Rudolf Geiger und Fritz Wagner: Höhenwinde vor der westafrikanischen Küste 39
reicht jetzt schon bis zirka 18° N. Br., in ihr herrschen die größten mittleren Geschwindigkeiten
der Karte mit Werten über 10 m/sec, und ihre Beständigkeit ist genau so groß wie die der
Passatströmung am Boden. Zwischen 20° und 30° N. Br. ist das Stromlinienbild sehr uneinheitlich,
da sich hier gerade der Übergang von den Nordostwinden in den unteren Schichten auf die
Nordwestwinde in der Höhe abspielt.
In dem Strömungsbereich um 1500 m Höhe zeigen sich sehr wesentliche Unterschiede
zwischen dem sommerlichen und dem herbstlichen Stromfeld. Die kräftigen Südwestwinde, die
Sverdrup östlich von 20° W. Lg. und nördlich von 20° N. Br. gefunden hat, sind in unserer
Darstellung der mittleren Verhältnisse nicht enthalten; auch bei der Häufigkeitsverteilung der
Windrichtungen sind die Südwestwinde in verschwindender Minderheit. Die Südwestwinde, die
in unseren Karten nördlich von 30° N. Br. auftreten, gehören schon der Zirkulation der gemäßigten
Breiten an, die sich im Sommer erst in größerer Höhe bemerkbar macht. Besonders westlich
von 22° W. Lg. scheint im Sommer die Nordostströmung in ihrer Vertikalerstreckung viel
mächtiger zu sein als im Herbst, während sie umgekehrt im Herbst östlich von 22° W. Lg. nach
der Küste nicht so flach auskeilt, wie es im Sommer häufig der Fall ist.
Im Herbst halten die Ostwinde in dem östlichen Teil des Passatgebietes bis zur Höhe von
1500 m nördlich von 20° N. Br. den Westwinden mindestens das Gleichgewicht, wenn sie die
Westwinde nicht noch wesentlich an Anzahl übertreffen. Zwischen 20° und 30° N. Br. erfolgt
dann in größerer Höhe die Drehung des Windes von Nordost über Nord nach Nordwest, nur
nördlich von 30° N. Br. treten in den Mittelwerten auch südliche Richtungen auf. Dies geht
sehr deutlich aus dem Stromfeld der Höhenschicht 2000—2500 m hervor (Tafel 4), das schon
die allgemeinen Züge des Stromfeldes in großen Höhen aufweist. Die Ostnordostströmung ist
zu einer reinen Ostströmung geworden, ihre Nordgrenze ist nahezu unverändert geblieben.
Zwischen 20° und 30° N. Br. herrscht jetzt eine einheitliche Nordwestströmung, allerdings von
nur mäßiger Beständigkeit. Westlich von 18° W. Lg. dreht der Nordwestwind allmählich mit zu
nehmender Breite bis auf Westsüdwest, östlich von 15° W. Lg. überwiegen aber noch die
östlichen Winde über die westlichen.
In der Schicht 2500—3000 m herrschen westlich von 18° W. Lg. eigentlich nur noch zwei
Strömungsrichtungen: die tropische Ostströmung bis etwa 18° N. Br. und nördlich von 20° N. Br.
eine Westnordwest- bis Westsüdwestströmung, deren Ausbildung östlich von 18°W.Lg. durch
das noch immer anhaltende Vorherrschen der östlichen Winde gestört wird. Die einzige Über
einstimmung unserer Stromfelder mit dem entsprechenden Strotnield der Hauptschicht VIII von
Sverdrup besteht in der Grenze zwischen den tropischen Ostwinden und den westlichen Winden,
die in beiden Fällen bei etwa 18* N. Br. gefunden wird. Der Übergang von den östlichen Winden
der niederen Breiten zu den westlichen Winden der mittleren Breiten erfolgt bei dem herbst
lichen Stromfeld unvermittelter, wie sowohl aus der Häufigkeitsverteilung der Windrichtungen
als auch aus der Stromliniendarstellung hervorgeht. Dieses ist auf die geringe Anzahl der Winde
mit südlicher Komponente zurückzuführen, die bei unseren Beobachtungen zwischen 15° und
25° N. Br. vertreten ist. Das sommerliche Stromfeld verschiebt sich also nicht nur mit der
allgemeinen jahreszeitlichen Verlagerung, sondern es verändert sich dabei auch erheblich.
Wie aus den Karten von 3000—4000 und 4000—5000 m zu entnehmen ist, beginnt jetzt mit
zunehmender Höhe die Westströimmg auch der tropischen Ostströmung gegenüber an Raum zu
gewinnen. Die Ostströmung verliert an Beständigkeit, indem sie östlich von 20° W. Lg. allmäh
lich rechts auf Südost dreht, während sie westlich von 20° W. Lg. Linksdrehung nach Nordost
zeigt. Gleichzeitig nimmt sowohl die vektorielle als auch die skalare Geschwindigkeit ab.