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Full text: 51, 1932

Rudolf Geiger und Fritz Wagner: Höhenwinde vor der westafrikanischen Küste 
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ihren meteorologischen Auswirkungen an Hand der Beobachtungsdaten im einzelnen nachzu 
weisen, bietet viel Interessantes und liefert zugleich ein Bild über die Lage der einzelnen Wind 
systeme, die für die Witterung jener Gegend um die Zeit der Forschungsfahrt maßgebend waren. 
Drei Windsysteme nämlich kämpfen in den untersten Schichten der Atmosphäre um die 
Herrschaft, und der Kampfplatz heißt „äquatoriale Stillenzone“. Die drei Winde sind der 
Passat aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung; der Ostwind aus dem afrikanischen Kon 
tinent, der Harmattan oder der über der Passatinversion liegende U r p a s s a t ; und 
endlich der SW-Monsun, der beim Blick auf die großen Züge der atmosphärischen Zirku 
lation als ein von der Südhalbkugel über den Äquator herüberstreichender SE-Passat angesehen 
werden kann. Zu diesen drei Windsystemen gesellt sich noch in der von uns befahrenen Küsten 
zone der Einfluß von Land- und Seewind, ln größerer Höhe ist alles beherrscht durch den in 
kräftigen NW-Winden erfolgenden Lufttransport von höheren zu niederen Breiten, der in seiner 
Bedeutung und in seiner Problemhaftigkeit zum ersten Mal durch die deutsche „Meteor-Expedi 
tion klar erkannt worden ist 7 . 
Wie in unseren gemäßigten Breiten die einander folgenden Luftkörper der einzelnen Tief- 
drucksystemc miteinander kämpfen, ebenso suchen sich im Gebiet der westafrikanischen Küste 
die drei Luftkörper, die durch die drei genannten Windsysteme repräsentiert sind, im Gleich 
gewicht der Kräfte zu halten. Gesteuert wird dieser Kampf um das Gleichgewicht durch den 
wechselnden Sonnenstand, wodurch bei allen Zufälligkeiten des einzelnen Tages eine zweimalige 
Verschiebung der ganzen Grenzzone im Laufe des Jahres erfolgt, einmal nach Nord, einmal (wie 
zur Zeit unseres Aufenthaltes dort) nach Süd. Die wechselvolle Gestaltung der Höhenwinde 
während unserer Fahrt gibt ein eindrucksvolles Bild der großen Veränderlichkeit, die auch diesen 
Tropengegenden eigen ist. Während aber eine Deutung 
für die Höhenwinde heute noch nicht gewagt werden 
darf, ist dies für die Witterungsvorgänge am Boden 
durchaus möglich, da hierfür ja viel vollständigere Unter 
lagen vorliegen als für die Verhältnisse in der Höhe. 
Die Abbildung 5 zeigt nach einer Arbeit von H. Hubert 8 
die Lage der drei Windsysteme für die Monate Oktober 
und November (1923), die für unsere Fahrt maßgebend 
sind. Im Oktober steht das Küstengebiet von Dakar an 
nach Süden noch unter der Herrschaft des SW-Monsuns, 
dessen Einfluß landeinwärts bis etwa zu den Höhen der 
Nordguinea-Schwelle reicht. Im November aber hat er 
sich bereits ganz vom Kontinent zurückgezogen und 
diesen dem Einfluß des Harmattans überlassen. Das 
bedeutet für Westafrika den Beginn der Trockenzeit. Das von der Deutschen Seewarte auf 
gestellte Programm für unsere Forschungsfahrt hatte ja gerade die Untersuchung der meteoro 
logischen Verhältnisse dieser Übergangszeit zum Ziel. 
2. Von Dakar bis Freetown (30. Oktober bis 8. November 1930). 
Im folgenden wollen wir zunächst von den Gewittererscheinungen absehen, um diese im 
nächsten Abschnitt gesondert im Zusammenhänge behandeln zu können. 
’ Vgl. hierzu A. Wagner, Klimatologie der freien Atmosphäre, S. 49 f. (Handbuch d. Klimatologie, her. v. 
W. Köppen u. R. Geiger, Band I, Teil F), Borntraeger, 1931. 
8 H. Hubert, Nouvelles Études sur la Météorologie de l’Afrique Occidentale Française. Paris, 1926, S. 49. 
' jipi i P Oktober 
j November 
Passat 
Harmattan 
SW-Monsun 
Abb. 5. Herrschaftsgebiete der drei •west 
afrikanischen Windsysteme in den Reise 
monaten (nach H. Hubert für 1923).
	        
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