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Full text: 51, 1932

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Band Nr. 1 
II. Die Abhängigkeit der Höhenwinde von der Wetterlage (Tafel 6). 
Für die Zeit vom 21. Januar bis 16. Februar wurden Wetterkarten zweimal täglich zu 8 Uhr und 19 Uhr auf 
besonders entworfenen Unterdrücken, die bis zur afrikanischen Liberia-Küste reichen, gezeichnet. Als Unterlagen 
wurden die entsprechenden Termin- und Schiffsbeobachtungen aus dem „Wetterbericht der Deutschen Seewarte“ 
genommen und ergänzt durch die täglichen Wetterberichte der Zentralinstitute Frankreichs, Spaniens und Por 
tugals. Für die afrikanische Küste wurden außerdem liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt: Die klimatischen 
Tabellen von 1. Bathurst und Freetown durch das Meteorological Office in London, 2. Praia und Bolama durch das 
Servicio Meteorologico in Lissabon, wofür auch an dieser Stelle nochmals aufrichtiger Dank abgestattet wird. Um 
eine Uebersicht über die Wetterlage auf See zu gewinnen, wurden außer den obengenannten Schiffsmeldungen noch 
die eigenen Schiffsbeobachtungen sowie die einer Anzahl inzwischen bei der Deutschen Seewarte eingegangener 
Schiffstagebücher verwertet, endlich noch aus den durch das Sekretariat des internationalen meteorologischen 
Komitees zu de Bilt herausgegebenen „Listes des Meteogrammes des navires sur mer“ alle dort noch vorliegenden 
Schiffsmeldungen bis zu 40 0 westlicher Länge und 5 0 bzw. 6o° nördlicher Breite entnommen. Auf diese Weise 
ließ sich ein ziemlich genaues Kartenbild der jeweiligen Wetterlage entwerfen. In Anbetracht der herrschenden 
Windströmungen lassen sich drei Abschnitte unterscheiden: 
1. Abschnitt: Die Ausreise stand bis etwa 17 0 N Breite vorwiegend unter dem Einflüsse hohen Druckes, der sich 
von Großbritannien über Frankreich und Spanien nach der nordwestafrikanischen Küste ausdehnte und umfaßt 
die Aufstiege 1 bis 7. 
Im 2. Abschnitt wird die afrikanische Küste mit den im Süden durchziehenden Tiefdruckbildungen bestim 
mend für die unteren Strömungsverhältnisse: Aufstiege 8 bis 28. 
Der 3. Abschnitt bringt den Abschluß der Aufstiegreihe auf der Rückreise, die am Ost- bzw. Nordostabhang 
des von Madeira nach Spanien zu vorstoßenden Hochdruckkeiles erfolgte mit den Aufstiegen 31 bis 39. 
1. Abschnitt. 
Allgemeine Druckverteilung gemäß Karte vom 23. Januar 19 Uhr (Tafel 6). 
a) Die ersten drei Aufstiege erfolgten am Westrand einer über Spanien südwärts vorgeschobenen Hochdruck 
zunge und zeigen daher am Boden südöstliche Winde, die außer Nr. 2 mit der Höhe rechtsdrehen nach W und NW. 
Dies entspricht sowohl den allgemein bekannten Verhältnissen dieser Breiten, als auch der besonderen Wetterlage. 
Infolge der niedrigen Wolken erreichten die Aufstiege nur geringe Höhen, 1000 bis 2000 m. 
b) Die nächsten Aufstiege zeigen unter der fortschreitenden Einwirkung des ostwärts vorrückenden Tiefs 
(Karte vom 27. Januar, 8 Uhr) westlich der Azoren Zunahme der östlichen Bodenwinde, während schon in 500 m 
ein großer Rückgang der Windgeschwindigkeit festzustellen ist, und schrittweise höher, später wieder tiefer 
rückendes Rechtsdrehen. Bei Nr. 4 wird die Rechtsdrehung in 600 m durch Windstille abgegrenzt, oberhalb 
welcher Linksdrehung bis zur höchsten gemessenen Höhe von 4500 m reine anticyklonale Lage anzeigt. Die Inver 
sionsschicht war durch Cumulusbildung bemerkbar. Die Rechtsdrehung steigt beim Aufstieg 5 bis 1200 m, bei 
6 bis 1500 entsprechend der Annäherung des Kernes, um bei 7, der nach Ausbildung eines von Madeira nach der 
Gibraltarenge vorgeschobenen Hochdruckkeiles an seinem südlichen Abhang erfolgte, wieder auf 1200 m zurück 
zusinken. Der Durchzug von Tiefdruckbildungen bewirkt demnach Ablenkung der Passatströmung nach Südost. 
2. Abschnitt. 
Bei dem Aufstieg 8, der in der geringen Entfernung von wenig mehr als 20 km von der Küste erfolgte, ist 
der Bodenwind durch die Landnähe nach N durch die thermisch bedingten Druckunterschiede abgelenkt, dann 
erfolgt Rechtsdrehung bis 3500 m. Darüber Linksablenkung und veränderliche W-Winde. Hier besitzt die letzte 
Phase jedoch nicht die große Stetigkeit der Drehung, wie sie bei 4 bis 7 beobachtet wird, d. h. die anticyklonale 
Tendenz ist in der Höhe nicht gut durchgebildet und es müssen Störungen primärer Natur vorliegen. Es über 
wiegt demnach im ganzen cyklonale Strömung. 
Auch beim Aufstieg 9 überwiegen noch die cyklonalen Bedingungen; wie bei den vorhergehenden besteht 
Rechtsdrehung und zwar um mehr als 200 0 bis 3500 m, dann nicht vollständig stetige Linksablenkung. 
Nun geht die Einwirkung des cyklonalen Systems infolge stärkerer Ausbildung des nach der afrikanischen 
Küste vorgestreckten Hochdruckkeiles, an dessen Südabhang sich das Schiff befindet, wieder herab, bei 10 wirkt 
sie nur noch bis 1000 m und ist bei 11 und 13 nur noch in vorübergehenden Drehungen nach SE-lichen Richtun 
gen zu bemerken.
	        
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