Fritz Wagner: Die meteorol. Beobachtungen während der Einweisungsfahrt für die Höhenwindmeßstelle F 19
Die Aufstiege am 2. und 3. April zwischen 16° und 9°S. Br. lassen wieder Schichtenbildung
in dem Aufbau der Strömung erkennen, und zwar in noch viel stärkerem Maße als bei der Aus
reise. Im allgemeinen ist die Geschwindigkeit in allen Schichten gering und die Schichtgrenzen
sind nicht scharf an bestimmte Höhen gebunden. Jedoch ist die Übereinstimmung aller fünf
Aufstiege der beiden Tage sehr auffällig. Als Beispiel seien die Schichten von dem höchsten
Aufstieg Nr. 44 auf 14K’ U S. Br. in großen Zügen aufgezählt:
Höhe
Richtung
Geschwindigkeit
Höhe
Richtung
Geschwindigkeit
Boden bis 2 500 m
NE
3—4 m/sec
10000-12 000 m
E
5— 8 m/sec
2 500— 4 000 m
SSE
5 m/sec
12 000-15 000 m
SE
8 m/sec
4 000— 9 000 m
W
3 m/sec
15 000—16 000 m
WSW
7 m/sec
9 000—10 000 m
s
2 m/sec
16 000-18 000 m
N
15—20 m/sec
Dem fast gleichbleibendem Luidruck, der an Bord der „Sierra Ventana“ beobachtet wurde,
scheint auch räumlich ein sehr geringer Luftdruckgradient, nicht nur am Boden, sondern auch
in der Höhe zu entsprechen, da im Mittel über alle Höhenschichten vom Boden bis 18 000 m Höhe
nach den Höhenwindmessungen keine nennenswerte Luftversetzung stattgefunden hat. Erst
nördlich von 6° S. Br. macht sich das allmähliche Durchgreifen einer vorherrschenden Strömung
bemerkbar.
Die Aufstiege 48 bis 50 am 4. April zeigen bis 10 km vorherrschend eine östliche Strömung,
in die allerdings zwischen 2 und 3 km eine Schicht mit einer anderen Bewegungsrichtung ein
geschaltet ist. Wahrscheinlich ist diese nur vorgetäuscht, da der Ballon beim Durchdringen
der Haufenwolken in dieser Schicht nicht seine konstante Steiggeschwindigkeit hat beibehalten
können, die bei der Berechnung der Ballonbahn zugrundegelegt worden ist. — Oberhalb von
10 km wurde ziemlich unvermittelt eine Nordströmung angetroffen. Da diese auch beim Auf
stieg Nr. 54 am nächsten Tag in unmittelbarer Nähe des Äquators ebenfalls ab 10 km Höhe als
NNW-Strömung beobachtet wurde, ist anzunehmen, daß es sich um eine Strömung von größerer
zeitlicher und räumlicher Erstreckung gehandelt hat. Wo aber der Ursprung dieser Strömung
liegt, konnte nicht festgestellt werden, weil die Aufstiege am 6. April nicht hochreichend genug
waren. Die Aufstiege erfaßten nur die äquatoriale Ostströmung bis zu einer Höhe von 7 km.
Unterhalb der rein östlichen Grundströmung lag eine NNE-Strömung, die bis 1000 m heraufreichte,
und die als Passatströmung anzusprechen ist. Die Bewegungsstörungen, die in der Ostströmung
auftreten, sind offensichtlich auf die Vertikalbewegungen in den Wolkenniveaus zurückzuführen.
Der hochreichende Aufstieg Nr. 61 auf 10° N. Br. am 7. April zeigt, daß dort die obere
Begrenzung der Ostströmung in 5 km Höhe liegt, wo der Wind von SE auf SW umspringt.
Dieser Aufstieg ist der letzte, der die äquatoriale Ostströmung noch erkennen läßt. Bei dem
nächsten Aufstieg Nr. 62 auf 14/4 °N. Br. findet sich schon unmittelbar über dem Passat die
SW-Strömung, die am Vortage noch in 5 km Höhe angetroffen wurde. Die SW-Winde gehören
schon zu dem Strömungssystem einer Madeira-Zyklone, die — soweit die Wetterkarten es
erkennen lassen — den Raum zwischen den Azoren, den Kanaren und der Iberischen Halb
insel ausfüllt.
Die Luftdruckverteilung über dem Nordatlantik ist bei der Heimreise ganz anders geartet,
als einen Monat früher bei der Ausreise. Damals war die Tätigkeit des Zentraltiefs auf dem
Nordatlantik sehr lebhaft, wodurch der Roßbreitenhochdruckgürtel weit nach Süden gedrängt
war, jetzt bei der Heimreise ist der Roßbreitenhochdruckgürtel nicht zonal ausgebildet, sondern
mehr meridional. Diese Gestaltung des Roßbreitenhochs gestattet, daß sich auch noch weit
südwärts kräftige Tiefdruckgebiete halten können. Der meridionale Aufbau des Roßbreiten
hochs und seine dadurch bedingte Unbeständigkeit beherrscht das Bild der Wetterlage, nicht