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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Bd. 52. Nr. 4.
nur auf kurze Zeiträume (wie dies im Gegensatz zur Küste bei den Beobachtungen auf dem Inlandeise der
Fall ist), so ist man gezwungen, Extrapolationen vorzunehmen. Diese müssen als sehr gewagt bezeichnet
werden, da Beobachtungen, die sich nur über einige Monate erstrecken, an die jahrzehntelangen Reihen
der Küstenstationen angeglichen werden müssen. Da demnach nur bei der Betrachtung der Küstengebiete
gesicherte Zahlen benutzt werden können, sei hier für das Inlandeis von vornherein auf die Figuren 2
bis 4 (Tafel 4 bis 6) verwiesen.
Nebel und Schneefall sind die beiden meteorologischen Erscheinungen, die schlechte Sicht ver
ursachen, deren Häufigkeit also zu ermitteln ist. Dabei ist die Dichte des Nebels und die Intensität des
Schneefalles wesentlich. Fliegerisch besonders wichtig sind die vertikale Dicke und die Flächenausdehnung
der Nebelschichten, die Flächenausdehnung der Schneefallgebiete und die Wanderungsgeschwindigkeit
und Lebensdauer jener Gebiete schlechter Sicht.
Die in Fig. 6 (Tafel 1) gegebene Tabelle soll nun ein zusammenfassendes Bild der Sichtverhältnisse
an den Küsten und im Innern des mittleren und südlichen Grönland geben.
Das betrachtete Gebiet Grönlands wurde in drei Zonen eingeteilt, von denen jede 5° geographische
Breite umfaßt. An der rechten Seite der Fig. 6 (Tafel 1) sind diese Zonen angegeben. Innerhalb dieser
so abgegrenzten Zonen liegen die Orte und Expeditionswege, die an der linken Seite der Fig. 6 ein
gezeichnet sind. Die Lage jener Orte und Wege in Grönland samt der Zoneneinteilung kann man sich
an Hand von Fig. 1 (Tafel 1) genauer vergegenwärtigen. Die Verteilung der Küstenstationen und
Expeditionswege ist insofern eine recht glückliche, als auf jede Zone eine Expedition und mindestens
eine Küstenstation entfällt. Man sieht auf jener Karte auch, daß der Weg von Koch und Wegener die
Zone von 70° bis 75° N-Br. etwas nach Norden überschreitet, was aber unwesentlich ist.
Die erste Spalte in Fig. 6 (Tafel 1) mit der Überschrift „Zeit der Expeditionswege“ gibt nun die
Sicht Verhältnisse für diejenigen Zeiträume des Jahres an, in denen die Expeditionen stattfanden. Die
Angaben beziehen sich dabei für jede Zone auf den Zeitraum der „zugehörigen“ Expedition. Die folgen
den 12 Spalten geben die Sichtverhältnisse in den einzelnen Monaten des Jahres. Zur besseren Übersicht
sind dann noch in den folgenden 4 Spalten die Monate zu Jahreszeiten zusammengefaßt. Die letzte Spalte
enthält die Jahresmittel.
Jedes Feld der Tabelle enthält (im günstigsten Fall) 4 Zahlenangaben. Die Zahl links oben gibt den
Prozentsatz der Tage mit Nebel an. Rechts oben sollte die mittlere Intensität des
Nebels angegeben werden, was aber leider aus dem vorliegenden Beobachtungsmaterial nicht zu
ermitteln ist. Links unten steht der Prozentsatz der Tage, an denen Schneefall beob
achtet wurde und rechts unten ist die Intensität des Schneefalles angegeben, d. h. die Nieder-
schlagshöhe in mm pro Schneefalltag. Die gleichzeitige Angabe von Schnee- und Nebel
häufigkeit und deren Intensitäten in einer Tabelle soll die Übersicht über die Faktoren schlechter
Sicht erleichtern.
Alle angegebenen auf Küstenorte bezüglichen Zahlen sind als sehr gesichert zu betrachten. Sie
entstammen ausnahmslos mehrere Jahrzehnte langen Beobachtungsreihen. Die Häufigkeit der Nebel
tage ist aus direkten Beobachtungen errechnet. Direkte Beobachtungen über die Häufigkeit der Schnee
tage sind nicht zugänglich. Um sie zu gewinnen, wurde folgendermaßen verfahren: Unter Zugrunde
legung der Annahme, daß Schnee im wesentlichen nur an Frosttagen fällt, wurde der Prozentsatz der
Schneetage nach der Gleichung:
% Frosttage . % Niederschlagstage = % Schneetage
berechnet. Da in Hanns Lehrbuch der Klimatologie“) für mehrere Orte Grönlands die Anzahl der Schnee-
und Regentage pro Jahr angegeben ist, konnte die Berechtigung obiger Formel mehrmals nachgeprüft
werden. Es ergab sich eine sehr befriedigende Übereinstimmung. Die Intensität des Schneefalls wurde
«) Siehe s ) Seite 665.