Fritz Wagner: Die meteorol. Beobachtungen während der Einweisungsfahrt für die Höhenwindmeßstelle F 1 7
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größeren Höhen angezeigt war, reichte also noch bis 1300 m herab. Auch an den weiteren
Aufstiegen des gleichen Tages ist zu erkennen, daß in der Höhe die Strömung noch zu dem
Strömungssystem der gemäßigten Breiten gehört.
Der Aufstieg Nr. 10 auf 22° N. Br., am 5. März, ist der erste Passataufstieg der Reise. Er
zeigt nördliche Winde bis 1500 m, dann scharfer Windsprung auf WNW und allmähliche Wind
drehung mit der Höhe bis auf WSW. Dieser grundsätzliche Aufbau der Strömung wird bis
zum Pilot Nr. 13 auf 18" N. Br. angetroffen. Die westliche Strömung in der Höhe, die dort
beobachtet wurde, ist nur schwach, zwischen 3,5 und 6 km wurde sogar schon Windstille fest
gestellt. Die Höhenwindmessung erfolgte dort, allem Anschein nach, an der südlichen Grenze,
bis zu der das Strömungssystem der gemäßigten Breiten reicht.
Leider gelangen die folgenden Aufstiege wegen der Dunsttrübung und der zunehmenden
Bewölkung nicht hoch genug, um die nördliche Begrenzung der äquatorialen Ostströmung und
ihre vertikale Mächtigkeit zu erfassen. Der Aufstieg Nr. 15, der in dem nördlichen Grenzgebiet
der Mallungenzone auf etwa 2"N. Br. angestellt wurde, reicht nur bis 2100 m. Er zeigt östliche
Strömung, die in den unteren Schichten bis 1250 m nördliche Komponenten aufweist und in den
Schichten über 1250 m südliche Komponenten.
Auf der Südseite der Mallungenrinne herrschte bis in große Höhen allgemein schwache
Luftbewegung. Unter dem Einfluß des tropischen Wärmetiefs über Südamerika ist der SE-
Passat auf eine ENE-Richtung abgelenkt. Nach Aufstieg Nr. 17 auf etwa 9“ S. Br., am 11. März,
nimmt der Betrag der Ablenkung mit der Höhe bis auf die NNE-Richtung zu, in 6900 m springt
der Wind plötzlich auf SW. Die Geschwindigkeit der Luftbewegung schwankt um 4 m/sec. .
In dem folgenden Streckenabschnitt, zwischen 14° und 19° S. Br., wird eine ausgesprochene
Dreiteilung des Stromfeldes angetroffen, für die es schwierig ist, eine zutreffende Erklärung zu
finden. Die vier Aufstiege am 12. und 13. März geben übereinstimmend das gleiche Bild. Der
nördlichste von ihnen zeigt am ausgeprägtesten die Windsprünge nach Richtung und Geschwin
digkeit, während bei den anderen Aufstiegen zuerst in der Höhe, dann auch in den tieferen
Schichten eine fortschreitende Angleichung der Windverteilung zum Ausdruck kommt. Das
Bild der Aufstiege ist folgendes: bis etwa 3600 m wurde eine östliche Strömung angetroffen,
dann setzte unvermittelt eine nördliche Strömung ein, die bis 6000 m heraufreicht. Im ersten
Aufstieg (Nr. 20) ist die Nordströmung nur schwach, zirka 5 m/sec, in dem folgenden (Nr. 22)
schon stärker, 8 bis 10 m/sec, und in Nr. 23 etwa 10 bis 12 m/sec. Oberhalb von 6 km findet
sich eine Südostströmung, zunächst (Nr. 20) 15 bis 20 m/sec, dann (Nr. 22) an Geschwindigkeit
zunehmend bis auf 20 bis 25 m/sec, bei fast gleichbleibender Windrichtung. Bei Aufstieg 23 ist
die SE-Strömung zu einem Ostwind geworden mit etwas geringerer Geschwindigkeit von etwa
15 bis 18 m/sec. Die eben genannten Aufstiege haben alle innerhalb eines Hochdruckgebietes
stattgefunden, wie aus dem beobachteten Luftdruckverlauf an Bord des D. „Sierra Ventana“
hervorgeht. Ob dieses Hoch identisch mit dem Roßbreitenhoch ist, das normaler Weise bei
etwa 30° S. Br. liegen soll, kann nach den zur Verfügung stehenden Beobachtungen noch nicht
entschieden werden. Es ist zu vermuten, daß die Schichtenbildung in dem Stromfeld mit den
verschiedenen Schrumpfungs- und Streckungsvorgängen Zusammenhängen, die in dem Hoch
druckgebiet zur Bildung von Temperaturinversionen geführt haben. Bemerkenswert ist die
Geschwindigkeitssteigerung besonders in der SE-Strömung oberhalb 6 km. Wahrscheinlich
hängt diese mit dem Vorstoß eines Hochs längs der südamerikanischen Küste nach NE zu
sammen, der besonders stark in der Höhe ist, der sich aber auch am Boden durch eine Luft
druckzunahme bemerkbar machte. Die Zone tieferen Luftdruckes, der die SE-Strömung zu
strebt, muß über der tropischen Tiefdruckrinne zwischen dem südamerikanischen und dem
afrikanischen Kontinent liegen. Die Umkehrung des Luftdruckgefälles zwischen Hoch und Tief
in der Höhe infolge der Konvektionsbewegungen wird über den Festländern schon in geringeren
Höhen erfolgen als über dem Meere, da dort der vertikale Massenaustausch nicht so lebhaft