Fritz Wagner: Die meteoroi. Beobachtungen während der Einweisungsfahrt für die Höhenwindmeßstelle F 9
nach Osten gedrängt und aufgefüllt. Trotzdem hei dem Luftdrucksattel die Hochdruckbrücke
von Westen nach Osten schon stark in Erscheinung tritt, macht sich die vorher bestandene Tief
druckrinne noch durch das ihr eigentümliche Schlechtwetter bemerkbar.
Am nächsten Tag, dem 15. März, ist das argentinische Hoch soweit vorgerückt, daß die
„Sierra Ventana“ in Santos südöstliche Winde antraf. Diese stauten sich an den Gebirgen; der
Stau der Luftmassen machte sich an einer hohen Strcu-Schicht bemerkbar, die sich von dem
Gebirge aus 10 bis 15 sm weit nach See zu erstreckte. Weiter draußen war es wolkenlos oder
es waren nur die Köpfe von weitentfernten Cumuluswolken zu erkennen. Aus der Strcu-Schicht
fiel Regen, und zwar mit um so größerer Intensität, je weiter wir uns bei einer Autofahrt dem
Gebirge näherten. Unter der Strcu-Schicht befanden sich dichte Wolkenmassen, in ihren Formen
ein Zwischenzustand zwischen Cumulus und Stratus, deren Menge und Dichte offensichtlich mit
der Regenintensität zusammenhing. Dies war daran zu erkennen, daß die Wolken über Santos
auftauchten, sobald der Regen infolge der weiteren Ausbildung der Strcu-Schicht bis nach Santos
vorgerückt war. Die Entfernung des Schiffsortes in der Santosbucht von dem Gebirgsrand
betrug 7 bis 10 sm.
Auf der Weiterfahrt nach dem La Plata kam die „Sierra Ventana“ zunächst in das Zentrum
des Hochdruckgebietes und am 17. März auf seine Rückseite und damit in die Nordströmung
einer neuen Tiefdruckrinne, die von dem Amazonastief weit nach Süden reichte. In der warmen
Nordströmung kommt es zu starken Instabilitätsschauern, bei denen auch ein heftiges Gewitter
anftritt. Nach Abzug der Schauer herrschen die gleichen Luftmasseneigenschaften wie vorher.
Am Morgen des 18. März tritt ein allmählicher Luftmassenwechsel ein. Mit einem Hoch
nebeleinbruch kurz vor der Einfahrt nach Montevideo dringt mit südlicher Bewegung eine kühlere
Luftmasse vor, die aus dem Hochdruckgebiet über Patagonien entstammt. Infolge der starken
Sonneneinstrahlung löst sich die Hochnebeldecke tagsüber auf, doch bildet sie sich abends über
dem La Plata wieder neu. Am nächsten Tag in Buenos Aires liegt die Wolkendecke etwas
höher, sie wird im Laufe des Tages durch die Konvektionsbewölkung zerstört.
Der Aufenthalt der „Sierra Ventana“ in Buenos Aires dauerte vom 19. bis zum 26. März.
Während dieser Zeit konnten die Terminbeobachtungen nicht weiter angestellt werden. Wohl
aber wurden nach Möglichkeit die Höhenwindmessungen weitergeführt.
Die Gelegenheit der Anwesenheit in Buenos Aires wurde dazu benutzt, dem Argen
tinischen meteorologischen Institut einen Besuch abzustatten. Dort wurde der
Fahrtteilnehmer von dem Vizedirektor Ing. Alfredo G. Galmarini empfangen. Als
Dolmetscher fungierte der Chef des meteorologischen Beobachtungswesens, Dr. G. Kopelmann.
Auch außerhalb des Besuches in dem meteorologischen Institut nahm sich Dr. K o p e 1 -
m a n n des Fahrtteilnehmers mit herzlicher Zuneigung an, und ihm verdankt er es. daß er in
der kurzen Zeit seines Aufenthaltes in Buenos Aires viel über die Tätigkeit des argentinischen
Wetterdienstes und über die Forschungstätigkeit erfahren konnte. Herr Dr. Kopelmann
ließ es sich nicht nehmen, außerhalb seiner Dienstzeit dem Fahrtteilnehmer ein wohlorientierter
Führer durch Buenos Aires zu sein, und er vertiefte dadurch den flüchtigen Einblick, den man
bei einem so kurzen Aufenthalt von Stadt und Land bekommen konnte. Dafür soll auch an
dieser Stelle der beste Dank ausgesprochen werden.
Das Wetter während des Aufenthaltes in Buenos Aires war wechselvoll. Am 19. März
herrschte auf der Nordseite des südargentinischen Hochdruckgebietes mäßige Bewölkung von
Cumulus und Stratocumulus. Am folgenden Tag zog ein Ausläufer von dem brasilianischen Tief
über das Gebiet des La Plata, er brachte von 16 h bis 19 h Regen in der Art der europäischen
Sommerschauer. Nach dem Durchzug des Ausläufers setzte sich für den 21. und 22. März Hoch
druckwetter durch. Am 23. März überquerte schon wieder eine schmale Tiefdruckrinne das
La-Plata-Gebiet, sie brachte von 8 h 30 m bis 10 h mäßigen Landregen. Für die weiteren Tage bis
zum 26. März herrschte wieder Hochdruckwetter.