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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3
Zwischen dem Luitdruckverlauf und den angetroffenen Winden besteht ein enger Zusammen
hang, der aber nur qualitativ ausgewertet werden kann. Von 10 h bis 1 l h , als sich das Schiff
noch in der Zone der wenig beeinflußten Strömung im SSW der Insel befand, herrschte ein
gleichartiger Luftdruck von etwa 760,2 mm. Vor dem Eintritt in die riickströmende Luft in Lee
der Insel beginnt der Luftdruck langsam zu fallen, er behält aber in der Zone der rückströmen
den Luft einen gleichartigen Stand von 760,0 mm. Der Luftdruck sinkt weiter in der Zone der
teils die Insel überströmenden Luft und teils die Insel umströmenden Luft und erreicht mit
759,7 mm seinen tiefsten Wert während des Fahrtverlaufes. Der Luftdruckfall bis auf seinen
tiefsten Stand erfolgt ziemlich plötzlich im Bereich der besonders böigen Winde, kurz bevor
sich die umströmende Luft als vorherrschende Strömung durchzusetzen beginnt. Innerhalb der
Zone der umströmenden Luft steigt der Luftdruck bis auf 760,2 mm wieder an, und zwar mit
zunehmender Intensität, je mehr sich das Schiff der abströmenden Stauluft nähert. Im Bereich
der Stauluft setzt sich der Luftdruckanstieg bis auf 760,9 mm noch fort, er hört erst gegen
13 h 30 m in dem Bereich auf, in dem die Windgeschwindigkeit fast wieder auf ihren ungestörten
Wert gesunken ist. Der Lufdruck hat dort einen Wert von 761,0 mm erreicht.
Aus dem Profil der Luftdruckverteilung, das auf dem Schnitt durch das Stromfeld erhalten
ist, läßt sich erkennen, daß sich querab dem Beginn des südlichen Drittels der Insel eine Senke
befindet. Von welchen Stellen aus nach dieser Senke ein Luftdruckgefälle besteht und wie stark
der Luftdruckgradient sein wird, läßt sich nicht angeben. Auch die Winde geben darüber
nicht genügend Auskunft, da in diesem Bereich die Strömung nicht stationär ist. Man kann aber
sagen, daß in den nordsüdlichen Richtungen das Luftdruckgefällc größer oder mindestens gleich
dem auf der Fahrt beobachteten Luftdruckunterschied von 1,0 mm auf 12 sm Abstand ist.
Der maximale Wert der Endgeschwindigkeit 7 , den eine Luftströmung durch den wirksamen
Luftdruckunterschied von 1 mm I1g erreichen kann, ergibt sich bei Vernachlässigung der Reibung
zu 14,4 m/sec. Berücksichtigt man die Anfangsgeschwindigkeit von 8 m/sec, die die Strömung
schon hatte, bevor sie in den Wirkungsbereich des zusätzlichen Druckgefälles kam, dann beträgt
die Endgeschwindigkeit 16,5 m/sec. Größenordnungsmäßig stimmt dieser Wert gut mit den
beobachteten überein.
c) Abschätzung des thermodynamischen Anteils an dem Luitdruckeffekt.
Es soll im folgenden nicht versucht werden, das dreidimensionale Stromfeld um die Insel
hydrodynamisch zu behandeln — dieses schwierige Problem bleibt Berufeneren Vorbehalten —,
es soll nur versucht werden, abzuschätzen, ob die thermodynamischen Vorgänge in der Strömung
einen hydrostatischen Druckeffekt erzeugen, und ob dieser hydrostatische Druckeffekt von sol
cher Größenordnung ist, daß er bei hydrodynamischen Betrachtungen berücksichtigt werden muß.
Innerhalb der in Luv der Insel Palma gestauten Luftmassen wurden Stauwolken und von
^'OS™ bis 13 h 12 ra auch Regen beobachtet. Dies ist ein sicheres Zeichen dafür, daß die an
strömende Luft einen vertikalen Temperaturgradienten haben muß, der kleiner als der adiabati
sche ist, weil die auf der Luvseite auftretende aufsteigende Luftbewegung eine Abkühlung der
Luftmassen oberhalb zirka 1000 m bis unter die Kondensationstemperatur hervorrufen konnte.
Eine Abkühlung der Luftmassen ist aber gleichzeitig mit einer Dichtezunahme verbunden, die
sich wiederum bei genügender Luftzufuhr in der Höhe durch eine statische Druckzunahme am
Boden auswirken muß. In welchem Ausmaß müssen sich nun die Luftmassen an diesen thermo
dynamischen Vorgängen beteiligen, um einen Druckeffekt am Boden von der Größenordnung
des beobachteten hervorzurufen?
’ Die Endgeschwindigkeit v ist gleich Lc s + 2 • g • 10,5 • Ab, worin c die Anfangsgeschwindigkeit der
Strömung, g die Erdbeschleunigung und Ab der wirksame Druckunterschied ist. Der Faktor 10,5 ist die
barometrische Höhenstufe. (Siehe Hann-Sftring, IV. Auflage, Seite 433.)