand W:
Termine mit Wolken ....
53
5
33
48
38
7
10
Alle Wolkenbeobachtungen
49
6
31
41
32
—
16
20
Tabelle 11.
Diese Übereinstimmung ist als befriedigend zu bezeichnen. Eine Berechnung der tiefen geschlossenen
Wolkendecken aus den Tagebuchangaben lohnt nicht. Die Niederschlagszahlen sollen über dicke, inten
sive Wolkendecken Auskunft geben. Was mit ihnen nicht erfaßt wird, sind Wolken, die ihrem physika
lischen Aufbau nach wohl als „Nimbus“ zu bezeichnen wären, aus denen aber kein Niederschlag fällt.
Solche Wolken sind aber für die Durchführung eines Fluges belanglos. Sie interessieren nur, wenn
unter ihnen die Sicht nicht einwandfrei ist. Über die Sichtfrage gibt jedoch das Kapitel Cbl Auskunft.
Auch eine sehr geringe Wolkenhöhe ist über dem Inlandeise von untergeordneter Bedeutung, da das
selbe, wie in Kapitel 0 a auseinandergesetzt wurde, vollkommen eben ist. Gerade aber bei Wolken mit
Niederschlag ist schlechte Sicht unter ihnen sehr wahrscheinlich. Die Beurteilung der Bewölkungs
verhältnisse mit Hilfe des Niederschlages erscheint also gerade für flugmeteorologische Fragen besonders
geeignet auch dann, wenn ausführliche Wolkenbeobachtungen vorhanden sind. Daß im Verlaufe eines
Niederschlagstages der Himmel nicht mindestens einmal völlig mit Wolken bedeckt ist, wird Vorkommen,
aber verhältnismäßig selten sein, so daß solche Fälle die Anwendbarkeit der Niederschlagszahlen auf
Bewölkungsfragen nicht zu beeinträchtigen vermögen.
An der Küste wären Werte über Wolkenhöhen wegen der Landung sehr wichtig. Leider konnte dar
über nichts ermittelt werden. Es muß aber als sicher angesehen werden, daß die Wolkenhöhen an den
Küsten Grönlands keine besonders großen Werte aufweisen werden.
3. Vereisungsgefahr.
Neben der im Abschnitt 1 behandelten Sichtbehinderung durch Nebel oder Schneefall ist die Ver
eisung des Flugzeuges die Hauptgefahr, die beim Fliegen in den nördlichen Gegenden droht. Tritt
Vereisung mit schlechter Sicht zusammen auf, so kann dies für das Flugzeug die unmittelbare Gefahr
einer Katastrophe bedeuten.
Die Vereisung eines Flugzeugs kann auf zwei wesensverschiedenen Wegen erfolgen. Bei dem ersten
Vorgang sind alle physikalischen Umstände, die für den Eintritt einer Vereisung erforderlich sind, in
der das Flugzeug umgebenden atmosphärischen Luft gegeben; das Flugzeug ist nur der zufällig in ihr
befindliche Körper, an dem die Vereisung auftritt. Bei der zweiten Art der Vereisungsmöglichkeit
jedoch, ist die Temperaturdifferenz zwischen Flugzeug und umgebender Luft der entscheidende Faktor.
Die erstgenannte Möglichkeit einer Vereisung ist die weitaus wichtigste. Enthält die Luft infolge
von Nebel oder fallendem Regen Wassertröpfchen und liegen dabei die Temperaturen unterhalb von 0°,
so ist das Wasser unterkühlt. Beim Aufprall dieser Tröpfchen auf das Flugzeug wird das labile Gleich
gewicht des Unterkühlungszustandes gestört, und die Tropfen gefrieren sofort am Flugzeug fest. Der
fortgesetzte Aufprall solcher unterkühlter Tröpfchen erzeugt eine Eiskruste, die um so schneller wächst,
je zahlreicher und größer die Tröpfchen sind. Wird nun schließlich die an der Stirnseite der Tragflügel