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Full text: 52, 1933/34

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3 
Der Spiegeltheodolit wurde immer auf der Brücke aufgestellt. Wenn der Ballon von der 
einen Schiffsseite nach der anderen Seite wechselte, wurde mit dem Theodoliten ebenfalls auf 
die andere Seite gezogen. In den meisten Fällen gelang es mit einiger Geschicklichkeit, den 
Ballon mit dem Theodoliten wieder einzufangen und weiter zu verfolgen. Sehr bewährt hat 
sich wiederum der Gebrauch von Farbfiltern vor dem Okular. 
Es wurde von Anfang an darauf gesehen, daß die Höhenwinkel bis auf die Genauigkeit von 
Vi»° bestimmt wurden. Die Azimutbeobachtungen erfolgten im allgemeinen nur auf 1° genau, 
wenn keine fortlaufenden Kursbeobachtungen angestellt wurden. Sobald aber an einem der 
Tochterkompasse der Kreiselkompaßanlage der jeweils zu den Beobachtungszeitpunkten an 
liegende Kurs auf Via 0 genau abgelesen worden war, wurde auch der Wert des Azimutes auf 
Vio° genau bestimmt. Die gleichzeitige Festlegung der Kurs-, Azimut- und Höhenwinkelwerte 
erforderte die größte Aufmerksamkeit des Beobachters und des Protokollanten. Es gelang auch 
nach einer gewissen Einarbeit nicht, auch nicht bei der Hinzuziehung einer dritten Person zur 
Kompaßablesung, die Gleichzeitigkeit der Azimutbestimmungen und der Kursablesungen so weit 
zu treiben, daß bei der Auswertung eine glatte Bahn des Ballones erhalten wurde. Die 
Anstrengung bei der Beobachtung eines hochreichenden Ballones unter Berücksichtigung der 
Kurswerte stand in keinem Verhältnis zu der Verbesserung des Messungsergebnisses, so daß im 
allgemeinen auf die Kursablesungen bei normalen Fahrtbedingungen und auf die Überschreitungen 
der Ablesegenauigkeit der Azimutwerte von 1° verzichtet werden muß. 
3. Die Abhängigkeit der Höhenwinde von der Wetterlage, 
Die Höhenwindmessungen der Einweisungsfahrt „F“ sind nur ein kleiner Prozentsatz der 
bisher gesammelten Pilotballonbeobachtungen. Es ist nicht zweckmäßig, sie für sich allein 
zusammenzufassen, um zu versuchen, aus ihnen schon die allgemeinen Züge der planetarischen 
Zirkulation abzuleiten. Ihre Anzahl ist zu gering und der Zeitraum, über den sich die Beob 
achtungen erstrecken, ist zu kurz und die Veränderlichkeit des Stromfeldes ist auf dem nahezu 
nord-südlichen Schnitt zwischen dem Kanal und dem La Plata zu groß. Nur aus einer geeigneten 
Zusammenfassung aller Beobachtungen läßt sich ein Bild über die wahrscheinliche planetarische 
Zirkulation entwerfen. Eine solche Zusammenfassung geht über den Rahmen dieses Reise 
berichtes hinaus, für sie sind spätere Veröffentlichungen vorgesehen. 
Im Folgenden können die Höhenwindmessungen nur als Einzelaufstiege bei der jeweiligen 
Wetterlage behandelt werden, und es wird versucht, die Pilotballonbeobachtungen mit den 
anderen meteorologischen Beobachtungen und mit der Wetterlage in Beziehung zu setzen. 
Wegen des schlechten Wetters war der Beginn mit den Höhenwindmessungen bis zum 
2. März hinausgezögert, als sich die „Sierra Ventana“ auf dem Kurs zwischen Lissabon und 
Madeira befand. Auf der Westseite des Hochdruckgebietes, im Raume der Gibraltarstraße, 
herrschten SSE-Winde von 8 bis 10 m/sec. Die Strömung konnte aber nur bis etwa 700 m 
verfolgt werden, weil dort die Ballone in der Strcu-Schicht verschwanden. 
Am 3. März konnten erst am Nachmittage, nach der Ausfahrt von Madeira, wieder Ballone 
verfolgt werden. Trotz nur mäßiger Bewölkung mit Altocumulus blieben die erreichten Höhen 
sehr gering, da die Ballone bei den fast vorderlichen Winden sehr bald in dem Schornsteinrauch 
verschwanden. Pilot Nr. 4 erreichte 1100 m, er zeigte eine SzE-Strömung bis 750 m mit 
wachsender Geschwindigkeit von 7 m/sec auf 15 m/sec, darüber drehte der Wind unter Ab 
flauen auf 12 m/sec auf SzW. Diese Winde sprachen auf das Zentraltief an, dessen Kern etwa 
3000 km entfernt bei Neufundland lag. Am nächsten Tag kam die „Sierra Ventana“ in den 
Strömungsbereich des Marokkotiefs. Dieser erstreckte sich aber nicht bis in größere Höhen, 
denn der Pilot Nr. 6, der noch etwas über die Dunstschicht zwischen 1000 und 1200 m hinaus 
verfolgt werden konnte, zeigte von 1300 m Winddrehung auf SW, bei erneutem Auffrischen der 
Geschwindigkeit. Der Einfluß der Zentralzyklone, der durch die dichte Cirrusbewölkung in
	        
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