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Full text: 51, 1932

Lorenz Steiner: Die sozialwirtschaftl. Aufgaben u. Leistungen d. Deutsch, öffentl. Wetterdienstes 7 
Die Hauptaufgaben der praktischen Meteorologie — des Wetterdienstes — bestehen in: 
1) Beobachtung der Vorgänge in der Atmosphäre, 
2) Sammlung der eingehenden Wettermeldungen und deren rasche Weitergabe an die verarbeitenden Mit 
telpunkte der einzelnen Wetterdienstbezirke, 
3) möglichst vollkommene Analyse des augenblicklichen Witterungszustandes auf Grund der gesammelten 
Wettermeldungen — Diagnose —, 
4) „Versuch einer Extrapolation auf einen näheren oder ferneren Zustand — Prognose“ —, e ) 
5) möglichst rasche Verbreitung der Wetternachrichten in der Öffentlichkeit oder deren Übermittelung an be 
sondere Besteller und 
6) schließlich statistische Aufzeichnungen für klimatologische Zwecke. 
Damit ist die Tätigkeit des öffentlichen Wetterdienstes aber noch nicht erschöpft: neben einem intensiven 
wissenschaftlichen Studium, das es ermöglicht, die Veröffentlichungen ständig mit der Entwickelung wissen 
schaftlich-meteorologischer Methoden zu verbessern, neben der Erforschung des Luftmeeres bis zur restlosen 
Klärung aller Fragen auf diesem Gebiete verlangt der Wetterdienst eine reiche praktische Erfahrung, um al 
len Wünschen und Forderungen der am Wetter interessierten Kreise gerecht zu werden und unsere Kenntnis 
vom Wetter für die Menschen und die verschiedenen Berufsgruppen möglichst ausgiebig zu verwerten. 
II. Teil. 
Organisation und Gliederung des öffentlichen Wetterdienstes in Deutschland. 
1) Der öffentliche Wetterdienst in Deutschland stützt sich auf die Zentralstellen und auf die verarbeiten 
den Mittelpunkte der einzelnen Wetterdienstbezirke; er gliedert sich in die nachstehenden wichtigsten Bestand 
teile, nämlich 
1) Weltverkehrs- und Weltwirtschaftswetterdienst 
2) Reichs- und Landesflugwetterdienst 
3) Reichs- und Landeswirtschaftswetterdienst. 
Führend sind in der Wahrnehmung des Wetterdienstes auf deutschem Boden die Deutsche Seewarte in 
Hamburg, eine Reichsanstalt, und das Preußische Aeronautische Observatorium in Lindenberg, letzteres für die 
Zwecke der Luftfahrt. Den übrigen zahlreichen, in ganz Deutschland eingerichteten öffentlichen Wetterdienst 
stellen und Wetterwarten, liegt die Wahrnehmung des Wirtschaftswetterdienstes für ihre Bezirke ob. 
а) Auf Anregung des damaligen Leiters der Navigationsschule in Elsfleth wurde am 1. Januar 1868 in 
Hamburg die „Norddeutsche Seewarte“ von den Handelskammern und Reedereien Hamburgs und Bremens 
ins Leben gerufen. Sie hatte sich die Aufgabe gestellt, die seemeteorologische Forschung unter den deutschen 
Seefahrern zu organisieren zwecks Verwertung des Beobachtungs- und Erfahrungsstoffes für die Schiffahrt. 
Den Namen „Seewarte“ hatte auf dem Geographentag zu Frankfurt/M. 1865 der Obmann des freien Deutschen 
Hochstiftes, Dr. Otto Volger, geprägt б 7 ). 
Durch das „Seewartengesetz vom 9. Januar 1875“ wurde die „Norddeutsche Seewarte“ als „Deutsche See 
warte“ zum Reichsinstitut erhoben. Sie gehörte früher zum Reichsmarineamt; seit dem 1. Oktober 1919 ist sie 
dem Reichsverkehrsministerium unterstellt. International ist die Deutsche Seewarte vertreten: durch ihren 
Präsidenten in der Internationalen Kommission für synoptische Wettertelegraphie, in der internationalen 
Kommission fiir maritime Meteorologie, in der internationalen Unterkommission für Sammlung von Beobach 
tungen auf See zum Nutzen des Wettervorhersagedienstes, in der internationalen Kommission zur Erforschung 
der Arktis mit dem Luftschiff und in der Unterkommission für den Wetterdienst auf dem Ozean. Durch ihren 
„Vorstand der meteorologischen Versuchsanstalt“ in der Kommission für Erdmagnetismus und Luftelektrizität 
und in der Kommission für Weltnetz- und Polarmeteorologie. 
Durch ihren „Referenten für den Wetternachrichtendienst“ in der Unterkommission für Verwendung des 
Bildfunks im Wetternachrichtenwesen. 
б ) Sdimauß: Das Problem der Wettervorhersage. Hamburg 1923. Vorwort. 
7 ) Castens: „Die Deutsche Seewarte in Hamburg“ in „Forschungsinstitute, Ihre Geschichte, Organisation und 
Ziele“, Hamburg 1930.
	        
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