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Full text: 51, 1932

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Einige Bemerkungen zu den vorstehenden Tabellen. 
Hierzu Tafel 1, Abb. 1 und 2. 
Jede derartige statistische Zusammenfassung eines nicht unter dem Geset} der großen Zahlen zu be 
trachtenden Materiales wird unvollkommen bleiben und zu grundsätjliehen Bedenken Anlaß geben. Z. B. 
werden in Tabelle IV vier jahreszeitliche Spalten mit ganz verschiedener Endzahl von Aufstiegen zu einem 
Mittel zusammengefaßt. Hier könnte einerseits erwartet werden, daß die Zusammenfassung unter Bei 
legung eines Gewichtes entsprechend der Aufstiegszahl jeder Gruppe erfolgt. Doch darf nicht angenommen 
werden, daß eine größere Zahl von Pilotaufstiegen ein „besseres“ Mittel ergäbe. Denn wenn regelmäßig 
bei einer bestimmten Windverteilung an einem Orte je nach seiner Lage Föhn mit Aufheiterung, oder 
aber niedrige Aufgleitbewölkung eintritt, dann wird sich die dadurch herbeigeführte Auswahl gewisser 
Wetterlagen auf alle Aufstiege gleichmäßig und ohne Einwirkung der Gesamtzahl erstrecken 1 ). Überdies 
würden die Jahreszeiten, aus denen zufällig eine größere Zahl von Aufstiegen vorliegt, bevorzugt. 
Daß andererseits die Methode der vertikalen Differenzen, vermittels derer die fehlenden Werte ein 
zelner Spalten rechnerisch ergänzt werden könnten, in solchen Fällen, in denen wie hier der Gang der 
meteorologischen Elemente mit der Höhe erstmalig gesucht wird, nicht anwendbar ist, habe ich an an 
derer Stelle dargetan 2 3 ). So erscheint das gewählte Verfahren erträglich, trotj solcher Unebenheiten, wie 
z. B. in Tabelle IV, wo in der Höhenschicht 1254 bis 13Ki km die mittleren Werte durch die stark ab 
weichenden Werte eines einzigen Frühjahrsaufstieges gänzlich gestört werden. 
Ergebnisse. Zur besseren Übersicht ist die Komponentendarstellung der Tabelle IV (S.77) auf Tafel 1 
Abb. 1 in Gestalt von „Windsäulen“ veranschaulicht. Eine erste Übersicht zeigt eine Vierteilung der Atmo 
sphäre über Island: 1. Bodenschicht 0—3 km, Windhäufigkeit wenig ausgeprägt, so daß das Überwiegen 
der S- und SE-Winde in der Spalte 12 (Gesamtmittel des Lufttransportes über Island) nicht zu hoch ver 
anschlagt werden darf, abgesehen von der Stufe 0,2—0,5 km, für die sich in Tab. IV eine hohe prozentuale 
Beständigkeit von 28% ergibt. Erst in 3 km erreicht diese wieder 20%, in der Stufe 3,5—4 km sogar den 
hohen Wert 47% und bleibt bis 8,5 km über 33%. Wir dürfen somit der 2. Schicht 3—8,5 km eine größere 
Einheitlichkeit in physikalischem Sinne zuschreiben. Oberhalb dieser sinken die Beständigkeits-Werte und 
schwanken in dieser 3. Schicht zwischen 18 und 31%, bis dann oberhalb 12,5 km eine 4. Schicht größerer 
prozentischer Beständigkeit (48—29%) einsetjt, für die bis 15 km noch immer 20 Aufstiege als Unterlage 
vorhanden sind. Die mittlere Luftversetjung der Hauptschicht zwischen 3 und 8,5 km erfolgt aus dem 
NW-Quadranten. Die jahreszeitliche Aufspaltung (Sp. 13—16) zeigt eine Drehung von NW im Sommer und 
Herhst zu W—SW im Winter und Frühjahr, d. h. in dieser Höhenschicht liegt der tiefe Druck in den 
beiden ersten Monaten in NE, im Winter und Frühling in NW. Auffallend ist die durchgängige West 
komponente in dieser Schicht, deren Masse wenig unter der halben Atmosphärenmasse zurückbleibt, und 
die nicht in einer anderen Schicht durch eine östliche Komponente kompensiert wird. Dieses Verhalten 
stimmt überein mit einem von de Quervain durch Extrapolation der Bodendrücke nach der Höhe 
gefundenen Ergebnis'): „Darnach würde die Rechnung aufs neue auf die Annahme einer über das Grön 
landhindernis weggehenden, in der Höhe vorhandenen Westströmung führen, also zu einer Entwicke 
lung des Polarwirbels auch nördlich des Polarkreises.“ Aber dieses Ergebnis ist unvereinbar mit d e Q u e r- 
vains eigenen Pilotaufstiegen in Westgröüland mit ihrem vorherrschenden SE, ebenso mit den Auf 
stiegen der Grönland-Expeditionen von W. H. H o b b s 4 ), die von 2—8 km einen langsamen Übergang von 
S nach SW zeigen und erst über 8 km im Gesamtmittel nach W und NW drehen. 
Bemerkenswert ist die geringe Mächtigkeit der darüber folgenden unstetigen Schicht, die in den 
Jahresmitteln (Abb. 1, Sp. 1—11) im allgemeinen kaum mehr als 2 km beträgt und darüber, in 11—14 km 
von stetigem NW abgelöst wird. Da die Höhenlage dieser Schichten anscheinend keinen regelmäßig jahres 
zeitlichen Gang aufweist, kommt sie in den zusammenfassenden Spalten 12—16 weniger deutlich zur Er 
scheinung. 
Ergebnisse von Pilotaufstiegen im Gebiet von Island. Z. f. Geophysik, Jg. 4, H. 7/8, S. 353 f. 
2 ) Met. Beobachtungen auf einer Forschungsreise mit „Meteor“ nach Island und Grönland im Sommer 1928, „Aus dem 
Archiv der Deutschen Seewarte“, Bd. 49, H. 3, 1930, S. 61. 
3 ) Erg. d. Schweiz. Grönlandexp. 1912—13. 1920. S. 375. 
4 ) Reports of the Greenland Expeditions of the Univ. of Michigan 1926—31, Part I, Aerology 1931, S. 23.
	        
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