Eckardt-Lühe: Höhenwindmessungen — X. Forschungsfahrt der D. Seewarte
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Auch das Rauchlosfahren war nicht so ganz einwandfrei, stärkere Rauchfahnen kamen öfters vor das Objektiv.
Jedenfalls aber waren dort oben die Bewegungen des Schiffes bedeutend ruhiger, so daß wir von dort zu größeren
Höhen gelangten. Auf der Rückfahrt machten wir stets die Beobachtungen auf dem Bootsdeck der „Immo“, da
dieser bedeutend kleinere Dampfer sonst keine andere Möglichkeiten zum Aufbauen des Stativs bot. Hier störten
natürlich Rauch und Aufbauten noch erheblich mehr, auch sonst war das Arbeiten nicht so bequem, da uns nur
der gemeinsame Speise- und Aufenthaltsraum zur Verfügung stand. Die Hütte fand auch an Bord des „Immo“
auf dem Peilkompaßdeck ihre Aufstellung. Auf beiden Schiffen hatten wir den großen Vorteil, daß uns mehrere
der Herren Schiffsoffiziere bei den Aufstiegen behilflich waren, denen wir dafür zu Dank verpflichtet sind.
Die Arbeitstätigkeit setzte sich, wie üblich, aus Beobachtungen und Aufstiegen zusammen. Die Beobachtungen
der Instrumente wurden um 7 Uhr, 14 Uhr und 21 Uhr Schiffszeit vorgenommen und umfaßten: Luftdruck,
Luft- und Wassertemperatur, Wind, Sicht, Seegang, Wetter und Bewölkung, wobei die Schiffsbeobachtungen ver
glichen wurden. Es stellte sich hierbei als fühlbarer Mangel heraus, daß kein „Marineschöpfthermometer“ der
Ausrüstung beigegeben war, da die Messung der Wassertemperatur von dem Personal wenig sorgfältig gemacht
werden kann. Zudem ist es störend für den Betrieb, bei diesen Beobachtungen dabei zu sein, während eigene Be
obachtungen der Wissenschafter leicht ohne jede Behinderung zu den üblichen Zeiten mit dem „Schöpfthermo
meter“ vorgenommen werden könnten. Die im beigefügten „Meteorologischen Tagebuch“, das sämtliche Beob
achtungen enthält, angeführten Wassertemperaturen sind demnach nicht als einwandfrei zu betrachten.
Außerdem wurde großer Wert auf Wolkenbeobachtungen gelegt, sowie auf Beobachtung der Luftströmungen
an Inseln und Küsten unter möglichster Ausnutzung des Lichtbildes. Die hierbei gemachten Erfahrungen sind
in einem besonderen Abschnitt niedergelegt.
Das mitgegebene Instrumentarium war einwandfrei bis auf einige unbedeutende Mängel. Zur Kontrolle der
Thermographenaufzeichnungen im Häuschen machten wir außerhalb desselben gleichzeitige Messungen mit
dem Aßmannschen Psychrometer, indem wir den Apparat an einem Doppelhaken (vom Schiff besorgt), der ganz
in der Nähe in gleicher Höhe befestigt wurde, anhängten, so daß er sich in freiem Windstrom befand. Auch die
Messungen des Fahrtwindes fanden möglichst weit in Luvard statt, die nötigen Verbesserungen gemäß Kurs und
Geschwindigkeit des Schiffes wurden später darauf angewandt.
Für die Aufstiegsgeschwindigkeiten der Ballone waren uns die neuesten Erfahrungen auf „Meteor“ durch
Kuhlbrodt mitgeteilt worden; wir konnten danach nur mit einer größtmöglichen Aufstiegsgeschwindigkeit von
350 m/min der großen Ballons rechnen und haben diese, sobald wir eingearbeitet waren, meist benutzt, da sonst
bei größeren Höhen die Ballons infolge der Schiffsbewegungen leicht verloren wurden. Wir brachten es aber nicht
über 9500 m, was eben einerseits auf die gegenüber früheren Fahrten verhältnismäßig geringeren Steiggeschwin
digkeiten, teils auf die angetroffenen Dunstschichten in den Subtropen zurückzuführen ist. Zum Abwiegen waren
Anhängegewichte vorhanden, die sich gut bewährten, da wir stets gut Lee herstellen konnten, teilweise unter
Zuhilfenahme der Persenning. Es waren immer zwei Flaschen in Betrieb, so daß keine Schwierigkeiten bei der
Füllung entstanden. Die Ballons waren meist gut, nur die Saul-Ballons scheinen bei der großen Steiggeschwindig
keit in den hohen Höhen eher zum Platzen zu neigen; wo dergleichen vorkam, waren es solche. Im übrigen hielten
sich die Ballons bis zum Schluß gut, es sind nur zwei Fälle des Platzens beim Füllen selbst zu verzeichnen, die aber
auf Verdrehungen des Füllansatzes zurückzuführen sind. Mit dem Theodolit konnte, sobald man eingespielt war,
gut gearbeitet werden. Es wurde abwechselnd beobachtet und der Aufschreibende übernahm die Bedienung
der Spiegelschrauben, damit der Beobachtende nicht durch Drehen nach der falschen Richtung den Ballon ver
lor. Bei Unterstützung durch dritte Personen, die die Uhrbeobachtung übernahmen, auch durch Verfolgung
des Ballons mit dem bloßen Auge halfen, ist genügend Zeit dazu für den Aufschreibenden vorhanden.
Von Anfang an bestand das Bestreben, stets vor- und nachmittags je einen Aufstieg zu machen; die Versuche
wurden wiederholt, wenn nicht genügend Höhen erreicht wurden. Daher sind manche Tage, an denen 4 bis 5
Aufstiege stattfanden. Im ganzen wurden so 55 Aufstiege gemacht, wovon 3 Landaufstiege waren.
Die erste Bearbeitung erfolgte sofort an Bord und umfaßte Aufzeichnung der Pilotbahn unter Berücksich
tigung der Versegelung sowie Auswertung derselben für jede verflossene Minute. Wenn möglich, wurden die Auf
stiege durch den Funkapparat abgegeben. Nach der Auswertung wurde eine fortlaufende Tabelle (Tab. VIII)
und ein Schaubild nach der Methode der Pfeilsäulen angefertigt (Tafel 2).