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Full text: 51, 1932

Rudolf Geiger und Fritz Wagner: Höhenwinde vor der westafrikanischen Küste 
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Urpassat oder Harmattan, nach W aufs Meer hinausgeführt werden. Auf See werden sie daher 
meist nachts beobachtet. 
Ihr Auftreten fällt vorwiegend in den Jahreszeiten Wechsel; das Hauptmaximum ist im Mai, 
das zweite Maximum im Oktober; letzteres liegt also kurz vor unserer Ankunft in den dortigen 
Gewässern. 
Die Tornados sind in der Literatur bereits mehrfach beschrieben und erklärt worden 14 . Es 
genügt daher, im folgenden unsere eigenen Beobachtungen hierüber aufzuzeigen und zu deuten. 
Es ist früher darauf hingewiesen worden (siehe Abb. 3), daß im letzten Teile der Fahrt im 
Passat nur Wolken von Ci-Form, meist dichte Cist, beobachtet wurden. Am zweiten Tage 
unseres Aufenthaltes in Dakar (31. Oktober 1930) brachte der abends von W auf SSW drehende 
Oberwind Acu-Felder mit. Am dritten Tage wurde die Bewölkung ganz anders. Ungezählte 
Cu-Quelltürme waren in einem sehr hohen Niveau (etwa 5000 m) zu beobachten und trugen 
daher fast das Aussehen von Acu castellatus. Am Nachmittage wuchsen ungeheure Cu über 
Land im SE auf. Als die „Livadia“ am Abend mit Kurs auf die Gambiamündung südwärts 
steuerte, hatten wir zwar einen klaren Sonnenuntergang über See im W („grüner Strahl“ 
schwach sichtbar), aber die Cu im SE, die eine volle Stunde später immer noch sonnenbeleuchtet 
waren, trieben in großer Aktivität Quelltürme hoch, die Anlaß zu Ci-Hauben gaben, die kurz 
darauf erneut von den Cu-Quellformen durchbrochen wurden. Unter dem Wolkengebirge sah 
man in langen Zeitabständen elektrische Entladungen. Es war das erste Tropengewitter, das wir 
von 14° N. Br. aus in weiter Ferne sahen. Wir erinnern uns dabei, daß wir oben (siehe Seite 15) 
auf Grund anderer Beobachtungen in 13,5° N. Br. den Beginn der Kalmenzone legten. 
Bei dem Aufenthalt in Bissao beobachteten wir an den Abenden des 3. und 4. November 
Ferngewitter über Land im S. 
Am 5. November, kurz vor der Ausfahrt aus dem Orangenkanal, erreichte uns auf 11° N die 
erste Bö, die von E auf das Schiff zulief. Die Böenwalze war wie diejenige eines deutschen 
Gewitters markant ausgebildet. Es kam aber weder zu Regen noch zu elektrischen Entladungen 
(„trockener Tornado“). 
Um Mitternacht aber wurde im E erneut Wetterleuchten beobachtet, und bald darauf 
erreichte ein zweiter Tornado den Schiffsort. Er brachte zuerst lebhaftes Auffrischen des 
Windes, Windsprung und Temperaturfall um 3° C, heftige Entladungen (von ausgesprochen 
weißlicher Farbe) und von 12 h 18 m an auch einen kurzen Regenguß. Die Erscheinung trug im 
Ablauf und Ausmaß durchaus den Charakter eines europäischen Nachtgewitters. 
Wesentlich anders gestalteten sich die Tornados der übernächsten Nacht. Schon am Abend 
des 6. November hatten wir in Conakry das „chaotische Aussehen des Himmels“ beachtet, und 
es folgten ihm auch nächtliche Gewitter im N und E der Stadt. Am 7. November war bereits 
um Mittag Donner im E zu hören. Es war außerordentlich schwül. Die subjektive Empfindung 
davon ging zwar wieder verloren, als die „Livadia“ um 17 h — gegen den lebhaften SSW-Wind 
angehend — in See steuerte. Über Land aber hatten sich die gewaltigen Cu an einer hohen 
Inversion flach ausgebreitet. Es entwickelten sich tropische Cunb ungeheuren Ausmaßes, vor 
allem auch in der horizontalen Erstreckung (Amboß-Tischform). Um 19 h 06 ra (WOZ.), als wir 
eben beim Abendessen waren, flog plötzlich der Wind in heftigen Stößen um Deck und Auf 
bauten, und bis wir das Peilkompaßdeck erreicht hatten, war der Wind schon von WSW auf 
ENE umgesprungen, und die nachtschwarze Böenwalze (von E kommend) hatte bereits den 
'* Siehe z. B. E. V. Newnham, Hurricanes and Tropical Revolving Storms. Met. Off. London, Geophys. Mem. 
Nr. 19, London, 1922, (Abschnitt II B) und H. Hubert, Nouvelies Recherches sur les Grains orageux et les 
Pluies en Afrique occidentale. Paris, Emil Larose, 1922.
	        
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