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Full text: 51, 1932

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Bd. Nr. 6. 
den, zu genügen, muß auch der Kraftverkehr auf einen reibungslosen Ablauf seiner Unternehmungen bedacht 
und damit auch bestrebt sein, Hindernisse und Gefahren, die die Witterung dem Verkehr entgegenstellt, nach 
Möglichkeit auszuschalten. Es gilt ja nicht nur Personen und Güter sicher an den Bestimmungsort zu bringen, 
es handelt sich auch darum, bestimmte Anschlüsse an andere Verkehrsmittel rechtzeitig zu erreichen. 
Die Kraftverkehrsgesellschaften wie auch die zahlreichen Privatunternehmer der Güterbeförderung mit 
Lastkraftwagen haben daher ein großes Interesse an den Veröffentlichungen des Wetterdienstes, zumal ihre 
Fahrzeuge oft genug auf weniger guten Straßen harte Arbeit zu leisten haben. 
Frost, Glatteis und Schnee sowie plötzliche starke Regengüsse spielen hinsichtlich des Befahrens mit Last 
kraftwagen und schweren Omnibussen eine große Rolle auf der Landstraße, besonders aber auf den weniger 
gut fundierten Nebenstraßen. 
Helfend tritt hier die Wetterkarte dem Unternehmer zur Seite; sie zeigt ihm, auf welcher Strecke der zu 
befahrenen Route tiefer Schnee gefallen ist, der ein Steckenbleiben des Transports befürchten läßt, in wel 
cher Gegend starker Frost herrscht, der ein Gleiten der schweren Wagen verursachen kann und wo Regen 
güsse niedergegangen sind, und die Straßen unfahrbar gemacht haben. In besonders kritischen Fällen steht es 
ihm frei, weitere Auskunft bei der zuständigen Dienststelle einzuholen, und so beraten kann er seine dies 
bezüglichen Dispositionen treffen und durch eventuelles Umleiten vermeiden, daß der Transport in Gefahr ge 
rät oder auf der Straße liegen bleibt. Desgleichen können die Kraftfahrlinien, die ja das ganze Jahr hindurch 
in Betrieb gehalten werden, falls der Wetterbericht starke Schneefälle meldet, ihre Schneepflüge rechtzeitig an 
Ort und Stelle beordern und so verhindern, daß der fahrplanmäßige Betrieb unterbrochen wird. Schließlich ist 
für jeden Besitzer eines Motorfahrzeuges eine Frostwarnung insofern von erheblichem Nutzen, als er recht 
zeitig das Wasser aus den Zylindern ablassen oder dementsprechend Vorsichtsmaßregeln treffen kann, die ein 
Zerspringen durch das gefrierende Wasser verhindern. 
3) „Dem Luftverkehr wohnt eine hohe wirtschaftspolitische Bedeutung inne: Wie die Handelsschiffe, so 
tragen auch die Handelsflugzeuge die eigene Flagge hinaus über die Grenzen des Mutterlandes und zwar mit 
dem Unterschied, daß Schiffahrtslinien nur die an der Peripherie gelegenen Seehäfen anlaufen, während Flug 
linien tief ins Innere der Länder bis zu den meist im Herzen gelegenen Hauptstädten Vordringen. Es gibt keine 
eindrucksvollere Auslandspropaganda als den Luftverkehr; ihm sind Imponderabilien eigen, die in Geldeswert 
nicht auszudrücken sind.Er bildet einen großenVertrauensfonds auf deutsche Organisation und deutsche Tech 
nik im Ausland und große Achtung vor den Leistungen des deutschen Luftverkehrs gehen damit Hand in 
Hand 30 ).“ 
Ihm seine hohe, wirtschaftlich bedeutsame Aufgabe zu erleichtern, die Luftfahrzeuge vor den Gefahren der 
Witterung sichern zu helfen und damit zugleich die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen, hat der öffentliche Wetter 
dienst gleichfalls sich zur Richtschnur gemacht. 
Wachsende Erfahrung und die technische Entwickelung neuzeitlicher, hochwertiger Verkehrsflugzeuge, die 
die Gefahren für die beförderten Personen und Güter auf das normale Maß zurückgeführt haben, haben den 
Luftverkehr immer unabhängiger von den Launen der Witterung gemacht, Nebel aber und dichter, die Sicht 
stark herabsetzender Schneefall, sehr niedrige Wolkendecken, Gewitter und Böenzüge sowie Sturm bergen für 
die Flugzeuge, Gewitter und starke Winde am Aufstiegs- und Landeplatz für Luftschiffe noch schwere Ge 
fährdung. Die Vorhersage von Nebel und seiner Auflösung z. B. ist von großer Wichtigkeit, da das Flugzeug 
schwer gefährdet ist, wenn im Nebel Orientierung und Beurteilung der Landungsmöglichkeit verlorengehen. 
Desgleichen sind Richtung und Höhe der Fahrt, der Verbrauch von Betriebsmitteln und der Umfang der zu 
lässigen Belastung immittelbar von den Wetterverhältnissen abhängig. 
Eine der gef ähnlichsten Witterungsfolgen ist die der Vereisung der Fahrzeuge, gegen die es bisher kein 
anderes Schutzmittel gibt als die Vermeidung der Höhen, in denen die Vereisungsgefahr jeweils auftritt. Die 
Gefährdung besteht darin, daß die Belastung des Fahrzeugs durch das Gewicht des Eises größer wird, daß die 
Instrumente durch Verstopfung der Düsen unbrauchbar werden, daß durch ungleichmäßigen Eisansatz am Pro 
peller Schwingungen hervorgerufen werden und daß Stockungen im Funkverkehr und an den Steuerorganen 
auftreten. 
Da die Wetterkunde bestrebt ist, alle diese nicht zu unterschätzenden Gefahren, die von seiten der Witte 
rungselemente dem Luftverkehr drohen, durch Warnung und Beratung nach Möglichkeit auszuschalten bezw. 
zu verringern, bildet sie eine wesentliche Grundlage der fliegerischen Leistung. Unglücksfälle im Flugverkehr 
werden oft mehr auf die Unbill der Witterung als auf fliegerisches Unvermögen und flugtechnischen Mangel 
®°) Vgl. Knauss: „Entwickelung des Luftverkehrs“ in „Erfahrungsberichte des deutschen Flugwetterdienstes“ - 
Berlin. 1950. Seite 5—6.
	        
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