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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3
ständigkeit der Druckausgleich erfolgt, ist aber meistens nicht angebbar, so daß bei stärkeren
Winden der im Kartenhaus gemessene Lufdruck mit einem nicht genau bestimmbaren Fehler
behaftet ist.
In anderen Räumen des Schiffes, die nicht so sehr dem vollen Wind ausgesetzt sind, wird
sich der Staudruckeinfluß nicht in dem Maße bemerkbar machen. Insbesondere scheint die
Kammer, in der der Barograph während der Reise des D. „Sierra Ventana“ untergebracht war,
diesem Einfluß nicht ausgesetzt zu sein. Während der Tropen- und Subtropenfahrt waren alle
verfügbaren Türen und Fenster wegen der Durchlüftung der Räume geöffnet, wodurch wohl
überall und ganz besonders bei den weiter nach achtern zu gelegenen Räumen vollständiger
Druckausgleich geschaffen sein dürfte. Eine gewisse Bestätigung für diese Auffassung ist darin
zu finden, daß sowohl bei der Ausfahrt, als die Westgruppe der Kapverden bei achterlichen
Winden, also bei verschwindend kleinem Staudruck, passiert wurde, eine vollständig analoge
Luftdruckverteilung an den Inseln beobachtet werden konnte, wie auf der Heimreise bei der
Passage der Südostgruppe der Kapverden und von der Insel Palma der Kanarischen Inseln, bei
der an Bord Windgeschwindigkeiten bis über 20 m/sec gemessen worden sind.
Die im folgenden mitgeteilten Luftdruckwerte scheinen daher
frei von dem Staudruckeinfluß zu sein.
Für die Darstellung des Störungseinflusses der Insel ist der registrierte Luftdruck noch
nicht ohne weiteres geeignet, da die ausgeprägte periodische Schwankung des täglichen Luft
druckganges die kleineren unperiodischen Luftdruckschwankungen kaum erkennen läßt. Um
daher die unperiodischen Schwankungen klarer herauszubekommen, mußte der tägliche Gang
des Luftdruckes eliminiert werden. Der mittlere tägliche Gang ist aus allen Beobachtungen
der Reise zwischen dem 20. Grad Nordbreite und dem 20. Grad Südbreite berechnet worden.
Dieser Berechnung liegen die Luftdruckwerte von 20 Tagen zugrunde. Sie wurden aus den
Luftdruckregistrierungen gewonnen, nachdem für jeden Registrierstreifen eine Korrektur auf
Grund der dreimal täglichen Kontrollablesungen an dem Quecksilberbarometer berücksichtigt
war. Die durchschnittliche tägliche Verschiebung der mittleren Ortszeit gegenüber Greenwicher
Zeit wegen der Ortsveränderung des Schiffes betrug 15 Minuten. Diese Veränderung der Zeit
ist nicht kontinuierlich berücksichtigt worden, sondern diskontinuierlich, indem für jeden Tag
ein einheitlicher konstanter Zeitunterschied gegenüber Greenwich angenommen worden ist.
Für den mittleren täglichen Gang des Luftdruckes wurden folgende stündliche Werte
erhalten:
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 h mittlere Ortszeit
+ 1 —2 —4 —4 —3 —1 +2 +5 +7 +9 +7 +4 in 0,1 mm Hg
13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 h mittlere Ortszeit
— 1 ■—5 —7 —8 — 8 —6 -—3 0 4~3 +6 +6 4~3 in 0,1 mm Hg
Aus der graphischen Darstellung dieser stündlichen Werte sind die Amplituden des täglichen
Ganges für die 10-Minuten-Intervalle entnommen. Auf diese Weise ist der tägliche Gang des
Luftdruckes für die 10-Minuten-Intervalle genau genug bestimmt, und es war nicht erforderlich,
alle Registrierungen nach 10-Minuten-Intervallen auszuwerten, sondern nur die, die aus dem
Bereich der untersuchten Inseln stammten. Von den Luftdruckwerten, die aus den Registrie
rungen bei der Passage der Inseln gewonnen wurden, ist nach der Korrektion auf den redu
zierten Quecksilberbarometerstand die der Tageszeit entsprechenden Amplitude des täglichen
Luftdruckganges abgezogen worden. Dieser restliche Luftdruck ist bei den zutreffenden Schiffs
positionen in die Seekarten eingetragen, und es zeigt sich dabei in den drei betrachteten Fällen
eine vollständig analoge Verteilung des Luftdruckes, so daß die Annahme berechtigt erscheint,
daß die erhaltene Luftdruckverteilung um die atlantischen Inseln reell ist.