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Full text: 51, 1932

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. —• 51. Band Nr. 1 
Die Bewölkungsverhältnisse weisen zunächst einen Altostratusstreifen im. Südosten der Insel auf, dessen Höhe 
sich durch den Pilotballonaufstieg zu 3800 m ergab. Er muß also in der Westströmung liegen, die oberhalb von 
2000 m einsetzt. Auffallend war seine während mehrerer Stunden unveränderte Lage, wie überhaupt die gesamte 
dargestellte Wolkenverteilung soweit sie zu überblicken war ziemlich konstant blieb. Die Altostratusbank im Lee 
des Inselmassivs als Hinderniswolke zu erklären, ist nicht möglich. Zwar liegt sie genau an der Stelle, an der eine 
solche in Gipfelhöhe der Inselgebirge (rd. 2000 m) in Uebereinstimmung mit dem Wind in 2000 m (NW) zu 
suchen wäre, denn in dieser Höhenlage wäre eine Hebung der Schichten zu erwarten. Die Messung ergab jedoch 
3800 m für die Wolkenhöhe. Ob bis in diese Höhe ein Einfluß des Gipfels als Hindernis und vielleicht als Quelle 
einer turbulenten Strömung anzunehmen wäre, möchte ich dahingestellt sein lassen. 
Anders ist jedoch der Einfluß auf die unteren Wolken zu erklären. Wir haben es hier im Osten bis Nordosten 
der Insel mit einem Stau der Strömung zwischen 500 und 1500 m Höhe zu tun. Ganz deutlich war ein geschlossenes 
Wolkenfeld zu erkennen, daß sich nach NE zu weit seewärts erstreckte und die Breite der Insel einnahm. Am Rande, 
dessen Höhe wir auf 500 m schätzten, lösten sich Wolkenteile ab und trieben mit nordöstlicher Strömung als Frakto- 
Cumuli dahin. Ebenso konnten im Lee der Insel die über das Bergmassiv und seitlich herumgedrängten Wolken 
fetzen beobachtet werden, die sich vom Wolkenfeld gelöst hatten und sich in der Ferne allmählich auflösten. 
3. Instrumentenbeobachtungen. 
Das Barometer zeigt in den Tropen den typischen Gang, nämlich zwei Maxima um etwa 10 Uhr und 22 
Uhr, zwei Minima gegen 4 Uhr und 16 Uhr. Am 11. Februar beginnt die bis dahin gleichmäßig große Amplitude 
abzunchmen, am 14. Februar nachmittags macht sich stärkerer stetiger Fall bemerkbar und das abendliche 
Maximum ist nicht zu erkennen; damit wird der Sturm vom 15. angekündigt. Der niedrigste Stand des Barometers 
war zwischen 16 und 18 Uhr (Bordzeit), genau entsprechend den starken Windböen. 
Die Feuchtigkeit und Temperatur zeigen keine hervortretenden Unregelmäßigkeiten, nur entsprechende 
kleine Aenderungen an den Sturm tagen. 
Zusammenfassung. 
Im Winter hat die Breite g # bis 32 0 durchweg noch subtropisches Windsystem im Sinne Peppiers (S. 46), 
da stets westliche Winde über östlichen angetroffen wurden. Die Mächtigkeit der NE-Passatschicht ist am größten 
in den Breiten von 20 bis 33 0 , wo sie bis 2500 m emporreicht, während sie zwischen 9 und 19 0 nur bis 2000 m 
gefunden wurde. Daher scheint das Strömungssystem, soweit man sich auf die verhältnismäßig geringe Anzahl 
der Beobachtungen stützen kann, im Winter nicht so verwickelt zu sein, wie Peppier (S. 45) für den Sommer 
annimmt. Es scheint vielmehr, daß in dieser Jahreszeit nur eine einfache Welle für die Höhenverschiebung des 
Passates in Frage kommt, und ein langsamer Abfall seiner Höhe von den Roßbreiten nach dem Aequator statt 
findet. Ob doch noch weiter südlich als 9 0 N eine ähnliche erneute Erhebung des NE-Passates erfolgt, wie im Som 
mer gefunden wurde, könnte vielleicht durch die Ergebnisse der „Meteor-Fahrt“ festgelegt werden. 
Der Ursprung des Passates muß für den Winter in etwa 30 0 bis 32 0 N angesetzt werden. Inwieweit die ange- 
troflenen höheren E-Winde (als die hier fcstgelegte unzweifelhafte Passatschicht) als „Urpassat“ im Sinne von We- 
gener-Kuhlbrodt (siehe auch Seilkopf, Flugmeteorologische Ergebnisse der Ozean-Studienfahrten der Deutschen 
Seewarte, Annalen der Hydrographie usw., 1927) angesprochen werden können, dürfte hiernach nicht endgültig 
entschieden werden können. 
Eine Antipassatströmung ist unzweifelhaft festgestellt, allerdings nur annähernd stetig südlich 20 0 N von 4000m 
an, nördlich von 20 0 ist sie nur zwischen 4 bis 6000 m nachweisbar. Darüber herrschen W- bis NW-Winde, die nach 
Hcrgescll und Wenger (siehe dort, S. 189) als gestauter Antipassat angesehen werden. Wichtig erscheint die 
erneute Feststellung von West- bis Nordwestwinden auch im südlichen Bereich 9 0 bis 19° als Oberwinde, deren 
Bestehen nach Peppier (S. 49) schon früher Berson und Teisserenc de Bort bei afrikanischen Höhenaufstiegen 
beobachtet haben. Ob dies für den Winter die Regel ist und damit die Ferrel’schc Theorie einer Aenderung 
bedarf, kann vielleicht ebenfalls durch die Meteor-Ergebnisse entschieden werden (siehe Hubert a. a. O.). 
Daß die Linksdrehung zum Antipassat auf der inneren Reibung zwischen den Luftmassen beruht, dürfte 
von Sverdrup (S. 80) unzweifelhaft festgelegt sein. Sie zeigt sich bei unseren Aufstiegen auch meist in der Zwischen 
schicht, andernfalls erfolgt oberhalb derselben in etwa 3 bis 4 km ein plötzlicher Sprung um 180°. Die Wirkung 
der Reibung wird offenbar durch die Zwischenschicht stark gedämpft, denn die Veränderlichkeit der Strömungen
	        
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