Fritz Wagner: Die meteorol. Beobachtungen während der Einweisungsfahrt für die Höhenwindmeßstelle F 21
quantitative Beobachtungen zu bekommen, weil solchen Beobachtungen auch allgemeinere
Bedeutung zukommen kann. Die Einwirkung eines Strömungshindernisses auf das Strom- und
Druckfeld wird überall vorhanden sein, aber besonders bei den Inseln im freien Meer liegen
relativ einfache Strömungsbedingungen vor, weil eine gleichartige, horizontale untere Begren
zung der Luft durch die Meeresoberfläche vorhanden ist. Aber auch die Beobachtungs
bedingungen für Druckfeldstörungen sind an den Inseln günstiger, weil schon durch eine ein
fache Vorbeifahrt mit einem Schiff das Stromfeld ziemlich weitgehend abgetastet werden kann,
während man an Land erst durch ein ausgedehntes Beobachtungsnetz die Luftdruckstörung
erfassen kann, bei dem sich die einzelnen Beobachtungsstellen meistens noch in verschiedenen
Höhen befinden, so daß die Druckstörung erst nach einer rohen Reduktion auf eine Ausgangs
höhe festgestellt werden kann.
An Hand der Wind- und Druckbeobachtungen während der Durchfahrt der „Sierra Ventana“
durch die Inselgruppen der Kanaren und der Kapverden, soll versucht werden, das Problem der
Druck- und Windbeeinflussung durch die Insel etwas weitgehender zu behandeln als bisher
geschehen ist, ohne aber das Problem jetzt schon restlos erfassen zu können. Es handelt sich
hier in den vorliegenden Fällen in gewissem Sinne nur um zufällige Beobachtungen, da der Weg
des Schiffes um die Insel herum nach anderen Gesichtspunkten bestimmt wurde, und daher
geben die Beobachtungen nur auf einen Teil der Fragen Auskunft. Aus den Ergebnissen dieser
zufälligen Beobachtungen werden aber die Forderungen abgeleitet werden können, die man für
systematische Beobachtungen des Störungseinflusses der Inseln stellen muß.
2a. Die Beobachtungsmetlioden des Luftdruckes.
Für die Beobachtung des Inseleinflusses auf das Druck- und Stromfeld stand keine besondere
Instrumentenausrüstung zur Verfügung, sondern nur die, mit der die allgemeinen meteorologi
schen Beobachtungen angcstellt wurden.
Die Druckregistrierungen wurden von einem Aneroidbarographen erhalten, der mit einer
Registriertrommel von 48stündigcr Umdrehungsdauer versehen war. Das Instrument war in
einer Kammer des C-Deckes auf der Steuerbordseite, fast ganz am Ende der Mittschiffs
aufbauten, aufgestellt. Es stand auf einer Schwammgummiplatte, durch die alle Maschinen
erschütterungen gedämpft wurden, so daß eine sehr saubere Druckregistrierung erhalten
werden konnte, die sich noch bis auf 10-Minuten-Intervalle, bei einer Ablesegenauigkeit der
Luftdruckwerte von 0,1 mm Hg, gut auswerten ließ.
Bei den Druckbeobachtungen an Bord von fahrenden Schiffen kann man im Zweifel sein,
ob überhaupt feinere Luftdruckbeobachtungen noch einen reellen Wert haben, da sich der Stau
druck von dem relativen Wind, der durch den Fahrtwind und dem wahren Wind hervorgerufen
wird, sehr störend auswirken kann. Diese Einwirkung des Windes auf die Luftdruckbeobach
tungen ist bekannt; auf sie hat sehr eingehend K ö s c h m i e d e r 5 in seiner Abhandlung: Methoden
und Ergebnisse definierter Luftdruckmessungen hingewiesen. An Bord von Schiffen werden bei
vorderlichen Winden leicht relative Winde von 15 bis 20 m/sec beobachtet, die einen Staudruck
von 1 bis 2 mm Hg hervorrufen. Bei besonders ungünstigen Beobachtungsbedingungen kann
durch den Staudruck der wahre Luftdruck um solche Beträge gefälscht werden.
Sehr ungünstige Beobachtungsbedingungen für den Luftdruck wegen der Einwirkung des
Staudruckes finden sich im allgemeinen im Kartenhaus der Schiffe, das meistens direkt mit dem
Ruderhaus und mit der dem Fahrtwind frei ausgesetzten Brücke verbunden ist. Wenn das
Kartenhaus leewärts keinen besonderen Ausgang hat, dann steht es bei vorderlichen Winden
unter dem vollen Einfluß des gesamten Staudruckes, und um diesen Betrag fällt die Luftdruck
beobachtung zu hoch aus. Ist aber eine leewärts gerichtete Öffnung des Kartenhauses vor
handen, dann erfolgt durch sie, mindestens zum Teil, ein Druckausgleich. Mit welcher Voll-
5 Forschungsarbeiten des staatl. Observatoriums Danzig, Heft 1, 1928.