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Full text: 52, 1933/34

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3 
nördlichen Teil des atlantischen Ozeans einnimmt, schiebt sich das Roßbreitenhoch nordostwärts 
vor. Am 10. April erstreckt sich ein schmaler, aber steiler Hochdruck rücken über die Azoren 
nordwärts bis zu den britischen Inseln, und er drängt das neue Tief südwärts. An den folgenden 
Tagen verlagert es sich langsam nach der Gibraltarstraße und dann nach dem Mittelmeer, über 
dem cs sich mit den dort liegenden Tiefdruckgebieten vereinigt. 
Der Eintritt der „Sierra Ventana“ in die Kaltluftmassen, die zu der Bildung des Tiefs geführt 
haben, ist nicht ohne weiteres anzugeben. Bei der Morgenbeobachtung des 10. Af>ril scheint die 
„Sierra Ventana“ schon in kälteren Luftmassen zu sein, da der Temperaturunterschied zwischen 
der Luft und der Wasseroberfläche größer geworden ist, er beträgt 1,1" gegenüber 0,3° bis 0,5° 
an den Vortagen. Allerdings ist dieser große Wert des Temperaturunterschiedes mehr darauf 
zurückzuführen, daß die Oberflächentemperatur des Wassers langsamer als an den Vortagen 
abgenommen hatte. Bis zu der Bö am Abend des 10. April war keine Unstetigkeit in dem 
Temperaturverlauf festzustellen. Auch an dem Bodenwind wurde bis dahin keine unstetige Ver 
änderung beobachtet. Wie aber der Vergleich der Höhenwinde vom 9. und 10. April zeigt, ist 
eine wesentliche Veränderung der vertikalen Strömungsschichtung eingetreten: Die Höhenwind 
beobachtung vom 10. April vermittelt durchaus den Eindruck von der Strömung eines einheit 
lichen Luftkörpers, während die vorherigen Höhenwindbestimmungen die ausgesprochene Passat 
schichtung aufweisen. Eine solche Veränderung des Strömungszustandes ohne besondere 
markante Erscheinungen im Wetter-, Temperatur- und Luftdruckverlauf können nicht durch 
einen Luftmassenwechsel hervorgerufen sein. Es hat vielmehr den Anschein, daß sich die „Sierra 
Ventana“ am 10. April in den Luftmassen befindet, die von der vorrückenden Kaltluft vor sich 
hergeschoben und verdrängt werden. Die durch den Kaltluftvorstoß hervorgerufene Verände 
rung des Bewegungszustandes der ursprünglichen Luftmassen führt dabei allmählich zu einer 
Zerstörung der Passatinversion und damit zur Aufhebung der passatischen Strömungsschichtung. 
Erst mit der Bö am Abend des 10. April erreichte auf etwa 26° N. Br. die Kaltluft den Schiffsort. 
Der Temperatursprung bei dem Frontdurchgang ist sehr markant, er beträgt etwa 1 !4°; in der 
Luftdruckregistrierung ist eine Druckstufc nur sehr schwach angedeutet, aber die fallende 
Tendenz des Luftdruckes wird durch eine steigende abgelöst, wenn man den überlagerten 
täglichen Gang des Luftdruckes ausschaltct. Nach dem Durchzug der Bö bleibt die Wind 
richtung etwas nördlicher als vorher. 
Am 11. April war das Wetter in der Nordnordwestströmung allgemein heiter bis auf die 
lokalen Bewölkungsänderungen, die durch die Inseln Ferro und Palma hervorgerufen wurden. Die 
ursächliche Stromfeldbeeinflussung durch die Insel Palma wird in einem besonderen Abschnitt 
dargestellt (S. 24). Auch an den beiden folgenden Tagen hielt die Nordnordwestströmung noch an, 
jedoch herrschte jetzt fast den ganzen Tag geschlossene Bewölkung. Erst als wir auf der Höhe 
von Cap San Vincent waren, riß die tiefe Bewölkung auf, und der Wind flaute ab. Von dort 
an gewann das Hochdruckgebiet, das sich über dem östlichen Atlantik aufbaute, die Herrschaft 
über das Wetter. 
Die Fahrt von Lissabon nach Vigo führte durch unbeständige nördliche Winde, die bisweilen 
örtlich auffrischten. Nach der Ausfahrt von Vigo machte sich z. B. sehr deutlich die Beschleuni 
gung der Luftströmung zwischen Cap Finisterre und Cap Ortegal bemerkbar. Die hohen Cirren, 
die von Lissabon an immer beobachtet wurden, deuten auf die noch weiter anhaltende Tiefdruck 
tätigkeit in dem Raume zwischen Marokko, Madeira und der portugiesischen Küste. Da die 
Winde bei der Fahrt längs der Küste der Iberischen Halbinsel eine kleine ablandige Komponente 
haben, kommt es nicht zur Bildung von tiefen Wolken. Diese treten erst auf, als die „Sierra 
Ventana“ die Biskaya erreicht. Von dem Hoch westlich Irland erstreckte sich ein Hochdruck 
keil in die Biskaya, dessen Divergenzlinie in der Nacht vom 15. zum 16. April durchfahren wurde. 
Auf der Nordseite des Hochdruckkeils kamen wir bald in den Strömungsbereich eines Sturm 
tiefes, das sich bei außerordentlich rascher Entwicklung während des 16. bis 18. April von Island
	        
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